Der 23-jährige Grenchner Künstler Aaron Doukpo aka Juice lädt zu seiner ersten Ausstellung im Adamhaus Bettlach. zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann war an der Vernissage in Bettlach – oder war es New York?

27 Striche, jeweils in fünf 5er-Blöcken und zwei einzelnen Linien dargestellt. Dieses grafische Element ist in allen Bildern zu finden, die Aaron Doukpo aka Juice (mit ihm hatten wir schon ein Plauderstündchen bei Tee und wir haben ihn in einem Kultürchen portraitiert) in seiner Ausstellung «Downtown 27» im Adamhaus Bettlach ausstellt. Eine Ausstellung mit einem Format, das weit über Bettlach hinausreicht. Bis nach Zürich? Bis nach London? Vielleicht sogar bis nach New York. Aber alles der Reihe nach.

Die Vermutung, dass Aaron Doukpo mit «Downtown 27» auf den Club 27 anspielt, dessen bekannten Mitglieder aus Musik und Kunst im Alter von 27 Jahren gestorben sind, liegt auf der Hand. Spätestens dann, wenn man sich mit dem Künstler unterhält und er von seinen Inspirationsquellen erzählt, die von Basquiat, über Jimi Hendrix und Kurt Cobain bis Jim Morrison reichen, wird klar, wieso die Aura, die diese Ausstellung ausstrahlt, eine von Weltformat ist. Doukpos ausdrucksstarke Bilder zeigen Figuren, die in Einsamkeit gehüllt sind. Dabei sind nie die Gesichter der Figuren erkennbar. Die dunkle Pinselführung der Personen steht im Kontrast zu den Hintergründen in intensiver Farbigkeit. Einsamkeit ist nicht alles, was die Bilder ausdrücken. Da ist auch Hoffnung, da ist auch ein Anflug von Freude, da sind Wünsche. Die Intensität der Figuren wird mit Symbolen und einzelnen Wörtern verstärkt. Zurück bleibt das Gefühl, dass die Bilder alle Emotionen der Welt in sich vereinen – und trotzdem von Geheimnissen umgeben sind.

 

An der Vernissage von «Downtown 27» von letztem Freitag haben die Besucher*innen dieses pralle Leben unterstrichen. Die vorwiegend jungen Ausstellungsbesucher*innen brachten mit ihren unterschiedlichen Styles die Welt nach Bettlach. Auch in Doukpos Schaffen ist Mode ein zentrales Thema. Er designt Kleider und realisiert Modeshows. Etwas, das sich auch in seinen Bildern widerspiegelt. Die Linienführung seiner Figuren weisen einen Strich auf, der den Modedesigner erkennen lassen. Diese Kombination von Kunst aus verschiedenen Inspirationsquellen und Besucher*innen, die den Esprit der Welt nach Bettlach brachten, verhalf der Vernissage zu einer Intensität von Weltformat.

Die Verantwortlichen des Adamhauses stellen ihrem historischen Museum mit der Ausstellung ein Kontrastprogramm entgegen, das seinesgleichen sucht. Wäre der Ausstellungsraum nicht direkt neben der historischen Wohnung im Dorfmuseum gelegen, hätte man sich einer Vernissage in New York gewähnt – umgeben von Basquiats und Warhols Spirit.

Aaron Doukpos Werk ist noch bis am 20. März zu sehen. Die Ausstellung im Adamhaus (Jurastrasse 8, Bettlach) ist samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.