zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann hat im Kunstmuseum Solothurn die «Hommage an Otto Lehmann» besucht. Kalt gelassen hat seine Kunst sie nicht. Doch richtig warm geworden, ist ihr bei etwas ganz anderem….
Dass Kunst berühren soll, ist wohl eine der meistgetätigten Aussagen zu ihr selbst. Kunstschaffende, -liebhaber:innen, -interessierte und -begeisterte haben ihr das schon attestiert. Sogar selbsternannte «Kunstbanausen» steigen plötzlich auf Kunst ein, sobald sie sich von ihnen emotional berührt fühlen.
Anlässlich der Hommage im Kunstmuseum Solothurn zu Ehren des letztes Jahr verstorbenen Otto Lehmann (*1943) habe ich gemerkt, dass mich seine Kunst auf einer ganz besonderen Ebene berührt. Die Figuren Lehmanns bringen mich erst zum Lachen, bei genauerem Hinsehen lassen mich die Bilder ein bisschen ungläubig staunen («ist das wirklich die Farbe eines Kugelschreibers auf diesem Papier?») und schliesslich stossen mich einige düstere Phallus-Symbol-Werke fast ab. Lehmann lässt mich in kaum einem seiner Bilder kalt. Die verspielten Caran d’Ache-Figuren wirken kindlich naiv und weisen trotzdem Ausdruck auf. Daneben bleibt mir bei den Bleistiftbildern mit Genitalien und dem Katholikenkreuz das Lachen im Hals stecken.
Nein, kalt lässt mich Otto Lehmann nicht. Auch wenn sein «Berühren» eher dem Streicheln der Katze gegen die Laufrichtung des Fells gleichkommt und ich froh darüber bin, mich draussen im Museumsgarten von der Frühlingsonne wärmen und die Berührung wirken zu lassen. Ungewohnt viel Leben scheint mir im Museumspark zu begegnen. Ich sehe viele Kinder am Spielen und Herumtollen. Erst jetzt wird mir richtig warm: Zum ersten Mal fällt mir nämlich die Spielkiste auf, die scheinbar für die kleinsten Besucher:innen im Park geöffnet wird und mit deren Inhalt sich viele Kinder beschäftigen. Sie entstand im letzten Jahr auf Initiative der IG kinderfreundliche Spielräume Solothurn, die die Kiste in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum dort platziert hatte. Auch dieses Jahr steht die Kiste seit Ende März wieder dort und wird vom Team des Kunstmuseums betreut. Und irgendwie schliesst sich der Kreis zu Lehmans verspielten Figuren erst jetzt.
Hommage an Otto Lehmann ist noch bis am 1. Mai 2022 zu sehen. Details hier. Die Spielkiste ist täglich bis 16.30 Uhr geöffnet.
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.