In weniger als drei Wochen beginnen die 44. Solothurner Literaturtage. Nachdem man in den letzten zwei Jahren ins Internet verbannt war, findet die Veranstaltung wieder vor Ort in Solothurn statt, aber nicht nur, wie zmitz-Blogger Fabian Gressly weiss.
Zwei Neuerungen würden dieses Jahr präsentiert, schreiben die Solothurner Literaturtage in einer Medienmitteilung zum Start am 27. Mai: Einerseits wird es eine Aussenbühne vor der St. Ursentreppe geben, wo Gratislesungen für ein breites Publikum stattfinden werden. Andererseits findet unter dem Label «Campus Solothurn» ein Fachprogramm für Vertreter:innen der Branche und ein interessiertes Publikum statt. Dort werden aktuelle Themen wie Urheberrecht, die soziale Sicherheit von Autor:innen oder die Rolle unabhängiger Verlage behandelt.
Im Zentrum steht aber einmal mehr und wie gewohnt die «Werkschau» – moderierte Lesungen und Gespräche der mehr als 80 eingeladenen Autor:innen und Übersetzer:innen mit ihren Neuerscheinungen aus den Sparten Prosa, Lyrik, Jugend- und Kinderliteratur, Spoken Word, Graphic Novel und Übersetzungen. Und auch dieses Jahr erhalten die Sprachen jenseits der vier Landessprachen eine Bühne. Denn, so stellen die Verantwortlichen fest, «die Schweiz ist nicht viersprachig, sondern vielsprachig». In der «Werkschau+» sind in der Schweiz lebende Autor:innen eingeladen, die (auch) in ihrer Herkunftssprache publizieren. Einen weiteren Schwerpunkt bilden diverse Gesprächsrunden zu gesellschaftspolitischen und literarischen Themen, beispielsweise über Identitätspolitik, die «Rolle der bzw. des Autor:in in der Gesellschaft» oder zu «Kultur in neuen Kanälen».
Einige Veranstaltungen werden aber weiterhin (auch) online als Streaming angeboten. Etwas, das aus dem vergangenen Jahr «mitgenommen» wird. Denn, so stellt Geschäftsleiter Dani Landolf fest, «das online-Festival mit Vollprogramm, das wir letztes Jahr auf die Beine gestellt haben, war ein voller Erfolg – sowohl vom Programm als auch von den Publikumszahlen her». Landolf tritt nach den diesjährigen Literaturtagen ab. Man sei sich in Vorstand und Geschäftsleitung über die künftige Entwicklung nicht einig geworden, hiess es dazu im Januar. Inzwischen konnte aber auch eine Nachfolge präsentiert werden. Im April wurden Rico Engesser, der lange die rechte Hand der Geschäftsleitung – erst von Reina Gehrig und bis letzten Sommer von Dani Landolf – war, und Nathalie Widmer, die seit September 2021 als Programmassistentin bei den Solothurner Literaturtagen tätig ist, gewählt.
Dass auf ihn zwei erfahrene Personen folgen, die den Betrieb schon kennen, gebe ihm ein gutes Gefühl, sagt Landolf, der nun zu den Kornhausbibliotheken Bern geht. Er habe in den rund zwei Jahren «suberi Büez» geleistet, findet der scheidende Geschäftsleiter. Er übergebe die Organisation «in einem guten Zustand» und das neue Team harmoniere und man stehe finanziell gesund da. Es konnten etwa mehr Drittmittel generiert werden, sagt Landolf. Etwas, was in Pandemie-Zeiten nicht selbstverständlich ist. Auch der letztes Jahr eingeführte, neue visuelle Auftritt habe die Literaturtage auf ein neues Level gehoben.
Der Ostschweizer hatte sich für den Traditionsanlass viel vorgenommen. Auch wenn er nicht mehr direkt auf die Differenzen, die zu seinem Abgang geführt haben, eingeht, stellt er doch generell fest, wie sich die Literatur-Landschaft verändert hat. Die Konkurrenz sei durch andere literarische Veranstaltungen in den letzten Jahren gewachsen. Als bestehender Anlass müssten sich die Literaturtage weiterentwickeln, «sowohl programmatisch als auch in den Strukturen». Dabei gehe es etwa um Diversität in den Gremien, Kooperationen, die Basisfinanzierung oder Amtszeitbeschränkungen.
Ob der Wechsel der Geschäftsleitung hier etwas ausgelöst hat, wird sich zeigen. Nun geht es erst einmal in die 44. Auflage der Solothurner Literaturtage. Eröffnet werden sie am Donnerstag, 26. Mai (18 Uhr) mit Beiträgen aus Anlass des 20-Jahre-Jubiläums des Ad*S (Autor:innen der Schweiz), einer Rede der neuen BAK-Direktorin Carine Bachmann und musikalischer Begleitung von Elina Duni und Rob Luft.
44. Solothurner Literaturtage: 27. bis 29. Mai 2022; Details zum Programm und Tickets hier.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.