Bald geht es los auf Schloss Waldegg mit der Oper «Poppea». Regie führt die Solothurnerin Maria Ursprung. Für sie ist dieses Projekt eine spannende Herausforderung – und doch «Alltag». Unserer Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat sie erzählt, warum das so ist.

Maria Ursprung, Du bist Regisseurin bei der diesjährigen Oper Schloss Waldegg. Sonst führst Du mehrheitlich im Sprechtheater Regie. Was ist nun der Unterschied zu einer Opernproduktion?
Das Verhältnis von Zeit und Erzählung ist in der Oper anders als beim Sprechtheater. In der Oper kann und muss ich mir mehr Zeit lassen, da durch die Musik weniger schnell Inhalt erzählt wird, andererseits wird mehr Emotion über die Musik übertragen. Ich will versuchen, dieser Form gerecht zu werden und nicht dagegen zu arbeiten: Starke Bilder schaffen und dennoch nicht überinszenieren. Gelegentlich werde ich in fast konzertanten Momenten die Musik sich entfalten lassen, Raum schaffen für die Kraft der Komposition und der Stimmen – denn die Besucher*innen der diesjährigen Oper Schloss Waldegg dürfen sich auf fantastische Musiker*innen freuen.

Bei Opern ist das Durchschnittsalter – zumindest im Publikum – eher hoch. Wie kommt es, dass sich jemand aus der «jüngeren Garde» für die Inszenierung einer Oper interessiert?
Die Frage weckt bei mir Lust zu widersprechen, denn sie impliziert, dass diejenigen, die etwas gestalten, auch selbst zur statistischen Gruppe der Empfängerinnen und Empfänger gehören. Doch Erwachsene schreiben Bücher für Kinder; Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, malen Bilder für Reiche; oder, weiter zugespitzt: katholische Priester predigen über Ehe und Sexualität. Ich inszeniere, das ist mein Beruf. Zu meinem Werkzeug gehört die gesprochene Sprache, der Text, aber es gehört ebenso zu meinen Aufgaben und zu meiner Expertise, in der szenischen Form zu erzählen und ästhetische Lösungen für die Bühne zu finden. Ein Theaterstück zu inszenieren, heisst immer auch, neu auf eine Sprache einzugehen, Gedanken zu entdecken, einen Rhythmus zu finden. Das unterscheidet sich nicht von der Oper – doch in der Oper ist die Sprache die Musik. Oder anders formuliert: Warum sollte es mich nicht interessieren? Schliesslich ist es eine Herausforderung.

Du hast am Konzerttheater Bern, am Theater St.Gallen sowie in diversen Theaterhäusern in Deutschland gearbeitet. Nun wirst du in Solothurn ein Heimspiel betreuen. Im Publikum, im Orchester sowie auf der Bühne werden Bekannte anwesend sein. Nervös(er)?
Auf der Bühne musizieren Profis, hinter der Bühne agieren Profis und das Publikum formt sich aus lauter Sehenden und Hörenden, die sich auf eine Oper freuen. Die entscheidenden Faktoren sind für mich daher dieselben wie bei meinen sonstigen Arbeiten. Das Level der Nervosität ändert sich zum Glück nicht durch den Spielort.

Wie bereitet man sich auf so ein besonderes Werk vor? Wo liegen die Knacknüsse, was reizt Dich besonders an Monteverdis «Poppea»?
Für mich ist es wichtig, den Stoff auf Aktualität zu untersuchen, ohne ihn auf Biegen und Brechen modernisieren zu wollen. In Poppea wird eine politische Liebesgeschichte erzählt, es geht um Anziehung und Manipulation, aber auch um die Sehnsucht nach Demokratie und Machtmissbrauch. Dies alles ist aktuell und ich hoffe, dass wir dafür angemessene Übersetzungen finden.

Infos zur Oper Waldegg findet man hier.

Ticket-Verlosung: Für die Aufführung vom Sonntag, 15. August verlosen wir 1×2 Tickets. Interesse? Dann schreib uns doch bis Sonntag, 8. August, 23.59 Uhr, eine Mail.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.