Am 13. Juni wählt Solothurn den oder die Nachfolger*in von Stadtpräsident Kurt Fluri. zmitz hat den beiden Kandidierenden in Sachen Kultur auf den Zahl gefühlt. Ob es ein Kulturleitbild braucht, wie wichtig Kultur für die Stadt ist und ob die nach Corona Hilfe braucht, sagt hier Markus Schüpbach (FDP, 56).
Wann und wo haben Sie zuletzt einen Kulturanlass besucht?
Markus Schüpbach: Dank den bundesrätlichen Lockerungen sind Theaterbesuche wieder erlaubt. Meine Frau und ich haben darum letzten Mittwoch im Stadttheater das Stück «Romeo und Julia» genossen. Als langjährige Theaterabonnenten haben uns die regelmässigen Theaterbesuche sehr gefehlt. Die Literatur- und Filmtage haben wir dieses Jahr online verfolgt und freuen uns, wenn wir bald wieder an eine Konzertveranstaltung ins Kofmehl gehen können.
Die Stadt brüstet sich, mit von den höchsten pro-Kopf-Kulturausgaben in der Schweiz zu haben. Wie viel darf Kultur aus Ihrer Sicht die Stadt Solothurn kosten?
Schüpbach: Der Grossteil sind Ausgaben, welche die Bevölkerung über das Budget genehmigt. D.h. die Stadtbevölkerung bekennt sich zu einem vielfältigen Kulturangebot und sieht dieses als einen sehr wichtigen Pfeiler für das gesellschaftliche Leben. Die interessanten kulturellen Veranstaltungen üben auch eine grosse Anziehungskraft und Attraktivität auf Besucherinnen und Besucher von Solothurn aus und bringen damit einen wichtigen Nutzen für unser Gewerbe und die Gastronomie- sowie Hotelbetriebe. Dies wiederum erhöht die Möglichkeiten für die Kulturschaffenden und verbessert die Lebensqualität für die Wohnbevölkerung. Ohne Ausgaben für Kultur existiert keine Vielfalt und Lebendigkeit in der Stadt. Aus meiner Sicht widerspiegelt die Wirtschaftskraft einer Region eben auch das Kulturschaffen.
Solothurn nennt sich Kulturstadt und tatsächlich beherbergt sie wichtige Kulturhäuser und national bedeutende Festivals, aber auch vielfältige Kleinkunst. Eine Basis für die Kulturarbeit in der Stadt gibt es aber weiterhin nicht. Bräuchten wir nicht ein Kulturleitbild oder eine politisch verabschiedete Strategie? Oder sogar eine Amtsstelle, die sich mit Kultur beschäftigt?
Schüpbach: Kultur lässt sich grundsätzlich nicht verwalten, sondern soll aufgrund der Interessen und Ideen der Kulturschaffenden entstehen und diesen die nötigen Freiheiten lassen. Institutionen wie bspw. das Stadttheater oder die Museen sollen aus ihren spezifischen Rahmenbedingungen resp. ihrem jeweiligen Auftrag geführt werden. Daneben existiert mit dem «solopool» ein gutes Tool, wo sich die Gäste informieren und die Kulturschaffenden austauschen, unterstützen oder auch zusammen Aktivitäten durchführen können.
Ihr Vorgänger verfügt über ein besonderes «Kulturkässeli», aus welchem er regelmässig Beiträge bis maximal 12‘000 Franken je Anlass für Kulturveranstaltungen spricht. Das war und ist mitunter Garant für die Breite des Angebots in der Stadt und funktioniert gut. Wollen Sie das auch so pflegen?
Schüpbach: Selbstverständlich, das ist eine Tradition, die ich gerne weiterführen würde. Im Weiteren besteht auch die Möglichkeit bei grösseren Beiträgen der Gemeinderatskommission (GRK) einen Antrag zu stellen.
Allmählich greifen Lockerungen so weit, dass sie auch einen Kulturbetrieb wieder ermöglichen. Der Schaden der letzten Monate ist aber gross und möglicherweise bräuchte der eine oder die andere etwas Unterstützung, damit der Neustart, wo Kosten anfallen, aber Einnahmen im nötigen Rahmen vielleicht ausbleiben, nicht misslingt. Braucht es öffentliche Gelder für den «Wiederaufbau»?
Schüpbach: Im Sinne einer Gleichbehandlung, gerade der Solothurner Restaurantbetriebe und vieler Gewerbetreibenden, welche ebenfalls unter den Coronamassnahmen gelitten haben, sollen und müssen die Notzahlungen des Kantons genügen. Selbstverständlich können Härtefälle in der GRK oder dem GR im Rahmen der Budgetkompetenzen gezielt adressiert werden.
Kultur ist auch Wirtschaft: Schweizweit setzt sie rund 16 Milliarden um, ein Haus wie die Kulturfabrik Kofmehl verfügt über eine Wertschöpfung von jährlich etwa 1,5 Millionen. Wie sehen Sie das? Braucht Kultur auch wegen dieser Tragweite Förderung und Unterstützung?
Schüpbach: Die Stadt hat in den letzten Jahren im Rahmen ihrer monetären und Infrastruktur-Möglichkeiten die Kultur immer unterstützt. Dies soll auch im Rahmen der zukünftigen Budgets ermöglicht werden ohne, dass die Rechnung der Stadt in Schieflage gerät.
Zum Abschluss ganz grundsätzlich und pragmatisch gefragt: Was darf die Kultur von Ihnen erwarten?
Schüpbach: Als Stadtpräsident wäre es mir ein Anliegen die kulturelle Vielfalt erhalten oder sogar ausbauen zu können und für Kulturinstitutionen interessante Rahmenbedingungen zu schaffen. Und damit den Standort als Kulturstadt weiterhin attraktiv zu behalten und Abgänge wie z.B. das Technikmuseum Enter – was ich als technikaffiner Solothurner sehr bedaure – zu vermeiden. Dafür würde ich den Kulturschaffenden für einen konstruktiven und offenen Dialog im Rahmen der städtischen Möglichkeiten gerne zur Verfügung stehen.
Markus Schüpbach ist Mitglied des Vereins, der hinter zmitz steht. Was die andere Stapi-Kandidatin, Stefanie Ingold, geantwortet hat, liest Du hier.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.