Auf dieses Konzert hat Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken schon eine ganze Weile gewartet. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen – und sie wurden erfüllt.

«Eigentlich müsste heute Abend Endo auf der Bühne stehen», geht es mir wenige Minuten vor dem Konzert mit Stephan Eicher und Roman Nowka in der Kulturfabrik Kofmehl  durch den Kopf. Nowka hatte zusammen mit Simon Gerber (Bass) und Lionel Friedli (Schlagzeug) sowie mit Endo Anaconda ein Mani-Matter-Programm einstudiert. Und dann starb Endo – und eine Lücke ging auf. Nowka überlegte, ob er das Projekt beiseitelegen soll oder wer «das Erbe» von Endo antreten könnte. Er hatte einen Wunschkandidaten: Stephan Eicher – und schrieb ihm darum eine Mail. Dieser sagte zu und so sind der Bieler Gitarrist und der Berner Sänger heute gemeinsam auf der Kofmehl-Bühne.

Zu Beginn des Abends spielen nur die drei Musiker Matter-Lieder. Und mir wird bewusst, wie tief Matters Musik in unserer DNA steckt: Wenige Klänge, ein kurzer Akkord und in meinem Kopf bilden sich Worte. Die Liedtexte kommen fast automatisch – vielleicht nicht lückenlos, aber sie sind da.

«Dr Hansjakobli und ds Babettli» wird nur instrumental gespielt – und doch fehlt nichts. Als dann Eicher mit auf der Bühne ist, macht sich die ausverkaufte Kofmehl-Halle auf zu einem «Alpeflug», der rasant, holprig ist und ein abruptes Ende nimmt. Nowka, gesundheitlich angeschlagen, ist froh, dass Eicher in Plauderlaune ist. Dieser macht sich Gedanken über die Fussball-WM, über den Berner Dialekt oder «das orange Zügli». Und auch das Publikum ist mitteilungsbedürftig. Zumindest ein paar der Anwesenden. Als Eicher ankündigt, dass nun ein Lied folgt, das politisch wohl nicht mehr korrekt sei, schrie einer in Sekundenschnelle: «Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama» Volltreffer! Eicher applaudiert und macht darauf aufmerksam, dass die letzte Zeile auf typisch schweizerisches Gebaren hinweist und er sich kurz überlegt hat, eine Grossbank als Sponsor für die Konzertreihe anzufragen.

Lied an Lied reiht sich. Und mir wird plötzlich bewusst, wie viele der in den 70ern geschriebenen Texte perfekt in die heutige Zeit passen. Die Themen, die die Menschen bewegten, waren gar nicht so anders als heute.

Als es gegen das Ende des Konzertes zugeht, kündigt Eicher an, dass er eine Sekte gegründet habe. Eine, die sich gegen «Zugaben» wende. Ein weiterer Konzertbesucher wird munter und erklärt im Detail, warum er dies absolut unterstützt. Begeistert von dessen Ausführungen meint Eicher: «Wir haben einen Priester gefunden!» Und das Publikum vier Götter zum Anhimmeln. Was da auf der Bühne musikalische geboten wurde, war grosses Kino. Ein schöner Abschluss des zmitz-Kulturjahres – finde ich.

Und während es nun ohne allzu viel «Hemmige» von Bahnhof zu Ysebahn langsam Richtung Endstation geht, fliegen meine Gedanken doch wieder zu Endo – und ich überlege mir, ob er wohl gerade mit Mani Matter zusammen irgendwo auf einer Wolke sitzt, ein Bärner Müntschi trinkt und findet: «Es isch guet, wie s isch!»

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.