Mit «Im Sommer sind die Schatten blau» ist ein Buch auf den Markt gekommen, welches zu einem grossen Teil in Solothurn spielt. Die Autorin Mara Meier beleuchtet darin das Leben der Pädagogin und Künstlerin Amanda Tröndle-Engel. Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat mit viel Neugier das Buch gelesen.
«Amanda Tröndle-Engel? Noch nie gehört», so meine erste Reaktion, als ich vom Buchinhalt des neusten Solothurner Werkes «Im Sommer sind die Schatten blau» gelesen habe. Biografien und historische Romane sind sonst nicht so mein Ding. Aber wie bei Christof Gassers Krimi-Reihe machte mich alleine die Tatsache, dass Solothurn – unter anderem – Schauplatz der Geschichte ist, neugierig. Etwas über das Solothurn ganz am Anfang des 20. Jahrhunderts zu erfahren – und gleichzeitig eine Solothurner Künstlerin kennenzulernen, motivierte mich das Buch in Angriff zu nehmen. Und schon mal vorneweg: Ich konnte das Buch nie lange weglegen, immer wieder zog es mich zurück in die Geschichte.
«Im Sommer sind die Schatten blau» ist ein Buch über Kunst, über Emanzipation, über Liebe, über den Kampf gegen «Bünzlitum» und darüber, wie schwierig es ist, zu sich selber zu stehen und trotzdem für Andere da sein zu können. Amanda Tröndle-Engel, am 12. November 1861 in Ligerz geboren, hatte das Glück, ein Umfeld zu haben, dass doch in einem recht grossen Rahmen Verständnis für ihre Liebe zur Kunst zeigte. Auch wenn sie diese zuerst nur als Zeichenlehrerin ausleben durfte. So auch an der Kantonsschule Solothurn, wo sie unter anderem Cuno Amiet unterrichtete. Doch mit der Zeit entwickelte sie den Mut und die Kraft nicht nur Kunst zu vermitteln, sondern diese auch zu leben. Dabei wurde sie von ihrem Mann, einem bekannten und beliebten Oberrichter, unterstützt, der aber viel zu früh starb.
Dieser herbe Verlust, gesellschaftliche Verpflichtungen, eine betagte Mutter und Erwartungen von aussen bremsten die begabte Malerin. Und doch folgte sie immer wieder ihrer Berufung. Sie wagte den Schritt in die Welt der «Malerweiber von Dachau», besuchte Unterricht in München, liess sich in Paris inspirieren. Mit einem Fuss und einem Stück des Herzens war sie aber immer in Solothurn. Was Fluch und Segen zugleich war. Einerseits fühlte sie sich da geborgen, andererseits war Solothurn immer mit Pflichten verbunden.
Und dann taucht plötzlich der 22 Jahre jüngerer Oskar Tröndle auf, der sie künstlerisch unterstützt und ihr auch sonst Halt im Leben gibt. Doch darf eine Frau, die ihren Platz in der Gesellschaft gefunden hat, sich auf so eine Liebe einlassen?
«Im Sommer sind die Schatten blau» ist kurzweilig. Die Geschichte zeigt gut das Dilemma auf, in welchem sich Amanda Tröndle-Engels Leben abspielt. Müssen, wollen, sollen. Verstecken oder Freiheit leben? Tochter, Ehefrau, Liebende, Künstlerin. Jedes Kapitel für sich ist ein kleines Kunstwerk und jeweils einer Farbe gewidmet (von «elektrisch blau» über «Drachenblut» bis hin zu «sonnengelb»), die des Lesenden Sinn für die Wahrnehmung von Farbe und Umgebung mitschärft. Ein Buch, das weder schwer, noch zu leicht ist. Eine Geschichte, die Hoffnung und zugleich traurig macht. Einzig hätte ich mir etwas mehr Solothurner Lokalkolorit gewünscht. Man erfährt zwar etwas über die gesellschaftlichen Gepflogenheiten dieser Zeit, aber ich finde mich nicht wirklich in den Strassen Solothurns wieder. Doch der Epilog hilft dann doch noch, gewisse Vorkommnisse besser einordnen zu können.
Der Autorin Mara Meier – sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Zentralbibliothek Solothurn – ist ein Erstlings-Roman gelungen, der von der Liebe zur Kunst, zu Solothurn und zum Detail zeugt.
Hinweise auf die Lesung, welche am Mi, 27. April, im Buchhaus Lüthy in Solothurn stattfindet – und aufs Buch findet man hier.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.