Dass Atina Tabé in Monolog-Stücken stark ist, hat sie mit «Grounded» mehr als bewiesen. Ab Donnerstag spielt sie in einem weiteren Ein-Frau-Stück. Und mit «Ferferi» wirds etwas persönlicher, wie zmitz-Blogger Fabian Gressly weiss.

Am Donnerstag feiert im Stadttheater Solothurn «Ferferi» Premiere. Das Besondere am Stück: Es wird nicht nur als Monologstück von TOBS-Ensemblemitglied Atina Tabé gespielt, es stammt auch aus ihrer Feder. Das Stück setzt sich anhand der Lebensgeschichte von Atina Tabé mit Rassismus und Ausgrenzung auseinander und verwebt Atina Tabés Blick mit einer globalen Perspektive. Als ich die Schauspielerin vor ein paar Wochen in einem anderen Zusammenhang (diesem hier nämlich) traf und mich mit ihr unterhielt, erzählte sie mir vom Erlebnis, das zur Entstehung von «Ferferi» führte: Beim Warten auf ein Taxi habe jemand übelste Beschimpfungen und Pauschalverurteilungen von Flüchtlingen vom Stapel gelassen. Ihr, die mit ihrer Familie Anfang der 80er ihre Heimat Iran hinter sich gelassen hatte um in Deutschland im Alter von drei Jahren eine Existenz aufzubauen, kam natürlich die Galle hoch. Doch sie sei ruhig geblieben, erzählte mir Atina Tabé in ebenso bedächtigem Ton. Sie habe das Gegenüber sachlich und ruhig mit ihrer Wahrnehmung, einer anderen Sicht konfrontiert: Wer flüchtet, tut das nicht aus freien Stücken. Flüchtlinge verlassen das Haus, die Strasse, die Nachbarschaft, die sie lieben. Sie lassen das Vertraute zurück. Das polternde Gegenüber verstummte und Atina Tabé merkte, dass sie mit dieser, auch ein bisschen ihrer Geschichte wohl weit mehr erreichen kann, als wenn sie ebenso laut würde.

Ferferi war ihr Kosename – persisch für «Löckchen». Das Wort weckt Erinnerungen an den Duft von Safran und Jasmin, an Tantes Laden, an die Klänge von Zuhause. Doch was bedeutet Heimat, wenn ein kleines Kind das Geburtsland verlassen und sich in einem neuen Land zurechtfinden muss? Und wie kann man in einer Gesellschaft ankommen, wenn man mit Blick auf das lockige Haar immer wieder gefragt wird: «Aber woher kommst du wirklich?»

Das Stück zeige, schreibt das TOBS, wo Alltagsrassismus anfängt: «Das ist das scheinbare Kompliment dafür, dass man sehr gut Deutsch spreche und das ist der schiefe Blick an der Kasse, wenn man zu lange nach dem Geld suchen muss.» Inspiriert von persönlichen Erlebnissen lässt Atina Tabé das Publikum an der Geschichte von Ferferi teilhaben, die sich trotz aller Widrigkeiten ihren Elan und Humor nicht hat nehmen lassen. Ferferi lernt eine neue Sprache und merkwürdige Schriftzeichen. Sie erlebt Höhen und Tiefen wie jeder andere Mensch – mit nur einem Unterschied: Manches wird allein durch ihr Aussehen ausgelöst. So, wie die junge Atina eine ungewohnte Kultur kennen lernte, lernt im Theatersaal auch das Publikum eine unbekannte Welt kennen. Denn es wird mitgenommen auf eine Reise in eine sinnliche persische Welt, in der Musik und Gesang eine eigene Atmosphäre schaffen.

Musik und Gesang waren denn auch der allererste Impuls, was Atina Tabé aus «Ferferi» machen wollte. Doch stattdessen entstand ein Kinderbuch und aus diesem wiederum das Theaterstück für Erwachsene, das sie ab Donnerstag spielt. «Ein Herzensprojekt der in Teheran geborenen Schauspielerin, wofür sie nicht nur den Text, sondern auch ein Lied geschrieben und Zeichnungen angefertigt hat, die in moderner Form persische Miniaturmalereien adaptieren.»

«Ferferi فرفری», Vom Ankommen und Fernbleiben: Premiere am 23. September, 19.30 im Stadttheater Solothurn. Weitere Daten und Details hier. (Foto: © Joel Schweizer)

 

zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.