Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar hat dem neuen künstlerischen Leiter des Kunsthaus Grenchen auf den Zahn gefühlt. Sein Ziel: Kunst nahbar machen.

Kunstinteressierte Solothurnerinnen und Solothurner kennen ihn aus seiner Zeit als Assistent am Kunstmuseum Solothurn. Mit den dort gemachten Erfahrungen und dem erweiterten Netzwerk machte er sich im vergangenen Sommer auf zu seiner neuen Stelle als Künstlerischer Leiter im Kunsthaus Grenchen. Dort hat er die Nachfolge von Claudine Metzger angetreten. Mich hat wundergenommen, wie dieser «Ruck nach Westen» auf ihn wirkt und was er sich so alles vorgenommen hat.

Robin, mit welchen Überlegungen hast du dich für den Job als Museumsleiter beworben?
Mit der Überlegung und Überzeugung, dass ich sehr gerne im Aktionsfeld zwischen Kunst und Publikum tätig bin und für die heutige Zeit relevante Ausstellungen für die Öffentlichkeit gestalten möchte.

Wie hat das Kunsthaus Grenchen dein Herz erobert?
Es sind die tolle Kombination aus Altbau und Neubau, die unmittelbare Nähe zum Bahnhof, die klare Ausrichtung (Druckgraphik und Zeitgenössische Schweizer Kunst) und die international verzweigte Sammlung, welche hochkarätige Namen aus der Kunstgeschichte vereint.

Und woran möchtest du schleifen, optimieren?
Grenchen kann sicher noch stärker strahlen, mehr wahrgenommen werden. Ich hoffe, dass ich das mit einer Mischung aus guten Ausstellungen und einer etwas verstärkten Werbepräsenz erreichen kann.

Eine ketzerische Frage: Verstehst du dich als Künstler oder Ausstellungsmacher?
Auf keinen Fall als Künstler! Als Ausstellungsmacher, ja, und ganz allgemein als Vermittler von Kunst.

Kunst nahbar machen ist dir also ein Anliegen?
Ja, auf jeden Fall. Das sollte aber nicht so weit durch Kommerzialisierung «verdreht» werden, dass es auf Kosten des Inhalts geht. Aber es ist natürlich essenziell, dass die Ausstellungen, die man als Kunsthaus/Museum anbietet, auch gesehen werden (können).

Wo holst du dir deine Inspiration für deine Arbeit?
Für mich ist das Schöne an der Kunst, dass sie von vielem beeinflusst wird und sich in ihr fast segmentartig verschiedene Faktoren aus der jeweiligen Zeit «einschreiben» können. Von daher nehme ich Inspiration aus allem Möglichem: Bücher, Gedanken, Filme, Zeitgeschehen, Philosophie, dem Gespräch mit Freunden und Künstlern und natürlich aus anderer Kunst resp. aus anderen Ausstellungen selbst.

Auf welche Ausstellung dürfen wir uns freuen?
Unser Programm, das von mir konzipiert wurde, beginnt u.a. mit der Präsentation «Machen Menschen Maschinen?», wo frühe Druckgraphiken von H.R. Giger und F.A. Wyss gezeigt werden. Es geht um die Beziehung zwischen Mensch und Maschine, die damals, in den 1960er- und 1970er-Jahren natürlich omnipräsent war (man denke an die erste Mondlandung 1969), die aber auch heute, im Zeitalter von intelligenten Chat-Programmen und selbstfahrenden Autos wieder eine grosse Relevanz hat. Dieses Thema hat auch viel mit Grenchen zu tun, der Technologiestadt im Grünen, in deren bewegten Geschichte mit der Uhrenindustrie die Maschine eine grosse Rolle gespielt hat.

Die Ausstellung «Machen Menschen Maschinen» Hans-Ruedi Giger und Franz Anatol Wyss. Frühe Druckgrafiken.» läuft vom 19. März bis 9. Juli 2023 im Kunsthaus Grenchen. Infos dazu findet man hier.

 

Titelbild Quelle: Hanspeter Bärtschi, Solothurner Zeitung

 

 

 

 

 

 

 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.