Im Kultürchen, dem zmitz-Adventskalender, schauen wir dieses Jahr mal auf die Jungen in der Kultur. Wie sind sie zu dem gekommen, was sie machen? Und wieso machen sie das? Heute fragt zmitz nach bei der Tänzerin Mira Maria Studer.
Wer bist du, was machst du?
Ich bin Mira. Auf Spanisch ist mein Name ein Verb. Diese Dynamik gefällt mir – ich bin lieber ein Verb als ein Nomen. ich kreiere Tanz- und manchmal auch Musikstücke.
Was wolltest du mal werden?
Mit vier Jahren wollte ich Tänzerin werden. Also ging ich in eine Ballettklasse schnuppern – das war für mich aber so schrecklich, dass ich lange dachte, ich könne nicht Tänzerin werden. Also wollte ich Sopranistin werden, dann mit neun Juristin (weil man mir sagte ich hätte einen guten Gerechtigkeitssinn), mit 13 Künstlerin, dann gar nichts mehr.
Und da begann ich wieder zu tanzen.
Wie sieht dein kulturelles Engagement genau aus – und kannst du davon leben?
Ich bin mal Tänzerin, mal Choreographie-Assistenz (wobei Covid19 das letzte Engagement verhinderte), mal Musikerin, mal Kollektiv-Mitglied. Davon leben können? Nein, kann ich (noch) nicht. Dieses Jahr habe ich jedoch Fördergeld erhalten vom Kanton Solothurn. Das war eine wunderbare Überraschung. Ich bin Teil eines jungen Kollektivs namens NoDin aus Luzern das nun vom «Theater Südpol» und Pro Helvetia im Rahmen von «Danse et Dramaturgie» unterstützt wird, um in der freien Szene Fuss zu fassen. Das ist ein weiteres grosses Geschenk und ermutigt zur Geduld.
Wie sieht dein (kultureller) Werdegang aus?
Mein Zuhause war immer voller Musik, meine Eltern sind MusikerInnen, mein Götti ist Choreograph. Ich habe viel gesungen und getanzt. Seit ich 8 war, habe ich klassisches Klavier gespielt und gesungen. Am liebsten habe ich schon immer improvisiert. Malstunden bei Christina Studer nach Arno Stern waren sehr wichtig für mich. Als Teenager begann ich mehr zu tanzen, spielte in Jugend-Tanztheatern – und ich fuhr jeden Sommer nach Brüssel für Workshops. 2016 audierte ich für den zeitgenössischen Tanz BA in Lausanne und hatte Glück. Jetzt fühle ich mich sehr wohl, wo ich gelandet bin.
Was sind deine aktuellen Projekte?/Womit beschäftigst du dich aktuell?
Mit dem Kollektiv NoDin beschäftigen wir uns gerade damit, unsere Privilegien aufzudecken und gesellschaftliche Normen und Hierarchien zu unterwandern. In meiner eigenen Körper-Recherche äussert sich das zum Beispiel gerade im Versuch die Hierarchie meiner taktilen Sensorik abzuflachen – die Hierarchie zwischen meinen Hände und dem Rest meines Körpers. Ich versuche jede Zelle meiner äussersten Hautschicht in einer Bewegung gleich aufmerksam zu nutzen wie die meiner Hände.
Hast du einen Lieblingskulturschaffenden aus der Region?
Ja, mein Gotti, sie ist eine wunderbare Heilpädagogin, Managerin von Studer & Stampfli und noch viel mehr.
Welche Kulturanlässe besuchst du selber in deiner Freizeit?
Am liebsten gehe ich in zeitgenössische Museen. Ich inspiriere mich gerne an bildenden KünstlerInnen und ihrem Mut zur Eigenheit. Das ist manchmal rar in der Tanzszene.
Welchen Traum möchtest Du gerne noch erfüllt haben?
Tja, dass ich genau das machen kann, was ich jetzt tue, jedoch davon leben kann. Zum Glück kann ich gut sparen.
Von welchem Erlebnis wirst du mal deinen Enkeln erzählen?
Hoffentlich nicht, aber wenn es so weiter geht, vielleicht von den Bienen…
Was würdest du nie tun?
Einen nackten Körper auf der Bühne zeigen wollen und dann hautfarbene Bodies anziehen. Das ist für mich blosse Heuchelei. Das kann auch interessant sein, aber dann sollte es ein Stück über Heuchelei sein, und nicht über Nacktheit.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.