Wie geht es eigentlich den Kulturhäusern in der Region, jetzt, wo die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise sie wieder mit voller Wucht treffen? zmitz fragt nach bei Claudia Moritzi vom Museum Altes Zeughaus.

Wie war euer bisheriges Kulturjahr 2020 in einem Wort?
Claudia Moritzi: Turbulent.

Wie sieht euer tatsächliches Programm gegenüber dem geplanten aus? Was fällt weg? Was findet trotzdem statt?
Claudia Moritzi: Wir sind im Vergleich zu vielen anderen Kulturinstitutionen sehr privilegiert, da wir «nur» acht Wochen schliessen mussten. Aber natürlich hatte die Pandemie auch Auswirkungen auf unsere Planung. Im Frühling mussten wir zahlreiche Anlässe absagen und während des Lockdowns haben wir entschieden, unsere Sonderausstellung «P-26 – Geheime Widerstandsvorbereitungen im Kalten Krieg» bis Ende Jahr zu verlängern und die für August 2020 geplante Sonderausstellung um ein Jahr zu verschieben. Dadurch konnten wir alle die Anlässe, die wir im Frühling absagen mussten, im Herbst nachholen (im Bild die Mittagsführung vom 28. Oktober, Anm.d.Red.). Ausgefallen ist auch der Internationale Museumstag im Mai, der für uns Museen jedes Jahr ein Highlight ist. Stark spürbar war auch, dass wir sehr viele Absagen von Führungen und gebuchten Anlassen hatten.

Wie viele Leute könnt Ihr reinlassen? Wie viele weniger sind das im Vergleich zum «Normalbetrieb»?
Claudia Moritzi: Wir haben den Vorteil, dass unsere Räume sehr gross sind – bei uns dürfen gleichzeitig max. 80 Personen im Haus sein, also 20 pro Stockwerk. Im Alltagsbetrieb spüren wir daher fast keine Einschränkungen – allerdings mussten wir teilweise schauen, dass sich die Personen gut im Haus verteilen. Bei den Anlässen dürfen momentan max. 30 Personen teilnehmen, das spüren wir, was die Buchung von Apéros und Anlässe betrifft, stark. Unsere eigenen Anlässe können wir durchführen – bei einigen hätten wir aber unter normalen Umständen sicher viel mehr Teilnehmende.

Welche Auswirkungen hat das finanziell?
Claudia Moritzi: Die finanziellen Auswirkungen halten sich bei uns in Grenzen. Wir konnten davon profitieren, dass sehr viele Leute im Sommer und jetzt auch im Herbst nicht weit verreisen konnten. Wir durften in den Sommermonaten überdurchschnittlich viele Besuchende begrüssen und auch im Herbst – bis Oktober – kamen viele Leute ins Museum. Zudem hatten wir dank der Verschiebung der geplanten Sonderausstellung auf nächstes Jahr auch weniger Ausgaben.

Sind weniger Leute im Einsatz?
Claudia Moritzi: Bei uns sind gleich viele Leute im Einsatz wie vor dem Lockdown. Wir konnten zum Glück alle Mitarbeitenden durchgehend beschäftigen. Während der Schliessung hat unser Team von Aufsicht und Empfang andere Aufgaben übernommen – es hat z.B. bei Arbeiten im Depot geholfen und Haus und Ausstellung von oben bis unten auf Vordermann gebracht.

Habt Ihr auf andere Angebote – z.B. online – «umgestellt»?
Claudia Moritzi: Ja, wir haben unser Online-Angebot ausgebaut. Als wir während der Schliessung unsere traditionellen Mittagsführungen, zu welchem wir immer einen Gast einladen, nicht durchführen konnten, haben wir uns mit diesen Personen getroffen und die Gespräche aufgezeichnet und auf unserer Homepage online gestellt. Dies führen wir nun weiter und nehmen alle Anlässe auf – denn es gibt immer noch viele Leute, die nicht ins Museum kommen können oder möchten. Weiter stellen wir monatlich eine «Depotperle» – also ein Objekt, das nicht ausgestellt ist – auf der Website und unseren Social-Media-Kanälen vor. Und wir haben einige Videos gemacht, in denen wir unser Haus vorstellen. Diese sind auf der Website und auf YouTube zu finden.

Bei allem, was aktuell die Arbeit im Kulturbereich schwierig macht, könnt Ihr aus der ganzen Situation auch was Positives mitnehmen?
Claudia Moritzi: Dass wir im Sommer und Herbst aufgrund der eingeschränkten Reisemöglichkeiten so viele Besuchende hatten, war für uns positiv. Wir hatten im Oktober die besten Besucherzahlen seit zwei Jahren! Zudem hat Corona den Ausbau von digitalen Angeboten vorangetrieben – gleichzeitig hat sich aber auch gezeigt, dass diese das Erlebnis vor Ort nicht ersetzen können. Dies zeigt, wie wichtig Kultur für uns ist. Für mich persönlich war es auch beeindruckend, wie das Team des Museums während dieser schwierigen Zeit zusammengehalten hat. Es hat sich extrem flexibel gezeigt – wie alle mussten wir uns ja immer wieder auf geänderte Vorgaben einstellen, unter erschwerten Bedingungen arbeiten und Unsicherheiten und viele offene Fragen aushalten.

Was ist eure Prognose auf die nächsten Monate hinaus?
Claudia Moritzi: Claudia Moritzi: Wenn uns dieses Jahr etwas gelehrt hat, dann, dass sich von heute auf morgen ganz vieles ändern kann. Daher bin ich vorsichtig mit Prognosen… Ich hoffe aber sehr, dass sich die Situation bald beruhigt und das kommende Jahr für alle weniger turbulent und anstrengend wird – und dass kulturelle Anlässe überall wieder im grossen Stil durchgeführt werden können.

Corona hin oder her ist ab dem 1. Dezember der traditionelle Adventskalender an der Fassade des Museums zu sehen. Und: Das Museum Altes Zeughaus wäre eigentlich für den «European Museum of the Year Award 2020», den wichtigsten Preis der Museumsbranche, nominiert gewesen. Bzw.: Es ist auch nominiert, nur wurde der Entscheid, ob das MAZ gewinnt, Corona-bedingt verschoben. Wir bleiben gespannt unbd drücken die Daumen!

zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.