Dieses Jahr schaut zmitz im kulturellen Adventskalender, was bei Kunst- und Kulturschaffenden aus der Region grad so Aktuelles läuft. Heute dürfen wir einen Blick in die Schreibmansarde der Solothurner Autorin Regula Portillo werfen.
Liebe Regula, woran bist du gerade?
Ich bin am Anfang eines neuen, längeren Textes. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein junger Mann, der 2015 als UMA, also als unbegleiteter, minderjähriger Asylsuchender, nach Deutschland gekommen ist. Ich recherchiere und lese viel zum Thema, suche nach Betroffenen und ihren Erfahrungen. Gleichzeitig probiere ich aus, welche Erzählform und Perspektiven sich eignen, wie ich die Geschichte erzählen möchte und wer die Personen sind, die darin vorkommen.
Woher holst du die Inspiration für deine Bücher?
Oft gibt eine Begegnung oder eine Lebensgeschichte, mit der ich konfrontiert werde, den Anstoss für einen Text. Sowohl bei den beiden bisherigen Büchern als auch bei kürzeren Texten steht auf einmal eine Frage im Raum, die mich nicht mehr loslässt und auf die ich dann schreibend Antworten zu finden versuche. Häufig interessiert und packt mich am meisten, was nicht erzählt wird. Auch das Schweigen zwischen den Generationen.
Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Wie müssen wir uns als Leser*innen deinen Schreiballtag vorstellen?
Meistens schreibe ich in meiner Mansarde, die sich ideal als «Schreibstube» eignet. Die Mansarde befindet sich in einem Haus mitten in der Stadt Bern, vom Fenster aus sehe ich über schöne alte Gärten bis zum Gurten. Ich mag diesen stillen Raum, wo ich durch nichts abgelenkt bin. Um für ein Thema zu recherchieren, bin ich aber auch oft in Bibliotheken oder Archiven unterwegs.
Gibt es ein Traumprojekt, das du in Zukunft gerne noch realisieren möchtest – oder auch einfach ein Traum bleiben darf?
Sehr gerne würde ich einmal nach Nicaragua zurückkehren, wo mein erstes Buch Schwirrflug spielt. Aktuell ist das leider nicht möglich, denn seit meinem Aufenthalt dort hat der politische Wind gedreht. Jede Kritik an der Regierung wird unterdrückt, Menschen werden wieder willkürlich verhaftet und verschleppt – so wie dies vor der Revolution der Fall gewesen war. Nicaragua mit seiner bewegten Geschichte lässt mich nicht los – und ich wünschte mir, die Menschen besuchen zu können, die mir bei meinen Recherchearbeiten zu «Schwirrflug» geholfen haben, und mich zu vergewissern, dass es ihnen gut geht.
Was bedeutet dir die Advents-/Weihnachtszeit?
Dass die Adventszeit mit vielen Traditionen verbunden ist, mag ich sehr. Müsste ich eine davon auswählen, wäre es der Adventskalender. Sich das Warten mit Geschichten, Bildern oder kleinen Überraschungen zu verkürzen und zu verschönern, finde ich grossartig.
Infos zu Regula Portillo findet man hier.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.