Ab Samstag weht ein noch barockerer Wind durch Solothurn als sonst: Die Barocktage Solothurn rücken vom 14. bis 22. August die für die Entwicklung Solothurns so wichtige Zeit in den Fokus – und blicken dabei auch nach Jegenstorf und Thunstetten. Einen kleinen Ausblick hat hier zmitz-Blogger Fabian Gressly zusammengestellt.
Wieso Solothurn im Barock so wichtig und blühend war, ist in groben Zügen schnell erzählt: Nachdem sich die Schweizer in der Schlacht von Marignano zwar sieglos, aber tapfer geschlagen hatten, war der französische König derart von den kriegerischen Fähigkeiten der Eidgenossen beeindruckt, dass er sich die Schweizer als verlängerten Kriegsarm seiner eigenen Truppen sicherte. Das war 1521. Einige Solothurner Familien witterten im Solddienst das grosse Geschäft, was der Stadt damals gewissen Reichtum bescherte und zu Verbandelungen mit Paris führte. Neun Jahre später fand der französische Botschafter seinen Sitz an der Aare, was Solothurn zur Ambassadorenstadt machte. Der Rest ist Geschichte bis dahin, dass zur Feier der Geburt des Dauphins – des französischen Thronfolgers – Wein aus den städtischen Brunnen floss. Wer den zmitz-Newsletter abonniert hat (kann man übrigens hier machen!), weiss aus selbigem, dass ich diese Zeit enorm spannend finde. Vielleicht, weil meine Familie als französische Glasmacher jener Zeit irgendwo an deren Rockzipfel hängt: Aber auch wegen der Symbolik, die damals zelebriert wurde (dem/der Newsletter-Leser*in ist ebenfalls bekannt: Ich habe die TV-Serie «Versailles» verschlungen!).
Bisher war die für die Stadt wichtige Phase ja nur punktuell präsent: in der St. Ursenkathedrale (wobei man sich ganz einig ist, wie barock die Kathedrale wirklich ist) und Jesuitenkirche, in Schloss Waldegg, in all den Wohnsitzen ehemals bedeutender Familien, in der Schanze und, und, und. Und nun wird die Ambassadorenzeit also wieder zum Leben erweckt. Eine Woche lang gibt’s in der Region – und die erstreckt sich bis ins angrenzende Bernbiet – Führungen, Konzerte, szenische Rundgänge, Vorträge und Einblicke in das barocke Leben in Performances oder Workshops, Kulinarik (ob der Wein wieder aus den Brunnen fliesst, ist nicht überliefert) und vieles mehr. «Die ersten Barocktage Solothurn versprechen nicht nur historisch wertvolle Erlebnisse, sondern auch lustvolle Geschichten, spannende Gerüchte und herrliche Gerichte», lassen die Verantwortlichen verlauten. Die Spitalapotheke von 1788, die nunmehr im Alten Spital besichtigt werden kann, das Sommerhaus Vigier – das erste barocke Solothurner Türmlihaus mit einem der schönsten Barockgärten der Schweiz, barocke Gemälde zwischen Lebenslust und Todesmahnung im Kunstmuseum, Erzählungen eines Dienstmädchens, Fechten, Tanz, Tarock-Spiel, die Barockoper auf Schloss Waldegg, und natürlich Zugang in einige Museen, die in Barockbauten untergebracht sind: Schloss Waldegg, Museum Blumenstein, Museum Altes Zeughaus, aber auch Schloss Jegenstorf oder Schloss Thunstetten. Über 120 Veranstaltungen für alle Interessen (vorausgesetzt, das Basisinteresse am Barock besteht) und alle Altersgruppen; in Deutsch und Französisch. Die Barocktage lassen vergangene Zeiten auferstehen und gewähren einen Blick in die Vergangenheit. Das barocke Leben steht in Solothurn vom 14. bis 22. August im Fokus. Ich bin gespannt und nehme schon mal meinen barocken Gehstock hervor (ja, das oben im Bild von Henry Oehri könnte also ich sein)!
Reservationen und Tickets hier.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.