Dieses Jahr schaut zmitz im kulturellen Adventskalender, was bei Kunst- und Kulturschaffenden aus der Region grad so Aktuelles läuft. Der Solothurner Autor Reto Stampfli hat gerade zusammen mit Pedro Lenz ein Büchlein mit Weihnachtsgeschichten veröffentlicht. Im Kultürchen 23 erzählt er uns, woran er nun ist.

Wenn Reto Stampfli bei einer Weihnachtsfeier auf die Bühne geht, sein neues Buch in die Hand nimmt und dann plötzlich vom «Türk in der Familie» zu erzählen beginnt, schluckt man kurz leer. Doch der erste Schreck verfliegt ganz rasch, denn es ist nicht der «Türk in der Familie», sondern eben der alljährliche «Familien-Türk», von dem er in seinem neusten Band erzählt.

Zusammen mit Pedro Lenz hat der Solothurner Reto Stampfli ein kleines, schönes Buch mit «Weihnachtsgeschichten» im Oltner Knapp-Verlag herausgegeben. Die beiden wortgewandten Autoren wechseln sich ab mit ihren Geschichten. Erzählen mal in Mundart, mal in deutscher Sprache. Und sie schaffen es, zumindest mir, beim Lesen den Spiegel vor zu halten. Da sind zum Beispiel die zwei Pärchen, die in die Badeferien nach Ägypten flüchten, um über die Weihnachtszeit eben dem «Familien-Türk» zu entkommen. Und das, um dort dann zu merken, wie sehr man es eben doch braucht: Das Essen, den Austausch mit der Familie und sogar den Glitzer-Klimbim.

Oder die Geschichte, mit der misslungenen Feier im Wald. Wo der Protagonist zu einer Rede ansetzt, die an Realität kaum zu übertreffen ist, aber halt so nicht in die besinnliche Zeit passt, respektive: In der Zeit will man gar nicht allzu viel Realität. Die kurzen Geschichten umspannen die Weihnachtszeit und die damit verbundenen Traditionen mit so viel Gedankengut, in dem man sich immer wiedererkennt. Klischees werden mit politischen Statements verwebt, weihnächtliche Unlust mit Sehnsucht nach alten Mustern.

Schön ist auch die Reihe von «Post aus Barcelona»-Geschichten von Pedro Lenz. Der familiäre Briefwechsel packt in wenige Seiten so viel an Gedanken und Familiensinn, dass man sich fast wünscht, nicht etwas länger mitlesen zu dürfen.
Ein Buch, das gut in die Weihnachtszeit passt – aber auch unter dem Jahr gelesen werden kann.

Doch was macht Reto Stampfli nun nach der Veröffentlichung des Buches? Füsse hoch lagern? «Nein, ganz und gar nicht», so Reto Stampfli. Einerseits versuchte man ein paar Lesungen des neuen Büchleins zu machen, aber aus diversen Gründen war das gar nicht so einfach. Und so freut man sich umso mehr, dass es das Buch in den Bestseller-Listen ganz weit nach oben geschafft hat: «Bei der Liste der Schweizer Verlage sind wir aktuell auf Platz 10.) Der Solothurner hat dieses Jahr noch einen Auftritt: «Ich werde am 27. Dezember am Kleinkunsttag in der Kulturfabrik Kofmehl Solothurn mitmachen.» Und er ist auch schon wieder fleissig am Schreiben: «2013 habe ich das Buch ‹Weggeschwemmt› veröffentlicht. Dieses bin ich nun am überarbeiten. Geplant ist eine Novelle, die dann neu den Namen ‹Wisconsin› tragen wird.»

Infos zu Reto Stampfli findet man hier – und zu seinem neusten Buch hier.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.