«BurrenLenz» waren vergangene Woche in der Kächschür Oberdorf angekündigt. Aber ob die beiden Herren denn auch kommen – oder eben nicht, war irgendwie nicht ganz ersichtlich. Blogger Ruedi Stuber weiss nun des Rätsels Lösung.

Die Schweizer Mundartliteraturszene ist überschaubar. Wenn die Namen gleich zweier Mundartgiganten auf dem Plakat stehen, ist Qualität garantiert. Doch wer bei «BurrenLenz» nur den Titel der Affiche liest, gerät auf eine falsche Fährte, denn dabei handelt es sich um ein Theaterstück, aufgeführt vom Dorftheater Utzenstorf unter der Regie von Charles Benoit. Das Dorftheater Utzenstorf hebt sich von anderen lokalen Theatervereinen durch eine Stück-Auswahl mit hohen Ansprüchen ab. Mit Charles Benoit, den man von seiner Arbeit bei SRF kennt, brachte der 30-jährige Verein bisher zehn zum Teil unorthodoxe Projekte auf die Bühne.

Die beiden Mundartgiganten sind auf der Bühne bloss mit ihren Texten präsent. Benoit hat Textpassagen beider Autoren zu Spielszenen aufgefächert, die von den neun Schauspieler*innen aus Utzenstorf in sechs thematischen Blöcken überzeugend interpretiert werden.

Man erfährt nicht, von welchem der beiden Autoren die gespielten Szenen stammen, es sei denn, man sei belesen… Für Belesene ist es darum reizvoll, aus eigenen Literaturkenntnissen, der Thematik oder dem Sprachduktus darauf zu schliessen, ob nun Burren oder Lenz gespielt wird.

Erfrischend die Tatsache, dass beide – Burren und Lenz – «dem Volk aufs Maul schauen». Beide sind Fussballfans und beide sind der Form des inneren Monologs verpflichtet. Zudem haben sowohl Burren als auch Lenz eine Schwäche für das Skurrile. So wird bereits in der ersten Szene des Abends ausgiebig über den Ärger mit den leicht wegrutschenden Tischtüchern in Speisewagen verhandelt.

Im Verlauf des Abends stelle ich fest: Sobald die Regie innere Monologe in Sprechszenen (mit mehreren Rollen) ummodelt, verlieren sie für mich an Saft, Kompaktheit und Präzision. Sie werden schwammig.

Jeder der sechs «Akte» trägt einen markanten Titel, der einen lockeren Rahmen zu den Spielszenen absteckt. Beispiel: «Rede u rouke».

Ein Kompliment der ausgezeichneten Diktion der Schauspieltruppe, die den offenen Ohren eines gelinde gesagt mittelalterlichen Publikums (Schreiber inklusive) keine Hindernisse in den Weg legt. Was mich zum Schmunzeln bringt: Burrens kantiger Oberdörfer-Dialekt kommt jetzt in unteremmentalischem Gewand daher. Bei Pedros Texten bleibt der Kontrast geringer.

Dem Ohrenschmaus weniger gewogen ist die Verstärkeranlage, die den Sound der zwei Begleitmusiker – Peter und Stefan Siegenthaler – dumpf und verwaschen wiedergibt – und hin und wieder auch die Abstimmung beeinträchtigt. Die kurzen Musikeinlagen stellen variantenreich Bezüge zu den Theaterszenen her und lockern die Vorstellung mit Schmiss auf.

Ernst Burren, als Einheimischer im Saal anwesend, wird vom Publikum mit warmem Applaus begrüsst. Pedro Lenz ist heute anderswo auf Tournee. Ein Trost: Er wird im Lenz – d. h. am 22. April – zusammen mit Max Lässer in der Kächschür zu Gast sein.

Infos zur Kächschür findet man hier.

Demnächst im Programm der Kächschür Oberdorf:
26. März: Uta Köbernick
22. April: Pedro Lenz & Max Lässer

Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.