Am kommendem Donnerstag sind Elke Heidenreich, Pedro Lenz, Endo Anaconda und viele weitere Autorinnen und Autoren zu Gast an den Solothurner Literaturtagen. Oder bleiben sie zu Hause? Das spielt keine Rolle, denn die meisten Besucherinnen und Besucher bleiben wohl auch daheim. Wie das geht, weiss zmitz-Blogger Fabian Gressly.
Kommenden Donnerstag ist Auffahrt. Für den oder die Literaturinteressierte*n heisst das: Solothurner Literaturtage! Sie finden dieses Jahr zum 43. Mal statt und sind seit ebenso langer Zeit ein Anziehungspunkt für alle, die gern lesen. Die einen oder anderen verbinden das mit einem Städtetrip in die schönste Ambassadorenstadt der Schweiz oder einer Radtour in selbige. Andere kommen einzig und allein wegen der Literatur, den Lesungen, Diskussionsveranstaltungen und wegen des Flairs.
Das freilich ist dieses Jahr ein bisschen anders. Ebenso wie letztes Jahr. Die COVID-19-Pandemie mag Zeitungen und Geschichtsbücher füllen, dem literarischen Come-together in Solothurn ist sie nach wie vor eher abträglich. Zwar können nun zehn Veranstaltungen dank der jüngsten Lockerungsentscheide doch noch mit (wenig) Publikum stattfinden, doch bereits früh war für Geschäftsleiter Dani Landolf und sein Team klar: Die Austragung 2021 wird ein online-Festival (lies hier das Interview mit Dani Landolf vom November 2020). So finden die Lesungen per Podcast im Stream statt, die Diskussionsveranstaltungen per Zoom. Bei einigem kann man kostenlos dabei sein, für die meisten aber braucht es ein Ticket – das letztlich in einem Zugangscode zum Streaming besteht. Denn für das Literaturtage-Team steht fest: Auch online sind die Literaturtage Kultur und dürfen – müssen etwas kosten. Das sei man auch den Autorinnen und Autoren schuldig, die in den letzten Monaten dank ausgefallener Lesungen oder Buchmessen ohnehin mit Einnahmeverlusten leben müssen.
So stehen Dreitageskarten oder Tageskarten für Freitag, Samstag oder Sonntag zur Auswahl. Einzeltickets für die jeweiligen Lesungen aber stehen nicht zur Disposition. Dafür darf man aus drei Preiskategorien wählen: 20, 40 oder 60 Franken – wohl mit einem jeweiligen Solidaritäts-«Zustupf» für Organisatoren und Lesende. Und die Dreitageskarte gibts zu 60, 100 oder 140 Franken. Hinzu kommen noch etliche Workshops oder andere Formate, in welchen sich die Besucher*innen bzw. Zuschauer*innen beteiligen können, und die über Einzeltickets zu buchen sind.
Besonders bei dieser Kategorie von Anlässen, die unter der Rubrik «Mitmachen» läuft, darf man gespannt sein, wie sie online funktionieren. Aber auch sonst: So bedauerlich es ist, dass Solothurn nicht zum Literatur-Mekka der Schweiz wird, so sehr ist die online-Durchführung auch eine Chance: neues, jüngeres Publikum zu finden. Und ein Publikum zu gewinnen, das nicht nach Solothurn kommen kann, nicht mag, und dank online-Veranstaltung überhaupt die Gelegenheit kriegt, dabei zu sein. Und nicht zuletzt ist es für die Macher*innen eine Möglichkeit, diese neuen Kanäle auszuprobieren. Denn auch wenn Corona 2022 und weiteren Jahren wieder eine komplett physische Durchführung gestattet, so sind Festivals gefordert, auch ausserhalb ihrer «Aktivzeit» das Publikum bei der Stange zu halten. Ihm Häppchen zu liefern und so im Gespräch zu bleiben.
Nun aber geht’s erst einmal vom 14. bis 16. Mai darum, das Festival-Feeling so gut wie möglich am Bildschirm stattfinden zu lassen. Die Eröffnung am Donnerstag um 18 Uhr und die Verleihung der Schweizer Literaturpreise sind gratis und ein schöner Einstieg in das Experiment. Ich werde es machen, wie in den vorigen, analogen Jahren auch: Spontan da und dort reinschauen. Vermutlich auch im Künstlerhaus S11, wo in Hommage an den Anfang Jahres verstorbenen Solothurner Literat, Künstler und Soziologe Urs Jaeggi eine kleine Ausstellung mit Lyrik, Originalmanuskripten, Malerei, Büchern, Ton- und Videodokumenten von und über Urs Jaeggi stattfindet.
Das Programm und den Ticketverkauf findet man auf der Website der Literaturtage. Bei den meisten Lesungen oder Veranstaltungen sind, so zeigt eine kleine Stichprobe, auch eine Woche vor Start noch Tickets zu haben.
zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.