zmitz-Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken ist eigentlich – so die Bedeutung des Vornamens – die Leuchtende. Manchmal wird sie aber auch beleuchtet. Und das ist – etwas wider erwarten – nicht mal so langweilig.

Ich war Romeo und ich war Julia. Ich war Casanova und ich war seine Geliebte. Ich war Taliban. Ich war Polizist. Ich lag im Bett des eingebildeten Kranken, kletterte auf die Mauern Veronas, ich hatte eine Pistole am Kopf und ich flirtete. Ich stand, ich bewegte mich. Ich wurde versetzt, ich habe gewartet. Ich hörte zu und ich tat, was man von mir wollte: Zwei Schritte nach vorn, drei nach rechts – nein, nicht dieses «Rechts», das Andere. Die Anweisungen kommen aus dem Zuschauerraum, ausgeführt werden sie auf der Bühne. Also spiegelverkehrt.

Als ich mich für den Job als Beleuchtungsstatistin am Stadttheater Solothurn beworben hatte, rief mich der Zuständige an. Ueli meinte: «Du weisst schon, dass der Job langweilig ist? Du stehst da einfach minutenlang auf der Bühne und tust nichts, ausser eben stehen.» Ich fand: «Klingt doch toll!»

Ja, diesen Job gibt es wirklich. Während der Probezeit für ein neues Stück gilt es nicht nur Texte, Bewegungen, Abläufe einzuüben – nein, auch das Licht muss stimmen. Und dabei geht es oft um Nuancen. Bei einer Beleuchtungsprobe machen mit: Die Regie, die Regieassistentin, der Beleuchter und oft auch noch der Ausstattungsleiter. «Szene 1 – was passiert da genau?», fragt die Regisseurin. Die Assistentin gibt Auskunft: Über die Situation und über den Text. Als Beleuchtungsstatistin nehme ich dann die Plätze bestimmter Schauspielender ein. Spot auf mich – oder eben nicht. «Bisschen wärmer sollte es sein. Vielleicht mehr Dramatik. Uh nein, die Gesichter wirken so viel zu flach. Siehst du, jetzt sieht sie müde aus.»

Der Job ist nicht langweilig. Ich finde es spannend zuzuhören, was vor der Bühne diskutiert wird. Abschweifen geht nicht – man ist voll im Raum. Konzentriert und doch unglaublich entspannt. Zehn Minuten lang kann man sozusagen «ignoriert» werden. Und dann heisst es plötzlich aus dem Nichts: «Lucy, geh doch mal durch die linke Tür.»

Bei der Probe für den «Eingebildeten Kranken» lag ich auf dem Spitalbett. Schön gemütlich angelehnt an einen Berg von Kissen. Die Techniker mussten mich über die Bühne schieben. «Harter Job», meinte einer der Techniker ironisch zu mir. Seine Kollegen lachten. Als Retourkutsche musste er sich paar Minuten später von mir den Puls messen lassen. Denn plötzlich musste er einspringen und den Kranken mimen.

Der Statistinnen-Job hat mir eine neue Welt eröffnet. Plötzlich besuche ich Vorstellungen am TOBS, denen ich früher wohl kaum Beachtung geschenkt hätte. Ja, manchmal lohnt es sich, etwas neugierig zu sein und einen Blick hinter Kulissen zu werfen.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.