Wie geht es eigentlich den Kulturhäusern in der Region, jetzt, wo die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise sie wieder mit voller Wucht treffen? zmitz fragt nach bei Andreas Affolter, dem Leiter von Schloss Waldegg.

Wie war euer bisheriges Kulturjahr 2020 in einem Wort?
Andreas Affolter: Durchzogen.

Wie sieht euer tatsächliches Programm gegenüber dem geplanten aus? Was fällt weg? Was findet trotzdem statt?
Andreas Affolter: Während des Lockdowns zwischen März und Juni fielen alle Veranstaltungen, auch die kleineren, aus. Ab Juni war dann unter Einhaltung der geltenden Schutzkonzepte Vieles wieder möglich: Führungen, Konzerte, Kindergeburtstage, Hochzeiten etc. Weg fielen allerdings die ganz grossen Anlässe, etwa die Authentica über Auffahrt im Mai oder die Schultheaterwoche im Juni. Seit Oktober mussten wir nun wieder Veranstaltungen absagen.

Wie viele Leute könnt Ihr – falls Ihr weiterhin geöffnet habt – reinlassen? Wie viele weniger sind das im Vergleich zum «Normalbetrieb»?
Andreas Affolter: Im Konzertsaal dürften wir nach den aktuellen Vorgaben des Kantons 30 Personen reinlassen, knapp ein Drittel der Belegung bei Normalbetrieb. Im Museum dürfen sich gemäss aktuellem Schutzkonzept maximal 40 Personen gleichzeitig aufhalten, verteilt über alle Räume. Da sich auch während des Normalbetriebs selten mehr als 40 Personen gleichzeitig im Museum aufhalten, stellt diese Begrenzung für uns aber keine grosse Einschränkung dar.

Welche Auswirkungen hat das finanziell?
Andreas Affolter: Da wir aktuell veranstaltungsmässig in der Winterpause sind, wirkt sich die Beschränkung der Personenzahl bei Konzerten finanziell nicht mehr gross aus. Die Absage vieler privater Anlässe wie Hochzeiten, Firmenanlässe etc. hat uns finanziell stärker getroffen.

Habt Ihr auch auf andere Angebote – z.B. online-Führungen – «umgestellt»?
Andreas Affolter: In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte haben wir auf unserer Webseite einen virtuellen Rundgang durch die Schlossanlage und die Museumsräume aufgeschaltet. Zudem haben wir auf unserer Instagram-Seite in den Stories ein Vermittlungsprojekt begonnen, in dem wir die Grand Tour des Schlosserbauers Johann Viktor von Besenval durch Europa nacherzählen.

Wie könnt Ihr auf die ausbleibenden Einnahmen reagieren? Könnt Ihr irgendwo sparen? Wirkt sich das aufs nächstjährige Budget aus? Sind weniger Leute im Einsatz?
Andreas Affolter: Wir haben gewisse Anschaffungen aufs nächste Jahr verschoben. Glücklicherweise konnten wir das Museumspersonal, das während des Lockdowns nicht im Einsatz war, trotzdem bezahlen.

Bei allem, was aktuell die Arbeit im Kulturbereich schwierig macht, könnt ihr aus der ganzen Situation auch was Positives mitnehmen?
Andreas Affolter: Der Museumsbetrieb im Sommer und Herbst verlief extrem erfreulich: Wir hatten fast doppelt so viele Individualbesucherinnen und -besucher auf der Waldegg als in andern Jahren, was etwas über die vielen abgesagten Anlässe hinwegtröstete. Zudem regten die Beschränkungen auch an, über alternative Vermittlungsformate nachzudenken, etwa im digitalen Bereich. Die sehr guten Besucherzahlen des Museums, aber auch an Führungen und Konzerten nach dem Lockdown haben aber auch gezeigt, dass die Menschen ein grosses Bedürfnis nach authentischen, «realen» Live-Erlebnissen haben. Was sich vor Ort an einem Konzert oder in einem Museum erfahren und erleben lässt, kann letztlich kein digitales Angebot ersetzen. Das Corona-Jahr 2020 hat somit erneut deutlich gezeigt, dass Museen und Kulturveranstalter*innen wichtige menschliche Bedürfnisse abdecken. Dies nehmen wir als etwas Positives mit.

Was ist eure Prognose auf die nächsten Monate hinaus?
Andreas Affolter: Schloss Waldegg begibt sich planungsgemäss bald in den «Winterschlaf». Ab Mitte Dezember ist das Museum bis Ende März geschlossen und auch Veranstaltungen finden dann kaum mehr statt. Wir müssen deshalb erst auf den Frühling hin planen und gehen davon aus, dass gewisse Sachen dann wieder möglich sein werden. Für Grossveranstaltungen suchen wir bereits jetzt nach alternativen Durchführungsformen.

Hier gehts zum virtuellen Rundgang und auf Instagram unter anderem zur Grand Tour.

zmitz würde es ohne Fabian nicht geben. Denn im Jahr 2014 gründeten er und Lucilia den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn sichtbar zu machen. Fabian erzählt unter anderem die Hintergrundgeschichten. Denn auf dem Kulturparkett fühlt er sich wohl, kennt die Kulturschaffenden mindestens genau so gut wie die Kulturveranstalter und weiss auch um kulturpolitische Zusammenhänge. Als Blogger ist er in allen Sparten zuhause. Er ist aber nicht nur Co-Leiter der Redaktion, sondern kümmert sich als Präsident des Vereins darum, dass auch formal bei uns nichts aus dem Ruder läuft.