Das diesjährige Kultürchen ist eine Fortsetzungsgeschichte, ein Schreibexperiment sozusagen. Teil 19 geschrieben hat Mirco Koch, die Illustration dazu ist von Melanie Caroline Wigger.

Mir ist, als stürzt der viele Schnee mit einem riesigen Krachen von den Bäumen. Er begräbt mich unter sich. Ich bekomme keine Luft mehr und in meinem Kopf dreht sich alles.

Warum sucht die «Kindes und Erwachsenenschutzbehörde» von Le Landeron ausgerechnet an Nadja adressiert einen geeigneten Vormund? Und warum lässt sie das amtliche Schreiben so geheimnisvoll und tief in der Nacht von einem in weisse Jeans gezwängten und bekifften Kauz überbringen?

Es dreht schneller und schneller.

Wie kann der ausser Kontrolle geratenen Engel Sebastian so von der Rolle sein, dass er mir den für Nadja bestimmten Brief augenzwinkernd andreht? Und was hat er in dieser vorweihnachtlichen Nacht sonst noch mit mir vor?

«Witwe Marie-Louise!», schiesst es mir durch den Kopf. Braucht sie einen Vormund? Vergesslich mittlerweile, zwingt sie dem alten Filou aus lauter Langeweile «lustige» Kunststücke auf.

Adoption! Erinnerte sich jemand daran, dass Nadja vor Jahren am Städtchenfest von Le Landeron nach der dritten Flasche «Weissen» auf die Festbank kletterte und lauthals ihren unerfüllten Kinderwunsch in die amüsierte Runde schrie.

Oder will mich jemand vor meiner Sympathie zu alkoholischen Getränken schützen?

Es dreht noch schneller.

Noch bevor wir den Brief lesen, frage ich mein Handy. Im Netz konnte ich in Le Landeron auf Anhieb keine KESB finden. Erst im nahegelegenen Biel gibt es eine Adresse. Oder in Neuchâtel, die APEA.

«Die Sache stinkt zum Himmel», höre ich mich in Nadjas Ohr flüstern.

 

Mirco Koch, ehemaliger zmitz-Blogger, Lehrer und Musiker bei «krummundnett» oder «Cosmonoz».

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