zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann hat selbstverständlich Tickets für das Ghost Festival von diesem Wochenende ergattert. Ein paar Fragen blieben: Für welchen Tag? Wann sieht sie denn die Solothurner-Acts? Und wieso hat es so wenige davon (nur deren vier)? Sie hat bei einigen Musiker*innen direkt nachgefragt.

«The Next Movement», «The Failures», «Lia Sells Fish» und Eliana Burki. Das sind vier Solothurner Acts, die heute und morgen am Ghost Festival dabei sind. Wohlverstanden: Das Ghost Festival ist ein Festival, das nie stattfinden wird – die Acts werden also nie auftreten. Die Einnahmen aus den Ticketverkäufen sowie dem Merchandising fliessen direkt an die rund 300 teilnehmenden Schweizer Acts auf dem Line-Up, respektive an die 1300 Musikschaffenden (inkl. Techniker*innen / Booker*innen / Manager*innen / Fahrer*innen usw.) und werden zu gleichen Teilen verteilt. Das Ghost Festival ist also zum einen eine grosse Solidaritäts-Aktion für die Musikschaffenden, zum anderen eine Möglichkeit, im grossen Stil auf die schwierige Situation von Künstler*innen aufmerksam zu machen.

Grosse Namen wie Patent Ochsner, Heidi Happy, Stephan Eicher oder Züri West begegnen mir auf dem Line-Up. Daneben muss ich die Solothurner Präsenz ein bisschen suchen. Umso mehr interessiert es mich, wie die Bands angefragt wurden: «Lia Sells Fish» wurden von ihrem Booker angefragt und haben sich dann beworben. «The Failures» und «The Next Movement» wurden via ihr Label resp.direkt durch die ihnen bekannten Macher*innen des Festivals angefragt.

Was aber ist mit denjenigen, die nicht auf dem Lineup stehen? Sie sei ganz einfach nicht dabei, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht mit der Musik verdiene, meint Elena Gerster. Ihrer Meinung nach soll das Festival auch diejenigen unterstützen, die von der Musik leben und von diesen Einnahmen abhängig sind. In diesem Sinne tönt es auch bei «Ta mère»: Sie seien nicht angefragt worden, hätten sich aber auch nicht darum bemüht. Denn zu diesem Zeitpunkt sei erst eine EP von ihnen erschienen. Sie hätten ausserdem mit der Produktion ihres Debutalbums «Plexian» alle Hände voll zu tun gehabt (kurze Randnotiz: Das Album ist mittlerweile erschienen und absolut hörenswert!). Unter vielen Künstler*innen scheint die Solidarität mit denjenigen, die von der Musik leben, also ähnlich gross zu sein, wie unter den Musikliebhaber*innen.

Und was springt denn dabei eigentlich finanziell raus? Viele der Musiker*innen, mit denen ich Kontakt hatte, sind sich einig: Das Wichtigste ist die Sichtbarmachung der Probleme innerhalb der Branche. Einige geben den kleinen «Lohn» den Techniker*innen weiter, J.J. Flück und Elena Gerster wagen sich, überschlagsmässig zu rechnen und kommen auf eine Gage pro Künstler*in, die mit einem richtigen Konzert vergleichbar ist. Auch ich versuche mich in der Mathematik und berechne 15’000 verkaufte Tickets (gemäss watson-Artikel vom letzten Dienstag, hier). Ich gehe von Annahmen aus und rechne 8’000 Eintagespässe (à 20 Franken), 4’000 Zweitagespässe (à 40 Franken) und 3000 VIP-Pässe (à 100) Franken. Gibt zusammen 660’000. Da springen pro Kopf bereits gut 500 Franken raus. Einnahmen aud dem Merchandising ist dabei noch nicht eingerechnet. Meine Rechnung deckt sich also in etwa mit jener von J.J. und Elena.

Wenngleich meine kleine Umfrage unter den Musiker*innen nur eine Tendenz abgibt, entsteht der erste Eindruck, dass in erster Linie Künstler*innen mit eigenem Label und bereits releasten Alben angefragt worden sind (das lese ich auch aus den Namen auf dem Line-Up heraus). Deshalb werde ich mir heute und morgen Abend Solothurner Musik bei mir zu Hause gönnen und die «zmitz plays SO-music»-Spotify-Liste rauf- und runterhören (hier). Auf dieser sind grössere wie kleinere Acts zu hören. Ich werde in Erinnerungen an die richtigen Auftritte der Bands schwelgen. Zurück bleibt das gute Gefühl, Teil eines grossen Ganzen zu sein. Ja, der gute Geist ist auch in Solothurn spürbar – unter den Musiker*innen und unter den Musikliebhaber*innen.

Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.