Eine gute Adventsgeschichte braucht auch gute Bilder. Die sind dank dem schnellen, gekonnten Strich von Illustratorin Melanie Carolin Wigger entstanden, Wie, das weiss zmitz-Blogger Fabian Gressly.
Gestern gabs schon einen kleinen Vorgeschmack darüber, was Ihr ab Donnerstag und bis am 24. Dezember bei uns erwarten dürft (schau hier). Irgendeinmal, da waren die Autor:innen schon längst am Schreiben, dachten wir uns, dass diese Geschichte doch auch noch irgendwie illustriert werden sollte. Text ist gut und recht, aber wenn jede Episode noch ein eigenständiges Bild kriegen würde, das wäre schon Hammer, oder?
zmitz will den Kultur-Scheinwerfer dorthin richten, wo noch nicht alle Ecken ausgeleuchtet sind. Menschen eine Plattform geben, die noch nicht so bekannt sind, von denen wir aber vollständig überzeugt sind. Junge Kultur- und Kunstschaffende etwa. Und irgendwie sollten die Bilder im Look and Feel auch zur Idee des Textes passen. Da fiel mir schnell mal Melanie Carolin Wigger (zu ihrer Website geht’s hier, zu ihrem Instagram-Kanal hier) ein. Sie begegnete mir auf dem kulturellen Parkett, als die gebürtige Solothurnerin letztes Jahr einen Förderpreis des Kantons Solothurn erhielt. Die 31-jährige Illustratorin ist so vielseitig, dass ihr bestimmt etwas einfallen würde, wie unsere Geschichte zu bebildern wäre. Oder wie es das Kuratorium für Kulturförderung formulierte und ich nicht besser ausdrücken könnte: «Gekonnt pflegt sie ihren eigenen Stil, unabhängig der Technik, und hat offensichtlich viele Ideen, die nur auf ihre Umsetzung warten.» Und wie ging das genau vor sich? Das erzählt uns Melanie im Interview.
Wie gehst Du bei so einem Job an die Arbeit? Hast Du z.B. vor dem ersten Strich, den Du machst, so etwas wie eine Grundidee?
Melanie Carolin Wigger: Bei allen Arbeiten fertige ich immer zuerst viele kleine grobe Skizzen an. Daraus wähle ich einige aus, vertiefe diese und entscheide mich dann für die passendste Version. Je detaillierter und aufwändiger die schlussendlich gewählte Technik, desto wichtiger die Skizzen. So verhindert man, in der Hälfte nochmal von vorne anfangen zu müssen oder am Ende komplett das Gefühl zu haben, man hätte es anders machen müssen.
Wie arbeitest Du eigentlich? Wie Walt Disney anno 1930, als alles auf Papier am Zeichentisch entstand? Nur noch digital am Compi?
Wigger: Für Skizzen arbeite ich oft digital, um nicht in Papierbergen zu ertrinken. Für das fertige Produkt arbeite ich dann aber meistens auf Papier. Hier verwende ich so gut wie alle zur Verfügung stehenden Techniken querbeet. Ich liebe es zu experimentieren und Neues zu entdecken. Für Aufträge verwende ich dennoch meist Techniken, mit denen ich jahrelange Erfahrung habe. Hier mische ich auch oft analog und digital. Digital ist besonders dann praktisch, wenn zukünftig Änderungen von Farben/Formaten etc. anstehen, bestimmte Farbcodes verwendet werden oder die Arbeit ausschliesslich digital erscheint.
Du pflegst unterschiedlichste Stile in deiner Arbeit. Vom sehr Feingliedrigen über eher Düsteres, grafisch Ausdruckstarkem bis zu bunt-Fröhlichem. Steckst Du damit schon frühzeitig das Spektrum, in dem Du dich bewegen wirst, ab? Quasi auch als Portfolio für Kunden? Oder gibt’s noch unbekannte Ecken in deinem Schaffen, die es noch zu entdecken gilt?
Wigger: Auf meiner Webseite zeige ich bewusst nur Illustrationen, deren Umsetzung mir leicht fallen, mit Techniken bei denen ich sattelfest bin und die ich einem kommerziell vernünftigen Zeitrahmen erstellen kann. Potentielle Kund:innen sollen ja schliesslich nicht die Katze im Sack kaufen. Privat arbeite ich vielseitiger und experimentierfreudiger. Täglich weckt Neues mein Interesse, egal ob morbid oder komisch. Das betrifft die Themen, wie auch den Stil. Ich achte jedoch privat wie beruflich darauf, dass die gewählte Technik sowie der Stil jeweils der Erzählung/Vermittlung dienen. Quasi «form follows function». Meine Illustration soll keine Dekoration sein, sondern eine Ergänzung zum Text und im Idealfall eine Geschichte für sich.
Du hast für ein Projekt drei Monate lang in einem Pflegeheim gearbeitet. Das ist zwar ein bisschen her, aber gibt es etwas, das dich nachhaltig geprägt hat und deine Arbeit noch heute beeinflusst?
Wigger: Natürlich habe ich aus der Zeit vieles für meinen persönlichen Alltag mitgenommen. Beruflich hat mich die Recherche-Zeit im Pflegeheim ein weiteres mal in meiner Überzeugung bestätigt, dass umfangreiche Recherche absolut unentbehrlich ist. Meine Graphic Novel «Vincent – Freundschaft und Demenz» (a.T.) profitiert jedenfalls sehr davon.
Du hast 24 Bilder für diese Geschichte hergestellt. Wäre es auch in Frage gekommen, selbst in die Tasten zu hauen? Oder kommt Zeichnen klar vor Schreiben?
Wigger: Ich schreibe genauso gerne, wie ich zeichne. Für meinen Kurzfilm «The Germans» (Trailer hier, Anm.d.Red.) sowie auch für «Vincent» habe ich zuerst das Script geschrieben, erst danach setzte ich mich an die Bilder. Bevor ich alles recherchiert und einen ersten Entwurf niedergeschrieben habe, mache ich höchstens Moodboards oder kleine Skizzen um Ideen festzuhalten. Gerade im Bereich Comic/Graphic Novel ist Schreiben mindestens genauso wichtig wie Illustrieren. Da eine Geschichte zu illustrieren viel Zeit in Anspruch nimmt, schlummern in meinen Schubladen zahlreiche Zettel voll mit Entwürfen und Ideen für später. Bei jeder Umsetzung liebäugle ich bereits mit dem nächsten Projekt.
Ein weiteres Interview mit der Kunstschaffenden in Zusammenhang mit der Vergabe des kantonalen Förderpreises gibt es hier ab Seite 5.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.