In einer Woche gehts los: In der Reithalle werden die 57. Solothurner Filmtage eröffnet. Vor einem Jahr noch in die Wohnzimmer verbannt, wieder vor Ort in den Kinosälen. Was, wie, wo, weiss zmitz-Blogger Fabian Gressly.
So richtig auf Touren kommt Solothurn angesichts seines grössten kulturellen Ereignisses ja nicht wirklich. Vielleicht liegt das an den Turbulenzen in der Chefetage, die seit letztem Sommer Schlagzeilen gemacht haben. Vermutlich aber schlicht und ergreifend an der Unsicherheit, ob und wie die Werkschau des Schweizer Films über die Bühne gehen soll und darf. Während vor einem Jahr klar war, dass an eine physische Austragung nicht zu denken ist, ist die Situation dieses Jahr anders: Eine physische Durchführung ist zwar möglich, sofern man sich an die Auflagen hält. Die Zahlen stiegen aber derart massiv, dass neue, restriktivere Einschränkungen über den Köpfen der Kulturveranstalter schweben wie ein Damoklesschwert.
Doch gestern gaben die Verantwortlichen bekannt, dass die Filmtage tatsächlich wieder vor Ort stattfinden. Wer seit Ausbruch der Pandemie ab und zu hier auf zmitz gelesen hat, was sich Kulturmacher überlegen, weiss: Optimismus und ein Blick für den (impliziten) Auftrag, den man für die Kultur leistet, sind der Wegweiser. So stellten auch die Verantwortlichen der Filmtage im Dezember fest: «Mit der 57. Ausgabe setzen die Solothurner Filmtage ganz bewusst wieder auf eine Präsenzveranstaltung. Dies vor dem Hintergrund, dass gerade Filmschaffende den Kontakt mit dem Publikum während der vergangenen Monate immer mehr vermissten. Gemeinsame Erfahrungen und das Debattieren gehören zur Essenz der Solothurner Filmtage.» Gerade in Solothurn sei es möglich, dass sich das Publikum vor Ort als sichtbare Gemeinschaft erfährt und auf der Strasse, in den Beizen und in den Kinosälen über das Gesehene diskutieren kann. Zwar wurde wiederum ein Online-Festival als Backup-Lösung in Betracht gezogen, doch nur, wenn dies unabwendbar würde.
So stehen für die 57. Solothurner Filmtage, die am Mittwoch nächster Woche beginnen, 157 Filme im Programm. Das entspricht einer «Ausbeute» von 26 Prozent, denn 596 Filme waren eingereicht worden. Das Programm umfasst 27 Weltpremieren und 13 Schweizer Premieren von langen Spiel- und Dokumentarfilmen sowie TV- Serien. Und Solothurn wird seiner selbstauferlegten Funktion als Brückenkanton in die Westschweiz gerecht: Mit 78 Filmen stammt nahezu die Hälfte aus der Romandie. Ebenfalls aufschlussreich: Bei mehr als der Hälfte der selektionierten Langfilme waren Frauen massgeblich an der Produktion beteiligt.
Nach dem Abgang des Schweizer Filmpreises wurden für die Filmtage auch die selbstgeschaffenen Preise, die teils in Wettbewerben vergeben werden, immer wichtiger. Dieses Jahr wurden für die drei Wettbewerbe «Prix de Soleure», «PRIX DU PUBLIC» und «Opera Prima» der Wettbewerbscharakter verstärkt. Es wurden je acht Filme für die Wettbewerbe nominiert. Für den «Prix de Soleure», der sich Filmen über Menschen und gesellschaftliche Fragen rund um das Zusammenleben verschrieben hat, sind sechs Dokumentar- und zwei Spielfilme nominiert. Der «Prix de Soleure» ist mit 60‘000 Franken dotiert und wird vom Fonds «Prix de Soleure» sowie dem Kanton Solothurn und der Stadt Solothurn getragen.
Eröffnet werden die 57. Solothurner Filmtage am 19. Januar. Während in den vergangenen Jahren dem bzw. der Bundespräsident*in die Ehre zuteilwurde, eine Eröffnungsrede zu halten (heuer wäre also Ignazio Cassis an der Reihe), übernimmt dies am Mittwoch ein Magistrat, der inzwischen selbst über hinlänglich Kamera-Erfahrung verfügt: Bundesrat Alain Berset. Als Eröffnungsfilm steht «Loving Highsmith» von Eva Vitija an, der ein neues Licht auf das Doppelleben der berühmten Thriller-Autorin Patricia Highsmith wirft. Stimmigerweise fällt das Datum der Filmtage-Eröffnung auf den Geburtstag der Schriftstellerin.
Programm und Tickets auf der Website der Solothurner Filmtage.
Die Covid-Schutzkonzept der Filmtage besagt: Alle Kinovorführungen finden unter Einhaltung der 2G-Regel (genesen oder geimpft) statt. Einlass nur mit gültigem Covid-Zertifikat (genesen oder geimpft; ab 16 Jahren notwendig), Maskenpflicht ab 12 Jahren. Es ist genügend Zeit für die Einlasskontrolle einzurechnen. Einen vereinfachten Einlass gibt es mit Covid-Bändel, die im iN2 Magazin auf der Südseite des Klosterplatzes zu haben sind. |
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.