Am 11. August wird im Künstlerhaus S11 in Solothurn die Ausstellung «11erlei» eröffnet. Blogger Gianni Leardini hat dies zum Anlass genommen, bei einem der Initianten einen Augenschein zu nehmen: Er hat sich in der Satzwerkstatt umgeschaut.

Am Anfang war das Wort. Dann kamen fleissige Mönche, die dieses Wort von Hand niederschrieben. Im 15. Jahrhundert erfand Gutenberg den Buchdruck mit den Bleibuchstaben, was die Produktion von Texten und Büchern in grossen Auflagen ermöglichte. In den 1970er-Jahren schliesslich folgte der computergesteuerte Fotosatz. Die Bleibuchstaben waren gestorben – oder fast. Ein paar Kreative der Grafischen Vereinigung Solothurn retteten die Erinnerung an das alte Handwerk, indem sie im Jahr 2000 im historischen Burrisgraben in Solothurn die Satzwerkstatt mit Werkzeugen aus den Anfängen des Buchdrucks einrichteten.

«Eigentlich sollte im 2020 das 20-Jahr-Jubiläum der Satzwerkstatt stattfinden. Dann kam die Pandemie, jetzt feiern wir halt zweimal 11 Jahre», erklärt Peter Schiltknecht. Für die Feier gibt’s einen besonderen Leckerbissen: Die Ausstellung «11erlei» im Künstlerhaus S11 in Solothurn, die mit der Vernissage vom 12. August startet und bis am 4. September 2022 dauert*. Peter Schiltknecht ist der Kurator des Events, Markus Daeppen der «Mentor und Ratgeber», beide haben – das versteht sich von selbst – in jungen Jahren das Handwerkt der Typografie gelernt. Das Konzept ist originell und spannend, die Kunstschaffenden mussten für die Teilnahme zwei Bedingungen erfüllen: Erstens mussten sie in ihrem Objekt in irgendeiner Form die Solothurner Zahl 11 integrieren; zweitens mussten sie ein beliebiges Druckverfahren anwenden, weshalb schliesslich einige der Projekte in der Satzwerkstatt selber umgesetzt wurden.

Entstanden sind rund 60 Objekte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einerseits wegen der erstaunlichen Vielfalt der angewendeten Verfahren; andererseits wegen der Integration der Zahl 11, die nicht immer auf Anhieb zu erkennen ist. «Manchmal ist der Ansatz mathematisch, dann sprachlich oder sogar philosophisch», so Schiltknecht. Wir verraten hier nicht zu viel über die teilnehmenden Kunstschaffenden und ihre Werke. Nur das Lieblingsstück von Peter Schiltknecht sei genannt, schliesslich schmückt es auch die Titelseite des von Markus Daeppen wunderbar gestalteten Ausstellungskatalogs: Es ist der «Faltenwandler» der Manufaktur Tagesstätte des Discherheims Solothurn – eine frei formbare, 11 Meter lange Raupe aus tausenden von gefalteten Seiten aus der Solothurner Zeitung, die auf zwei Drähte aufgezogen wurden. «Für mich soll Kunst zum Nachdenken anregen, den Austausch und die Begegnungen zwischen den Menschen ermöglichen. Das wollen wir mit unserer Ausstellung erreichen», so Peter Schiltknecht und freut sich schon auf angeregte Diskussionen mit den hoffentlich zahlreichen Besucher:innen im Künstlerhaus.

 

Den Austausch suchen er und andere «kreative Geister» übrigens auch in der Satzwerkstatt. Diese ist weit mehr als ein statisches Museum mit Werkzeugen aus den Anfangszeiten der grafischen Industrie. «Hier kann man heute noch mit verschiedenen Druckverfahren nach einer kurzen Anleitung kleinere und grössere Kunstwerke oder Karten produzieren. Jede und jeder kann sich bei uns melden und die eigene Kreativität ausleben, Einzelpersonen oder Gruppen, wir helfen gerne dabei», erklärt Peter Schiltknecht. Das Ziel ist also auch, das unter anderem wegen Covid rückgängige Interesse für die kleine Werkstatt im Burrisgraben zu wecken: «Die Satzwerkstatt soll weiterleben und nicht museal einschlafen», hofft Schildknecht. Er ist sicher, dass das handwerkliche Erlebnis immer noch den Zeitgeist trifft: «Der Geruch der Blei- und Holzbuchstaben, von Papier und Farbe sind immer noch ein Genuss. Auch wenn ab und zu etwas nicht so gut gelingt – Hauptsache, es macht Spass und spricht alle Sinne an.» Bei jedem Wort von Peter Schiltknecht spürt man den Enthusiasmus und das Herzblut für das alte Kunsthandwerk. Ein Besuch der Ausstellung und in der Satzwerkstatt lohnt sich auf jeden Fall!

Alle Infos zur Ausstellung «11erlei» findet man hier und Infos zur Satzwerkstatt Solothurn hier.

Gianni ist Blogger der ersten Stunde. Er hat schon überall geschrieben und kommuniziert. Bei der Zeitung, für den ÖV, für Spitäler, fürs Vini, jetzt für die öffentliche Verwaltung im östlichen Nachbarkanton. Wieso also nicht für zmitz – wieder. Gianni trifft man immer und überall. Darum schreibt er auch über vieles. Und das durchaus auch mal mit kritischem Blick. Aber lässt sichs auch gut gehen, wenn ihm danach ist.