Wie bringt man Kinder dazu, Freude am Garten zu finden? Und wie kann man die Lust auf Lesestoff wecken? Diese zwei Fragen sind Ursprung eines neuen Buchprojekts des Solothurner Autors Franco Supino. zmitz-Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat sich das Kinderbuch angeschaut.

Der Solothurner Franco Supino schreibt mehrheitlich Erwachsenenbücher – aber auch solche für Kinder und Jugendliche. Schauplatz sind meist seine zwei Heimatländer: Italien und die Schweiz. Vor wenigen Wochen hat er mit «Geheimnis im Klostergarten» ein Erstlesebuch veröffentlicht, das in Solothurn spielt und den Garten des Kapuzinerklosters als Schulort ins Zentrum rückt. Die Geschichte zeigt schön auf, wie sich mit der Arbeit im Garten die Dynamik der Klasse verändert, wie schnell und unkompliziert Kinderfreundschaften entstehen können. Zudem habe ich beim lesen der Geschichte über den Altrocker This van Moor gelacht, der etwas schrullig geschildert wird. Die Illustrationen sind einfach, aber schön. Sie erinnern fast ein bisschen an Collagen.

Wie Franco Supino dazu kam, ein Erstlesebuch zu schreiben und worauf er achten musste, erzählt er im Gespräch mit Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken. 

Wie bist du dazu gekommen, ein Erstlesebuch zu schreiben?
Durch meine Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule sehe ich, wie wichtig die Phase des Erwerbs der Schriftsprache, also des Lesens und Schreibens, ist. Kinder in diesem Alter verstehen weit komplexere Texte, als sie lesend bewältigen können. Leider gibt es für diese «Zwischenphase» eine Fülle banaler Publikationen: einfach gestrickte, fantasievolle Geschichten – gerne mit Feen oder Bären als Hauptfiguren. Ich wollte einen Roman aus der Jetzt-Zeit, mit realistischen Figuren und einer erkennbaren Welt für Erstleser:innen erzählen. Deshalb ist es ein Buch mit 10 Kapiteln und 100 Seiten, durchgängig illustriert, geworden. Es dokumentiert drei Monate im Leben von drei Kindern: Tina, Pit und Stella. Es spielt im Kapuzinerkloster und im Hermesbühlschulhaus Solothurn – und ich habe eine Anekdote aus Chris von Rohrs Schulzeit, die er in seiner Autobiographie «Himmel, Hölle, Rock’n’Roll» erzählt, verarbeitet. 

Worauf musstest du achten? Gab es klare Vorgaben?
Ja, ich war sehr streng zu mir, denn für das Verfassen eines Erstlesetextes gibt es von den Verlegern einige Vorgaben, an die ich mich gehalten habe:

  • Kinder sollen von der Geschichte emotional und sozial betroffen sein.
  • Die Inhalte sollten dem Leben des Lese-Kindes nahekommen.
  • Die Kinder sollen eine Beziehung zur Hauptfigur entwickeln und sich mit Held:innen identifizieren können.
  • Die Schriftgrösse muss dem Erstlesen entsprechen. (mind. 14 P)
  • Der Schrifttyp soll so gewählt sein, dass er einen hohen Grad an Unterscheidbarkeit gewährleistet.
  • Erstlesebücher brauchen Illustrationen
  • Lange und schwierige Wörter sowie Wortkonstruktionen sollen vermieden werden.
  • Bindestrich-Koppelungen erleichtern das Lesen.
  • Keine Trennung von Wörtern auf zwei Zeilen.
  • Einfache Satzkonstruktionen erleichtern die Verständlichkeit
  • Indirekte Rede eignet sich nicht für Erstlesende.

Warst du frei in der Wahl des Themas – oder gab es auch da Vorgaben?
Ich war ganz frei. Ich habe das Kinderbuch «Geheimnis im Klostergarten» geschrieben, weil wir für die 1. und 2. Klasse eine Lektüre suchten, die zum Thema Garten passt, ohne aber das Thema Garten im literarischen Text zu instrumentalisieren – was leider oftmals vorkommt. Gaby Ferndriger, die Verlegerin des Baeschlin-Verlages, ist sofort drauf eingestiegen ist, weil sie in ihrem Verlag Kinderbücher mit Lebenswelt-Bezug zur Schweiz will. Zudem ist sie ein Klosterfan! Mit «Geheimnis im Klostergarten» lässt sich hervorragend das Sachunterrichtsthema «Garten» in dieser Stufe mit dem Lesen von Literatur verbinden. Wir haben dazu einen Unterrichtsbogen und Lerneinheiten geschaffen, die von der Unterstufe des Schulhauses Hermesbühl in Solothurn getestet wurden. 

Wie sehr ärgert es dich, dass in der Zwischenzeit der Klostergarten für die Schulen geschlossen wurde?
Einerseits bin ich froh, dass das Projekt gestoppt wurde, bevor es startete. Andererseits müssen sich das Amt für Umwelt, respektive der Kanton, schon fragen, was sie mit solch medial ausgeschlachteten Aktion auslösen: In den letzten Jahren habe zig Kinder in den Beeten des Kapuzinerklosters Gemüse und Kräuter angepflanzt – so wie Jahrhunderte lang die Mönche, die alle sehr alt wurden. Und nun soll die Gesundheit der Kinder gefährdet sein? Die jetzigen Kinder des Hermesbühl haben eines gelernt: Die Böden in Solothurn sind vergiftet, hier darf man nicht mehr gärtnern. Statt im Garten, pflanzen sie nun Kartoffeln in Plastiksäcken an.

Infos zum Buch findet man hier und kaufen kann man das Buch hier.

 

 

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.