Wo früher Gschläck und Printerzeugnisse, Tabak und Getränke verkauft wurden, ist nun Platz für Kunst und Kultur entstanden. Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar hat sich den Kiosk in der Baseltorunterführung mal angeschaut.

Unort. Ein Ort, der generell oder im subjektiven Empfinden als hässlich gilt. Ein Wort, das in der Kunstwelt gleichgestellt wird «mit einem Ort, der Raum gibt für Möglichkeiten und dazu einlädt, gewohnte Plätze und Ecken neu wahrzunehmen». Unort, ein Wort, das mich kitzelt. Deshalb habe ich vor ein paar Tagen einen Abstecher gemacht zum seit 2009 geschlossenen Baseltorkiosk, der sich unter der Baseltorkreuzung befindet. Hier setzen Nadine K. Cenoz und Nicolo Bernasconi noch bis zum 26. März ihr Videoausstellungsprojekt Transit um: 10 Künstler*innen, 10 Projektionen im Baseltorkiosk.

 

«Nicht nur der Ort, die Baseltorunterführung, ist ein Ort des Durchgangs, des Transits, sondern auch die besondere Zeit, in der wir leben, ist ein Übergang. Das Konzept des Transits beschreibt nicht einen Zustand, sondern spricht vom dynamischen Prozess des Werdens.» So beschreiben Nadine und Nicolo ihr Projekt.

Schon der Kontrast zwischen der winterlichen, vor Idylle geradezu strotzenden Altstadt und der Unterführung mit ihrem schreiend-farbigen 70er-Jahre-Design, der unterkühlten Beleuchtung und den abstossenden Betonkurven lohnt den Umweg zum Bahnhof. Viel mehr noch aber die Überraschung, die sich mir im Zentrum der Unterführung bietet. Ein Film in einer Endlosschlaufe, eingebettet und eingerahmt vom Kiosk in Orange. Ein grossflächiges «Fenster» auf Dinos Radoncics Installation, die mich an eine unspektakuläre Strassenecke in Hong Kong mitnimmt, wo Fussgänger, Autos und Mopeds versuchen, sich aus dem Weg zu gehen. Obwohl ich die vorangehenden Videoprojektionen nicht gesehen habe, dieses Stück Kunst finde ich ungemein präzise ausgewählt. Denn im Zentrum von Dino Raconcics Praxis steht immer der Mensch sowie sein vermeintlich langweiliger, grauer Alltag im Mittelpunkt. Und genauso wie das Projekt Baseltorkiosk mich für einen Moment aus meiner Arbeitswoche hinauszieht, übersetzt der Künstler die Routinen des Alltags in Videoarbeiten und würdigt damit die Spuren des menschlichen Lebens. Ich hingegen würdige Nadine K. Cenoz und Nicolo Bernasconi für ihre Idee «Transit». Nicht nur, weil sie damit dem Baseltorkiosk Leben einhauchen, sondern auch, weil sie mit dieser Ausstellungsreihe einen einfachen Zugang zu Kunst ermöglichen.

Videoausstellungsprojekt Transit. Baselstrasse 5A, Solothurn. Infos dazu findet man hier. Bis 26. März 2022, jeweils Do und Fr von 15 bis 21 Uhr und Sa von 13 bis 19 Uhr.

 

 

Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.