In Solothurns Gassen und auch rundum leuchtet es adventlich. Bloggerin Fatma Kammer hat sich auf einen Spaziergang – und anschliessend einige Gedanken zum Lichtermeer gemacht.
Kalt, nass, trüb, düster. Es würde mir noch mehr einfallen, um die für mich eher unangenehmen Wintermonate zu beschreiben. Zugegeben: Die dunkle Jahreszeit hat auch ihr Gutes. Weltweit wird ausgerechnet das Fehlen des Lichtes dafür genutzt, es zu feiern. Fête des Lumières in Lyon, Christmas Garden in Berlin, Rendez-vous Bundesplatz in Bern gehören zu den Stars in dieser Sparte. Dann gibt es noch den Underdog aus Solothurn. Der noch keine internationalen Erfolge feiern konnte, aber ziemlich im Kommen ist.
Weit weg vom vorweihnachtlichen Getümmel leuchten bescheiden die Sterne an der Mauer des Kapuzinerklosters. Als ob sie ihren Vorbildern am Himmel die Show nicht stehlen wollten. Dafür werden sie mit grossen Worten unterstützt. So wie letztes Jahr. Da war noch kein inhaltlich einheitliches Thema ersichtlich. Dieses Mal handeln die Zitate vermehrt von Kindheit und Wunder. Alle kunstvoll gestaltet von den Kindern des Kindergartens Heidiweg und Pippilotta, dem Verein für Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen. Die sonst düstere Strasse entlang der Mauer zur Klosterkirche verbreitet noch bis 9. Januar entlang des «Sternenweges» mit seinen leisen Tönen Besinnliches.
Greller geht es in der Innenstadt zu und her. Die Grundausstattung für das Makeup des gestressten Adventsgesichtes beginnt bei mindestens 100 Watt. Gehängt auf Stahlvorhängen glitzern sie den Weg zur Shoppingmeile frei und funkeln auf Tannen, die dort stehen, wo vorher keine waren. Dabei mausern sich ein paar Schaufenster zu richtigen Schönheiten. Viele von ihnen waren das vorher schon. Mit einem Hauch Kitsch fällt das halt eher auf.
Weniger auffällig brannten Lichter auch woanders. Auf dem Gehsteig der Wengibrücke flackerten Grabkerzen, als Gedenken an die weiblichen Gewaltopfer in der Schweiz. Die Ordnungshüter glaubten hinter den Kerzen ein unmittelbares Unfallrisiko für Fussgänger zu erkennen. Gleich zu dritt fuhren sie mit dem Polizeiwagen vor, um die gefährlichen Gegenstände zu beseitigen.
Dabei wäre doch jedes Licht, bei diesen trüben Aussichten mehr als nur erwünscht. Sei es mit einem aufwendigen Lichtspektakel oder einer pompösen Inszenierung wie im Barockgarten, der mit seiner Beleuchtung dem Mann im Mond ein wenig Adventsstimmung bescheren möchte. Oder mit kleinen flackernden Kerzen am Strassenrand. Die Dunkelheit hat genug Platz für jedes Licht. Um es in den Worten einer Tafel auf dem Sternenweg zu beschreiben: «Jeder Gast, sei er auch unerwartet, soll das Gefühl haben, dazu zu gehören.»
Bei ihr liegen die Ideen für Texte oft wirklich «auf der Strasse»: Fatma hat ein unglaublich gutes Gspüri für spezielle Menschen und ihre Geschichten. Und sie macht sich viele Gedanken über das, was sie umgibt. Darum wird sie auf zmitz mit Sicherheit nicht nur über besuchte Anlässe berichten, sondern auch über unerwartete Begegnungen mit Street-Art, mit Strassenmusikern oder dem «Kunstschaffenden von nebenan» und erzählen, was ihr dabei so durch den Kopf geht.