Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar hat sich den Film «Sisi & ich» angeschaut. Dabei hatte sie vor allem den Fokus auf der Solothurner Schauspielerin, die leider nur eine Nebenrolle hatte. Aber auch andere Frauen glänzten.

Ich geb’s ja zu: Ich gehöre zu jenen, die sich regelmässig zur Weihnachtszeit die Sissi-Filme gönnen, sich mit Hingabe in die gesoftete Idylle rund um die bezaubernde Romy Schneider fallen lassen. Dem entsprechend war ich gespannt auf die Vorpremiere von «Sisi & ich» im Canva Club in Solothurn. Angekündigt waren Regisseurin Frauke Finsterwalder, Schauspieler Stefan Kurt und «unsere» Sophie Hutter, die zurzeit auch mit ihrer Rolle in der Serie «Neumatt» alle Augen auf sich zieht. Die Tatsache, dass Sophie Hutter mitspielt, hat mich und vielleicht auch noch andere, die im Publikum sassen – vor mir Sophies Gotti, hinter mir Sophies Vater – gelegentlich vom filmischen Geschehen abgelenkt. Denn «man» sucht die Leinwand nach ihr ab, wartet auf ihren Auftritt, spitzt die Ohren für ihre Aussagen und verpasst deswegen einen anderen wichtigen Satz, verliert – für einen Wimpernschlag lang – die Aufmerksamkeit.

«Sisi & ich», ab heute im Canva Club zu sehen, räumt gehörig auf mit dem Mythos Sisi: Die Geschichte ist aus der Perspektive von Hofdame Irma Gräfin von Sztaray erzählt, die als nicht mehr junge Frau zu der nicht mehr jungen Kaiserin Sisi kommt, sich stante pede in ihre «Chefin» verliebt und bis zu deren Ermordung in Genf treu an ihrer Seite bleibt. Sandra Hüller füllt als Irma jede Facette ihrer Rolle aus, geht in ihrer ehrlichen und aufrichtigen Liebe zu Sisi auf. Ich leide aus dem Kinosessel heraus mit ihr, wenn sie nach Anerkennung lechzend für Sisi ihre Grenzen überschreitet, von Sisi gedemütigt wird, sich für Sisi zum Deppen macht … auch, weil sie wild entschlossen ist, die geschenkten Freiheiten, die mit ihrer neuen Aufgabe verbunden sind, zu verteidigen.

Wenngleich mit Stefan Kurt die Rolle als Graf Berzeviczy (eine Art Assistent der Kaiserin) hervorragend besetzt ist; die Frauen dominieren, leben sich aus, die Männer verkommen zur Staffage, wirken wahlweise lächerlich, bemitleidenswert oder unsympathisch. Regisseurin Frauke Finsterwalder hat den Film gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schweizer Schriftsteller Christian Kracht geschrieben, die Geschichte auf 16-mm-Film gebannt und mit einem grossen Budget produziert. Entstanden sind rauschhafte 132 Minuten mit beeindruckenden Bild- und Farbwelten, die Dialoge von literarischer Qualität, der Soundtrack …aber: lassen Sie sich überraschen. Die Schauspielerinnen sind in Sonne getaucht und vom Wind umspielt. Sie leben ihr Leben fernab enger Korsagen und der nicht minder engen Moral des kaiserlichen Hofes. Sisi, wunderbar gegeben von Susanne Wolff, ist kapriziös, egoistisch, rastlos, immer etwas distanziert und von einer Attraktivität, die Menschen in ihren Bann zieht, die gleichzeitig aber auch zerstörerisch wirken kann.

Der Film eilt durch viele Schnitte und Bilder, aber leider hat es zu wenige Sophie-Hutter-Momente drin. Trotzdem: Die in Berlin lebende Solothurner Schauspielerin gehört als Hofdame Fritzi zu Sisis Entourage und verkörpert – obwohl sie nicht wirklich viel Filmzeit geniesst – ungemein stark das Moderne, das Radikale, das Aktuelle dieses Films.

Und damit noch klar ist, wer nun tatsächlich anwesend war, hier die Bildegende: Helmut Zipperlen im Gespräch mit Frauke Finsterwalder, Stefan Kurt und Sophie Hutter.

Infos zum Film findet man hier.

 

 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.