Dieses Jahr schaut zmitz im kulturellen Adventskalender, was bei Kunst- und Kulturschaffenden aus der Region grad so Aktuelles läuft. Die Künstlerin Gergana Mantscheva erzählt im 11. Kultürchen warum ein Theaterstück ihre Arbeit etwas auf den Kopf gestellt hat.

Liebe Gergana, erzähl uns doch bitte, was du im Moment künstlerisch machst!
Ich habe gerade aufgeräumt! Seit dieser Woche hängt nun wieder die Leinwand, ich habe die Farben hervorgeholt und den Pinsel gegen den Laptop getauscht. Davor, im November, habe ich zum ersten Mal an einem Theaterstück mitgearbeitet. Das war neu und sehr aufregend! Für das Stück «Deutschland. Ein Wintermärchen» von Heinrich Heine habe ich über 300 digitale Collagen gefertigt. Hier im Atelier hingen die Texte von Heine direkt neben den Entwürfen von mir, es war quasi keine weisse Wand mehr zu sehen … Kürzlich war die Premiere und ich bin erleichtert. Das Stück ist eine tolle Zusammenarbeit aus Schauspiel und bildender Kunst geworden. Jens Wachholz spielt den durch Deutschland reisenden Heine und meine Werke begleiten den Text künstlerisch-visuell. Die Collagen werden gross projiziert und sind manchmal Illustrationen, kommentierende Bilderreihen, aber auch abschweifende Träume oder konkrete Bühnenbilder. Aber seht es euch selbst an! Das «Wintermärchen» läuft anfangs Januar noch drei Mal in der Kulturgarage Solothurn.

Und nun wird wieder gemalt?
Genau. Nach dem fast dreimonatigen Verzicht auf den Pinsel, kann ich jetzt wieder vor der Leinwand im stillen Atelier stehen. Das ist ein Gefühl, wie nach Hause kommen. Ich arbeite gerade an einem grossen Format – zuerst in Acryl und in einer späteren Phase in Öl. Ich kehre da zu einem Motiv zurück, das mich schon länger interessiert und begleitet: Einem riesigen Stapel aus Holzresten. Seit Jahren fahre ich regelmässig daran vorbei, immer wenn ich meine Farben und Leinwände kaufen gehe. Jedes Mal löst dieser Holzberg eine Faszination und Aufregung in mir aus. Schliesslich habe ich mich entschieden, mich malerisch daran zu wagen. Der lange Prozess des Malens gibt mir dann die Möglichkeit darüber tiefer und anders zu reflektieren, was genau mich daran fasziniert. Nach und nach hat dieser «Berg» ganz viel in mir ausgelöst und gedanklich in Bewegung gebracht.

Wie haben die Ereignisse der letzten Monate deine Arbeit beeinflusst?
Für mich kamen die Ereignisse im Zusammenhang mit der Pandemie fast willkommen, da sie eine Ruhe und Entschleunigung mit sich gebracht haben, die für meine Malerei sehr wohltuend waren. Ich hatte immer wieder Besuch im Atelier von nach Kunst hungrigen Menschen. Entstanden sind in dieser privaten Atmosphäre viele spannende und tiefgehende Gespräche.

Was bedeutet dir die Adventszeit?
Ich habe keinen Bezug zu Advent – so wie zu den meisten religiösen Festtagen. Das kommt wohl daher, dass es das in meinem Herkunftsland in meiner Kindheit nicht gab. Für mich ist Advent die Bemühung der Menschen, die dunkelste Zeit im Jahr mit Licht und Rituale angenehmer und heller zu gestalten.

Es ist Dezember. Das Jahr geht zu Ende. Wie schaust du auf 2022?
Ich bin voller Elan und will optimistisch in das nächste Jahr gehen! Es kommen mehrere Ausstellungen auf mich zu – unter anderem im Sommer im Schloss Waldegg. Dort werden kuratiert von Valentina Locatelli einige Künstler*innen aus der Schweiz und dem Ausland zeigen, welche Beziehung die Kunstwelt heute zum Barock hat. Ich bin stolz und geehrt, dabei zu sein. Es kamen zuletzt immer wieder sehr interessante Anfragen. Es ist toll, in Solothurn künstlerisch zu arbeiten. Es passiert so viel! Ich freue mich auf 2022.

(Das Gespräch wurde unter Mithilfe von Ralf Harder aufgezeichnet. Danke für die Unterstützung.)

Aktuelle Projekte/Ausstellungen von Gergana Mantscheva:
«Deutschland. Ein Wintermärchen». Jens Wachholz (Schauspiel) und Gergana Mantscheva (Collagen) in der Kulturgarage. Letztmalig 6. bis 8. Januar 2022.
37. Jahresausstellung im Kunstmuseum Olten. Gergana Mantscheva zeigt dort zwei Werke. Die Ausstellung läuft noch bis 30.01.2022.

Infos dazu und allgemein zu Gergana Mantscheva findet man hier.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.