In genau einem Monat entsteigt die Kulturnacht nach drei Jahren Pause wie Phoenix der Asche. 30 Acts an 20 Schauplätzen stehen auf dem Programm. zmitz-Blogger Fabian Gressly hat sich seine persönliche Tour schon zusammengestellt. Nicht als Tipp, aber als Anregung, die eigene zu planen.
Bern hatte letztes Wochenende an der Museumsnacht seine Schmetterlinge. Solothurn lässt Ende April die Motten fliegen. Das Licht, das sie umschwärmen: die Kulturnacht Solothurn. Endlich wieder! Bedenkt man den zweijährigen Turnus, musste sie ein Jahr pausieren. Das klingt nicht nach viel. Andere Kulturanlässe haben schliesslich ganze zwei Jahre auf ein Programm verzichten müssen. Doch die letzte Kulturnacht ist halt eben doch nicht weniger als drei Jahre her. Und nun endlich steht sie vor der Tür: die achte Austragung. Es ist eine Wohltat, das Programm in den Händen zu halten und endlich mal wieder stöbern zu können in dem, was sich in genau einem Monat, am Abend vom 23. April, in und um Solothurn bietet.
Da ein paar «Schmankerl» rauszupicken, ist natürlich Sisyphusarbeit. Das Programm mit 30 Angeboten an 20 Spielstätten ist zu vielseitig, als dass irgendjemand eine Tour zusammenstellen könnte, die Anspruch auf Repräsentativität, Vollständigkeit oder Beispielhaftigkeit hätte. Aber trotzdem sei ein Versuch unternommen: Den Auftakt, um sich einzugrooven, macht unsereins gern mit einem ungezwungenen Rundgang durch z.B. eine Ausstellung. Das ist ab 15 Uhr im Kunstmuseum möglich (wahlweise auch im Alten Zeughaus), wo Konservator Christoph Vögeles Abschieds-Ausstellung «Tiefenschärfe» zu sehen ist. Nun wäre mir eigentlich nach einem Konzert. Zu dieser Stunde sind solche aber vor allem fürs Zielpublikum Kinder im Angebot. Also pilgere ich mal in den Kulturm, wo «Volk & Glory» Bild- und Klangwelten kreieren. Um 17 Uhr wird’s im Naturmuseum mit «Winterbergs Überstunde» humoristisch und dann ist auch mal Zeit für einen kleinen Happen. Wo, wird spontan entschieden.
Nach dem Essen geht’s ins Künstlerhaus, wo das Trio «Alice» irgendetwas Musikalisches bietet, was nicht ganz ersichtlich ist. Aber Experimente gehören ja zur Kulturnacht… Und dann, hoffe ich, reichts auf die Schweizer Kurzfilme um 20 Uhr im Uferbau. Was die «Führung bei Nacht» zu bieten hat, nimmt mich schaurig wunder. Also geht’s um 21 Uhr zur St.-Ursen-Treppe. Danach ist Zeit zum Durchatmen und für einen Drink irgendwo. Ehe es ans Abtanzen im Alten Spital geht, lassen wir den Kulturtag dort ausklingen, wo er gestartet wurde: im Kunstmuseum. Simone Etter lässt dort um 23 Uhr Besucherinnen und Besucher das Bestehende und Kommende hinterfragen. Man darf auf die Aktion ebenso gespannt sein, wie auf den Art Walk, den sie im Dezember für zmitz gemacht hat (schau hier). Danach geht’s auf einen Umtrunk in eine Beiz spontaner Wahl und eben um 23 Uhr zur Abschlussparty mit dem DJ Team Beatpopsters (mit unserem früheren Blogger Marcel Frey).
Natürlich: Der alte Kulturnacht-Hase weiss, dass er oder sie in der Optimierung des Programms auch immer mit einberechnen muss, wie er von A nach B kommt. Und je nach je, wie das Wetter mitspielt, könnte man ja auch einfach mal ein paar Minuten in der Frühlingsluft geniessen, statt ins nächste Haus zu stressen. Und da zeigt sich, was ich persönlich seit langer Zeit schmerzlich vermisse: Ein Programm auf der Gasse. Klar, ich verstehe, dass man dieses nicht fix einplanen kann. Denn ist das Wetter schlecht, steht man mit diesen Acts – buchstäblich – im Regen. Oder liegt es am Bewilligungsprozedere der Stadt? So oder so: Der Kultur in den Häusern würde Lebendigkeit auf der Gasse guttun, wenn man da und dort an einen Strassenmusiker, eine Artistin, eine Lesung heranlaufen würde. Vielleicht gibt’s ja den einen oder die andere Künstlerin, der oder die sich spontan für einen Auftritt entscheidet und so der Lebendigkeit und Vielseitigkeit eine Facette hinzufügt. Klar ist aber: Die Kulturnacht Solothurn lässt uns nach zwei Jahren «Darben» wieder Kultur in seiner grossen Fülle erleben.
8. Kulturnacht Solothurn: 23. April 2022 an diversen Orten in der Region. Details und Vorverkauf online.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.