24 Tage lang, vom 1. bis am 24. Dezember, dauert das Buch «Mehr. Mehr. Mehr.» von Franco Supino. Dass das aktuelle Jugendbuch des Solothurner Autors keine fröhliche Adventskalendergeschichte ist, wusste zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann bereits im Vorfeld. Doch was ist ihr persönliches Fazit?

Das Buch ist schnell gelesen. Die Sätze werden einem angeworfen. Einfache Sätze sind es – der Text besteht aus vielen Hauptsätzen, die in ihren Aussagen direkt sind und sitzen. Ein Mensch, über den wir nichts wissen, schreibt 24 Tage lang Tagebuch. Wie alt die Person ist, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlt, wo sie wohnt, was sie den ganzen Tag macht, erfährt die Leserin nicht. Jedoch erfährt sie über einen knappen Monat hin, wie es sich für die Hauptperson anfühlt, an der Krankheit Bulimie zu leiden. Mehr noch: Wie es ist, wenn jemand anderes (in diesem Fall der Zahnarzt) hinter das Geheimnis gekommen ist und droht, es auffliegen zu lassen.

Rastlos bin ich während dem Lesen des Buchs. Es fühlt sich an, als würde ich immer nur einatmen. Die Hauptperson wirft mir ihre Geschichte Happen für Happen vor, sie lässt in ihren Aussagen keine Leerstellen, führt das Gesagte jedoch nie weiter aus. Sie sagt, wer sie sieht, sieht nichts Besonderes. Und wer nichts Besonderes ist, ist nichts. Und das sei gut so. Während dem ich die Happen aufnehme, stillt sie gierig das Tier in sich – und erbricht sich dann.

Diese Szenen des in-sich-hinein-Stopfen und des Erbrechens sind schonungslos beschrieben. Das Leid der anonymen Person empfinde ich durch die Verknappung und Verdichtung der Gedanken mit jedem Tagebucheintrag als bedrückender. Gleichzeitig erklärt die Person ihr Handeln und die daraus resultierende Scham so plausibel, dass mir selber manchmal flau wird. Das flaue Gefühl bleibt nach dem Lesen noch lange zurück. Aber auch eine Bewunderung dafür, wie intensiv und gleichzeitig sensibel diese Geschichte erzählt worden ist.

«Mehr. Mehr. Mehr», da bux Verlag, 52 Seiten. Bestellen bei buchhaus.ch

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.