…sassen die Solothurner Bürger*innen auf der Schanze und schauten zu. So viel weiss in der Ambassadorenstadt jedes Kind. Eine riesige Fassadenmalerei vis-à-vis des Bahnhofs hält die Szene für die wenigen Auswärtigen fest, die das nicht glauben wollen.

Jürg Parli hat das Monumental-Cartoon gegenüber des Solothurner Hauptbahnhofs geschaffen, um die sich viele Anekdoten ranken. «Jüpa» hatte die Fassade bereits vorher mit einem ähnlichen Sujet bemalt. Weil das Gebäude der Strassenbau-Unternehmung Stuag gehörte, dekorierte er sein Werk 1988 mit einer ganzen Serie gelber Stuag-Logos.

Das Gebäude wechselte seinen Besitzer: Neu gehörte es der Implenia und die liess die Fassade flugs weiss übertünchen. Das stach Stadtpräsident Kurt Fluri in die Nase. Er veranlasste, dass Jürg Parli erneut aufs Gerüst steigen konnte, um die Erschaffung der Welt zum zweiten Mal an die Hand zu nehmen. Weil das Gerüst kurz nach Fluris Intervention abgebaut werden sollte, blieben dem Künstler ganze neun Tage, um das Werk im September 2012 in einer neuen Version auszuführen. Im Alter von 74 Jahren turnte «Jüpa» neun Tage auf dem hohen Gerüst herum. Damit er keine Zeit verplemperte, brachte ihm seine Frau täglich zum Zmittag eine warme Bouillon. Die logistische Parforceleistung glückte!

Die neue Fassade zeigt neben einem leicht geneigten St. Ursenturm («Jüpa»: «Wenn Schnellzüge vorbeibrausen, richtet er sich auf!») die Bürger, die von oben auf Kulturtäter, Industrielle und gewerbetreibende Solothurner hinabblicken: Eliana Burki bläst das Alphorn, die Sphinx ist drauf, die „fraise“ steht für Josef Mausharts Fraisa, Film- und Literaturtage, Fasnacht, usw. – alle schreiten sie in Richtung der kleinen Brücke, die weit unten zu den Blumen des Paradieses führt. Und ganz unten rechts lauert – hinter einem Elektroverteilerschrank versteckt, der Teufel, der völlig genervt auf eine arme Solothurner Seele lauert.

Wer ein genaues Auge auf die Details werfen will: Hier gibts ein Foto in grösserer Auflösung.

 

Sie ist allgegenwärtig, doch wir nehmen sie nur selten wahr: Kunst im öffentlichen Raum. Die zmitz-Blogger*innen sind aber mit offenen Augen unterwegs und berichten hier in loser Folge von Wandgemälden, Skulpturen und anderen Kunstwerken, für die kein Museumsbeuch nötig ist, um sie zu sehen.

Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.