Gesichter auf Weltplakatgrösse schauen uns unterwegs vom Rosengarten zur Kreuzackerbrücke an. Was aussieht wie eine übereifrige Wahlkampfkampagne ist eine Ausstellung des Fotografen David Scholl. Bloggerin Fatma Kammer hat sich die Bilder angeschaut.

David Scholl, Träger des aktuellen kantonalen Förderpreises für Fotografie, hat im Auftrag von PUSH, des Vereins SkateSO, eine Charmeoffensive gestartet. Die jungen sympathischen Gesichter gehören Skater:innen, die sich für einen eigenen Platz stark machen.

David Scholl setzt dabei ganz bewusst auf schnörkellose Porträtaufnahmen. So wirken die Modelle, als gehören sie jemandem aus der Nachbarschaft. Es könnte der Lernende sein aus der Bäckerei nebenan oder der Maturand, der um das Taschengeld aufzubessern Nachhilfe gibt. Keinem würde beim Betrachten der Bilder in den Sinn kommen, dass diese Jugendlichen wegen (Lärm-)Ansammlungen am Kreuzackerpark unerwünscht sein könnten. Die Fotos zeigen sympathische Leute und keine Unruhestifter.

Die Ausstellung startete praktisch zeitgleich mit dem Beginn der HESO. Womöglich kein Zufall. Möglichst viele würden normalerweise an den Plakaten vorbei gehen. Wenn da nicht die Wettergöttin dem Anliegen einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Kaum jemand verweilt bei kaltem Wind und Regen vor den Porträts. Und kaum ein Modell darauf traut sich bei diesen Bedingungen auf dem Skateboard einen Push zu machen, um eine Vorwärtsbewegung auszulösen. Nicht beim Kreuzackerpark oder sonst irgendwo. Die Kunstausstellung ist damit um einen wichtigen Faktor beraubt: der Möglichkeit der Begegnung. Schön wäre es gewesen, den einen oder anderen Skater auf die Plakate anzusprechen oder die Sprünge und Stürze den Gesichtern zuzuordnen.

So bleiben nur noch die Porträts auf Weltplakatgrösse, durchgenässt und gewellt. Bis sie morgen, 27. September, abgenommen werden. Wer die Ausstellung verpasst hat, hier ein kleiner Trost: Auf dem instagram Profil «skate.so» findet man die Geschichten zu den Porträtaufnahmen. Jedoch sind die Akteure auf dem sozialen Netzwerk nicht so kunstvoll abgelichtet wie auf den Ausstellungsplakaten. Kunst ist halt live am schönsten, trotz Vergänglichkeit und Wetterabhängigkeit.

Bei ihr liegen die Ideen für Texte oft wirklich «auf der Strasse»: Fatma hat ein unglaublich gutes Gspüri für spezielle Menschen und ihre Geschichten. Und sie macht sich viele Gedanken über das, was sie umgibt. Darum wird sie auf zmitz mit Sicherheit nicht nur über besuchte Anlässe berichten, sondern auch über unerwartete Begegnungen mit Street-Art, mit Strassenmusikern oder dem «Kunstschaffenden von nebenan» und erzählen, was ihr dabei so durch den Kopf geht.