Ruedi Stuber und seine schweigende Mehrheit haben vor kurzem ihre fünfte CD mit dem Titel «Hermine» veröffentlicht. Blogger Marcel Frey hat sich an die Kritik der CD gewagt.
Ruedi schreibt wie ich ab und an für zmitz. Und als man mich fragte, ob ich mal in seine CD reinhören würde, sagte ich ihm, dass ich hoffe, dass sie gut ist. Seine Musik ist Liedermachermusik – denn schliesslich hat er seine Karriere in den Kreisen der legendären Berner Troubadours gestartet. Durch die Unterstützung von Kontrabass, Banjo und Perkussion erhalten die Lieder einen poppigen Anstrich, der sie aus dem klassischen Liedermacherkontext – geprägt von Stimme und Gitarre – heraushebt. Dadurch aufgepeppt, entgehen sie meines Erachtens der Gefahr, dass sie mit der Zeit zu «genügelen» beginnen. Musikalisch erinnert mich die Produktion an die Aufnahmen von Joe Dassin. Eingespielt haben die zusätzlichen Instrumente die Solothurner Musiker Kurt Studer, Kurt Meyer sowie der inzwischen verstorbene Martin Albrecht. Sie zeigen wie wichtig eine «schweigende Mehrheit» sein kann.
Einige der Lieder stammen vom welschen Liedermacher Michel Bühler, welche Ruedi Stuber ins Schweizerdeutsche übersetzt hat. Ich kenne Michel Bühler nicht, aber er scheint im frankophonen Raum recht bekannt zu sein. In der Deutschschweiz muss man wohl Französischlehrer sein, um ihn zu kennen. Bühler wirkte als Gitarrist bei den Studioaufnahmen seiner Lieder mit. Dies geschah im Studio von Ruedis Mitmusiker Kurt Studer.
Persönlich gefreut hat mich das Lied über Paul Gugelmann, der, wie ich, seine Wurzeln in Schönenwerd hat. Ihm hat Ruedi ein musikalisches Denkmal gesetzt. Die Texte sind Beobachtungen aus dem Alltag, der bei Ruedi oft vor seiner Haustüre anfängt. Wie etwa seine Erzählung der Lebensgeschichte von Kaja, einem Dorforiginal aus Flumenthal, oder eben über Hermine – eine Heimbewohnerin im Rollstuhl. Mit den Liedern, welche alle zwischen knapp drei und gut vier Minuten lang sind, hält er sich auch an die Maxime des Punks, dass die Würze in der Kürze liegt. Auch die DIY-Mentalität des Punks hat er sich zu eigen gemacht, denn Vertrieben wird die CD über seine Website.
Er ist unser Mr. Rock. Er besucht gerne laute Konzerte, ist ein Vinyl-Liebhaber, hat immer tausend Ideen und mindestens genauso viele Connections. Er mischt unsere Bloggertreffen auf – und macht auch aus kleinen Konzerten mit seinen Geschichten einen Anlass mit Weltformat, denn Marcel ist ein wandelndes Rock-Lexikon – und dieses Wissen packt er dann gerne in seine Blogs. Er ist zudem eine «Gwungernase» und löchert darum auch gerne hiesige Musiker mit seinen nicht ganz alltäglichen Fragen.