zmitz-Blogger Marcel Frey ist dem vor drei Wochen verstorbenen Kindermusiker Christian Schenker immer wieder an den unterschiedlichsten Anlässen begegnet – und dabei hat ihn das musikalische Talent von Christian Schenker mehr und mehr fasziniert.

Die Wege von Christian Schenker und mir haben sich immer mal wieder gekreuzt. Und so hätte ich diesen Text eigentlich schon viel früher schreiben wollen. Jetzt wo ich erfahren haben, dass er gestorben ist, bekommt ein Wort wie «hätte» einen schalen Nachgeschmack. Denn folgende Geschichte möchte ich mit euch teilen:

Es war an einem schönen, warmen Sommertag auf der Beguttenalp. Meine Cousine Petra feierte dort ihren runden Geburtstag. Viel Familie, viele ihrer Freunde waren da. Mit einigen spielte sie in der gleichen Guggenmusik. Dazu gehörte auch Christian Schenker. So kam es, dass er am Nachmittag auch ein kurzes Solokonzert für die Kinder gab.

Voller Stolz trug ich mein Britney-Spears T-Shirt, stand mit einem Bier in der Hand auf der Terrasse und schaute mir seinen Auftritt an. Es begeisterte mich, mit welcher Leichtigkeit er einfach so aus dem Stand Jung und Alt in seines Bann zog. Was ich besonders bewunderte, war, dass seine Haltung und seine musikalischen Wurzeln klar erkennbar waren. Das hatte ich schon bei früheren Konzerten festgestellt, bei denen ich ihn live gesehen hatte.

Umrahmt von den besten aller Cousinen hörte ich ihm also zu und dachte darüber nach, wie oft ich ihn schon gesehen hatte. Das letzte Mal war, in Begleitung dreier kleiner Kinder, in einem Theater in Zürich, wo er mir auch die Setlist unterschrieb. Schon da fiel mir auf, wie er während des Auftrittes mit leichter Hand die Aufregung der Kinder im Zaum hielt.

Einige Jahre davor erlebte ich ihn an einem Kinderfestival, das ein Grossverteiler gesponsert hatte. Damals trat er mit Band auf und es war bei gelegentlichen Ausbrüchen in den Kinderliedern hörbar, wie viele musikalische PS eigentlich unter seiner Haube steckten.

Aber zurück auf die Beguttenalp: In der Zwischenzeit hüpften die Kinder auf der Terrasse auf und ab und auch Erwachsene wippten mit. Mich dünkte es, dass ein Grinsen über sein Gesicht huschte, als er mein Britney-Spears-Shirt entdeckte.

Und schon wieder schweife ich in Gedanken ab. Das allererste Mal als ich ihn live sah, war vor vielen Monden an der Hochzeit meiner anderen Lieblingscousine Andrea. Ihre Schwester Petra war für das Unterhaltungsprogramm zuständig, Andrea wünschte Mundartmusik. Mit diesem Wunsch beauftragt, wandte sich Petra an Christian. Dieser hatte das zwar zuvor noch nicht so oft gemacht, war von der Idee aber angetan. Denn so bestand die Möglichkeit zu testen, ob er Hochzeitsmusikant etwas taugte.

Von der ersten Minute an hatte er die Leute im Sack. Er spielte mit seiner Band Coverversionen von Klassikern wie «Hemmige», nahm sich auch die Freiheit, Sachen von «Stop the Shoppers» einzubauen und für die Mutter der Braut – meine Tante Helen – spielte er extra «Alperose». Und obwohl schon tausendmal gehört, spielte er es in einer mitreissenden Version, so als wäre es für ihn gerade das erste Mal. Ich weiss noch, wie cool ich es fand, so unverhofft an einer Hochzeit ein solches Konzert erleben zu dürfen.

In der Zwischenzeit war es später geworden auf der Beguttenalp – und wir hatten den Rückweg angetreten. Wie ich später erfuhr, blieb Christian noch bis in den frühen Morgen dort und unterhielt die Gäste mit spontanem Freestyle-Rap. Zu gern hätte ich das miterlebt.

Er ist unser Mr. Rock. Er besucht gerne laute Konzerte, ist ein Vinyl-Liebhaber, hat immer tausend Ideen und mindestens genauso viele Connections. Er mischt unsere Bloggertreffen auf – und macht auch aus kleinen Konzerten mit seinen Geschichten einen Anlass mit Weltformat, denn Marcel ist ein wandelndes Rock-Lexikon – und dieses Wissen packt er dann gerne in seine Blogs. Er ist zudem eine «Gwungernase» und löchert darum auch gerne hiesige Musiker mit seinen nicht ganz alltäglichen Fragen.