Nadine Schmelzkopf gibt dem Thema «mentale Gesundheit» Kontur, Farbe und Fülle. In ihren Werken nimmt sie sich dem Thema an und zeigt: Kunst kann ergreifen, erschüttern, schockieren, nahe gehen und das Innerste berühren. zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann hat ihre Ausstellung besucht – sie ist auch ganz in eurer Nähe!

Ich kenne Nadine schon lange – auch im Zusammenhang mit kreativer Arbeit. Seit fünf Jahren ist sie zmitz-Bloggerin. Vor allem aber ist sie jene Person, die zmitz ein neues Gesicht gab und das Redesign der Website verantwortete. Nadine Schmelzkopf kommuniziert direkt und unverblümt: «Meine Bilder sind in den letzten sechs Jahren durch meine mentalen Probleme entstanden. Es geht darum, meine Gefühle darin auszudrücken.»

Aus ihren mentalen Problemen, sie kämpft seit Jahren unter anderem mit schweren Depressionen, hat Nadine nie ein Geheimnis gemacht. Dass sie in der Kunst einen Ausdruck dafür gefunden hatte, wusste ich allerdings nicht. «Ich hatte nie die Idee, die Bilder zu veröffentlichen, den künstlerischen Ausdruck brauchte ich erst nur für mich selber», erklärt sie sich. Nun habe sie jedoch so viel positives Feedback bekommen, dass in ihr der Wunsch aufgekommen ist, damit auch anderen Menschen zu helfen. Denn «manchmal können sich Leute nicht selber ausdrücken. Durch Kunst kann man teilweise Sachen äussern, die man in sich selber plötzlich entdeckt und die einen berühren», sagt sie.

Nadine Schmelzkopf

Die Türen zu ihrem Ausstellungsort, den sie von A bis Z selber konzipiert und eingerichtet hat, sind seit einer Woche geöffnet – die Anreise gestaltet sich problemlos: Ich öffne das Browserfenster und tippe www.thisisart.ch ein. Schon stehe ich vor einer Bilderwand mit Motiven, die mich fesseln. Da «hängt» das Bild einer Frau in Embryostellung, umgeben von ihren Haaren. «Das Bild zeigt einer der tiefsten Momente in meinem Leben», sagt Nadine, «die Haare erdrücken mich. Mein Gefühl war erdrückend.» Sie erklärt ihre Ambivalenz in diesem Moment: «Die Embryostellung zeigt, dass ich mich in dieser Erdrückung irgendwie auch wohl fühlte.»

In ihrer Ausstellung treffe ich immer wieder auf das Motiv des Vogels. Ich möchte von Nadine wissen, was es mit ihm auf sich hat: «Ich bin ein grosser Kopfmensch. Durch Kunst kann ich meine Gefühle ausdrücken. Für mich ist Gefühle zu zeigen eine Art von Freiheit und ein Vogel steht für mich für diese Freiheit.»

Nadine Schmelzkopf

 

Sie ergänzt, dass genau dieses Bild aber auch ein ganz persönliches Erlebnis ausdrückt. «Es zeigt meine Beziehung zu einer mir nahen Person. Sie gibt mir das Gefühl, dass man mir nicht die Welt geben muss, sondern mich einfach als Mensch erkennen soll.» Das Bild steckt voller Details: Federn, Gras, Skizzen am Rand. «Das drückt das Chaos aus», erklärt Nadine, «obwohl mir jemand dieses Gefühl gibt, ist noch immer viel Chaos da. Ich muss lernen, mich angenommen zu fühlen.»

Ungefähr 400 Bilder hat Nadine Schmelzkopf im Atelier in ihrer Wohnung. «Viele der Bilder bedeuten mir nichts», gesteht sie. Die, die es auf die Website www.thisisart.ch geschafft haben, bedeuten ihr unglaublich viel: «Es geht in diesen Bildern um mich. Um meine Gefühlswelt, um meine Krankheit. Es zeigt auch mir, dass ich lebenswert bin. Ein Manifest des Lebens, denn die Stigmatisierung muss aufhören!»

Nadine stellt laufend weitere Kunst auf www.thisisart.ch aus. Eine physische Ausstellung schliesst sie in nächster Zeit nicht aus.

Instagram: @thisisart.ch

Kunst kennt verschiedene Ausstellungsorte. Jener von Nadine Schmelzkopf ist im Internet zu finden. Sie nimmt sich einem Thema an, das Reichweite braucht: der mentalen Gesundheit.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.