Wie geht es den Kulturhäusern in der Region, jetzt, wo die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise sie wieder mit voller Wucht treffen? zmitz fragt nach bei Thomas Briner, dem Leiter des Naturmusems Solothurn.

Wie war euer Kulturjahr 2020 in einem Wort?
Thomas Briner: unberechenbar

Wie sieht euer Betrieb gegenüber dem geplanten aus? Was fällt weg? Was findet trotzdem statt?
Briner: Das Naturmuseum war das ganze Jahr sehr zurückhaltend, was die Durchführung von Veranstaltungen anging. Wir sind der Meinung, dass es nicht angebracht ist viele Leute an einem Ort zu versammeln. Wir wollen als öffentliche Institution helfen, die nationalen Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie mitzutragen. Konkret sind bei uns im Laufe des Jahres viele Veranstaltungen wie Ausstellungsvernissage, Mittagsführungen, Vortragsreihen und Ausbildungskurse abgesagt worden. Was nach wie vor stattfindet, ist der Ausstellungsbetrieb – aktuell von Dienstag bis Samstag – und die Führung von angemeldeten Gruppen, insbesondere Klassenworkshops für die Schulen.

Welche Auswirkungen hat das finanziell?
Briner: Da wir im Naturmuseum grundsätzlich freien Eintritt gewähren und der Umsatz des Museumsshops überschaubar ist, hat die zwischenzeitliche Schliessung des Museums nur geringen finanziellen Einfluss.

Habt Ihr auch auf andere Angebote – z.B. online-Führungen – «umgestellt»?
Briner: Während des Lockdowns haben wir via Social Media und unsere Webseite versucht, unser Publikum mit regelmässigen Anregungen von Bastelanleitungen über Ausmalbilder bis zu Naturbeobachtungsaufträgen zu versorgen. Wir haben auch vereinzelte Medienproduktionen aus der Ausstellung online gestellt, wie zum Beispiel Geschichten von Hans Hirsch, Franz Fisch, Karla Kröte, Frau Werder dem Alpensegler und Fabienne dem Distelfalter zum Thema Tierwanderung.

Wie könnt Ihr reagieren? Könnt Ihr irgendwo sparen? Wirkt sich das aufs nächstjährige Budget aus? Sind weniger Leute im Einsatz?
Briner: Als städtische Institution wirkt sich bei uns vor allem die generell unsichere Finanzlage für das nächste Jahr aus, so dass wir sehr vorsichtig budgetieren. Was den Einsatz von Leuten betrifft, so sind bei uns nicht weniger, sondern eher mehr Leute im Einsatz als gewohnt, da der Betrieb des Museums unter Einhaltung des Schutzkonzeptes aufwändig ist. Die Einhaltung der Hygienevorschriften und die Beschränkung der Anzahl Besucher im Haus bedeuten vor allem für das Aufsichtspersonal einen beträchtlichen Mehraufwand.

Bei allem, was aktuell die Arbeit im Kulturbereich schwierig macht, könnt ihr aus der ganzen Situation auch was Positives mitnehmen?
Briner: Wir beobachten in der Gesellschaft eine Rückbesinnung auf grundlegende Werte. Da gehört ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur dazu, was für uns auch immer eine wichtige Botschaft ist. Wir stellen auch fest, dass in der gegenwärtigen Ausnahmesituation viel Besucher besonders dankbar sind für das kulturelle Angebot, das noch möglich ist. Dadurch ist die Stimmung im Museum sehr gut und die Besucher gehen auch noch respektvoller mit der Ausstellung um als in der Vor-Corona-Zeit.

Was ist eure Prognose auf die nächsten Monate hinaus?
Briner: In der momentanen Situation eine Prognose zu erstellen, ist absolute Lotterie. Wir stellen uns einfach darauf ein flexibel zu bleiben, schnell auf Veränderungen reagieren zu können und pragmatische Lösungen für die jeweils auftretenden Herausforderungen zu finden. Da Improvisieren grundsätzlich zum Museumsjob dazugehör, bin ich optimistisch, dass uns dies gelingt.

Aktuelle Infos zum Naturmuseums-Betrieb findet man hier.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.