Im März ist das neue Album des Solothurner Rappers Coach MC erschienen. zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann hat sich die Songs auf «Etappe» angehört und wagt (viel später als sie geplant hat) ein persönliches Fazit, zu welchem sie sich erst nach mehrmaligem Hören imstande fühlte.
Zwei Dinge fallen mir sofort – ja, bereits beim ersten Reinhören – auf: Erstens empfinde ich die Songs als sehr eingängig. Vom Eröffnungsstück «Fuoco», das mich in rhythmischem Kopfnicken zurücklässt, bis zum letzten Stück «noni aus gsy», dessen Metrum den linken Fuss zum Mitwippen einlädt. Das Album rüttelt mich also rhythmisch durch, was ich bei Rap als gutes Zeichen werte. Zweitens ist das Album sehr sauber produziert (unter anderem von dem Solothurner Cut Norris, dem Berner Sad und dem Bieler Ilarius). Die Bassfrequenzen sind stimmig, das Timing perfekt. In einem ersten Durchhören kommt mir das Album also «rund» rüber.
Nun tauche ich tiefer ein und versuche, mich mit den Texten und den einzelnen Songs auseinanderzusetzen. Je länger ich zuhöre, umso mehr erklärt sich für mich der Titel des Albums. Es scheint, als hätte Coach MC eine nächste «Etappe» in seinem Leben genommen. Die Texte sind sehr persönlich, handeln von seinem kleinen Sohn, seiner individuellen Zufriedenheit, der Liebe zu seiner Frau und dem Sich-zu-Hause-Fühlen. Es fühlt sich an, als hätte sich der Musiker gefunden, als sei er in sich ruhend und gefestigt, ja, als hätte er eine nächste «Etappe» in seinem Leben erreicht. Doch ich bin erstaunt über all’ diese Offenheit, über diese sehr intimen Einblicke.
Ich höre nun das Album wieder und wieder. Ich lasse mir Zeit, den Blog zur Albumkritik hätte ich eigentlich viel früher schreiben wollen, doch ich fühle mich nicht dazu imstande. Irgendetwas irritiert mich und ich komme erst nach mehrmaligem Hinhören darauf, was es ist: Ich war ganz einfach nicht auf diese Art von Rap vorbereitet. Coach MC unterscheidet sich in vielen Punkten stark von jenem Rap, den ich kenne: Er ist das Gegenteil von Gangster-Rap, ist positiv ohne arrogant zu sein, steht zu sich und seinem Leben, ohne Leerstellen offen zu lassen, singt auf den Punkt, mit klarer, hoher Stimme und versteckt sich hinter keinen dumpfen Beats. Die Musik von Coach MC ist mutig, weil sie so absolut ehrlich ist. Mir kommt kein Rapper in den Sinn, von dem ich das so sagen könnte. Dass mich das erst irritiert hat, spricht sehr für die Eigenständigkeit von Coach MC und seinem neuen Album. Und ich kriege – einmal dem Geheimnis auf die Spur gekommen – fast nicht genug davon.
Hier kann das Album gestreamt und gekauft werden und hier gehts zur Website von CoachMC.
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.