Dieses Jahr schaut zmitz im kulturellen Adventskalender, was bei Kunst- und Kulturschaffenden aus der Region grad so Aktuelles läuft. Im Kultürchen 22 erzählt der Bucheggberger Pianist Urs Koenig welche Komponisten und Künstler ihn geprägt und auf seinem Werdegang begleitet haben.
Urs Koenigs Werdegang ist etwas ungewöhnlich. Denn zuerst machte er eine Ausbildung zum Klaviertechniker und -stimmer. Erst danach studierte er Klavier an der Musikhochschule Bern bei Suzanne Eggli, weitere Studien führten ihn nach Genf zu Harry Datyner und in Basel bei Klaus Linder. Neben seiner pianistischen Tätigkeit war er viele Jahre an den Musikschulen von Messen und Bellach tätig. Schliesslich wurde er als Hauptlehrer an die Kantonsschule Solothurn gewählt, wo er die Schüler bis zur Musikmatur betreute.
Er hat eine besondere Liebe zu bestimmten Komponisten: «Ich bin seit jeher fasziniert von den Kompositionen von Frédéric Chopin und Franz Schubert sowie von Wolfgang Amadeus Mozart und Robert Schumann. Die Interpretation ihrer Werke ist für mich eine fortwährende Herausforderung. Sie sind genial und manchmal unfassbar, entrückt. Beispielhaft lässt sich besonders in dieser Epoche deutlich machen, dass Musik eine den Menschen bewegende, aufrüttelnde Botschaft in sich birgt.»
Koenigs musikalisches Schaffen ist geprägt von vielen Soloabenden, Radio-Aufnahmen und Solistenkonzerten, die er zusammen mit vielen Schweizer Orchestern bestritten hat – sowie durch viel, viel Kammermusik in der Schweiz, im Burgund sowie in Paris.
Eine intensive Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem ehemaligen Solocellisten des Tonhalle Orchesters, Claude Starck, mit dem Soloflötisten des Berner Sinfonieorchesters Kurt Andreas Finger, dem Geiger Ulrich Lehmann, der Münchner Sopranistin Margriet Buchberger und bis heute mit der rumänischen Geigerin Adelina Oprean. Musik- und Rezitationsabende mit Schauspieler*innen wie Ingeborg Stein, Paul Spahn und Silvia Jost schlagen die Brücke zwischen Poesie und Musik.
Urs Koenig, sie sind auch noch «Konzert- und Radiostimmer». Was muss man sich darunter vorstellen?
Ich verdiente mein Studium als Werkstudent mit dem Stimmen und Präparieren von Flügeln. So war ich in den Sommermonaten bei vielen Musikfestivals im Einsatz, z.B. in Interlaken und Meiringen. Es gab unvergessliche Begegnungen mit György Cziffra, Martha Argerich, Yehudi Menuhin, Christoph Eschenbach, Alfred Brendel und vielen mehr. Der Konzertstimmer musste am Konzert präsent sein um notfalls gerissene Saiten zu ersetzen oder in der Pause Töne nachzustimmen. Das Jahr hindurch gab es damals auch Tonaufnahmen im Radiostudio Bern. Das Studio verfügte über mehrere Flügel, Steinway, Bösendorfer. Erst betreute ich als Stimmer zusammen mit Pianisten und Tonmeistern die Flügel, später durfte ich als Pianist Rezitals einspielen.
Der Konzertzyklus in Messen ist bereits Tradition, auf welche Gäste waren Sie besonders stolz?
Die Pfarrschüür-Konzerte Messen habe ich vor über 30 Jahren zusammen mit meiner Frau ins Leben gerufen. Wir haben unzählige renommierte Solisten und Streichquartette in den Bucheggberg geholt. Es ist ein Privileg für Messen und den Bucheggberg, einen so farbenreichen Zyklus im Dorf zu haben. So gastierten unter anderem das Aria Quartett, das Amar Quartett, die Cellisten Claude Starck, Thomas Grossenbacher von der Tonhalle Zürich oder die Organisten Bruno Eberhard und Jean-Christophe Geiser bei uns. Ich selbst habe viel Kammermusik im Duo oder Quintett gemacht.
Adventszeit ist für viele Musiker eine intensive Zeit: Wie sieht ihr aktueller Terminplan aus?
Die aktuelle Pandemie durchkreuzt meine Aufführungen immer wieder. Aber es leuchtet das Licht am Horizont und damit die Vorarbeit und die Vorfreude auf kommende Projekte. Die Saison 2022 verspricht (Wieder-)Begegnungen mit dem Sarastro Quartett, und mit Adelina Oprean (Violine) werde ich einen Mozart-Abend gestalten. Mit der Schauspielerin Silvia Jost begeben wir uns auf die Spuren von Franz Schubert. Trotz Corona lautet das Motto: mit voller Kraft voraus!
Pfarrschüür Konzerte Messen – Beiträge | Facebook
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.