Es ist soweit: Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat Entzugserscheinungen. Und zwar ganz deutliche.

Heute Nacht hat mich Kuno Lauener im Traum besucht. Er sass in meiner Wohnung, weil er meiner Schwester einen Brief schreiben wollte und die Adresse brauchte. Er sass also da, schrieb und fragte nebenbei, wie es meinen Eltern – und meiner Familie sonst so gehe. So, wie er das immer tut, wenn ich die Gelegenheit habe, mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Im echten Leben.

Als ehemalige Cateringverantwortliche im Kofmehl hatte ich das Glück, Bands in der noch relaxten Phase eines Konzerttages zu erleben. Da wurde immer mal wieder auch Privates ausgetauscht. Den Respekt habe ich gegenüber den Schweizer Stars dabei (hoffentlich) nie verloren, aber die Berührungsängste wohl schon. Noch heute spreche ich sie an Konzerten an – selten aber im Alltag. Und: Ich bin keine stille Beobachterin auf den Social-Media-Kanälen, sondern kommentiere Bilder und Statusmeldungen der Schweizer Künstler. Dabei erfährt man einiges.

Unter anderem, dass Bubi Rufener und seine Band das perfekte Timing mit der vergangenen Tour hatten: Das letzte Konzert war nur wenige Tage vor dem Lockdown. Bei Büne Huber fällt auf, dass er mit der aktuellen Situation hadert, die aber kreativ umzusetzen weiss. Keine Rezepte und Konzertimpressionen mehr auf seinen Kanälen, sondern Skizzen von Menschen, Situationen, ergänzt durch kritisch-witzige Kommentare. James Gruntz zeigt nebst Studiobildern immer wieder Einblicke in seinen privaten Alltag: zum Beispiel, wie er mit seiner Liebsten Geburi feiert. Manuel Felder von «The Gardener and the Tree» lässt durchblicken, dass er die Zeit für «Aufpimp-Aktionen» nutzt: Er scheint sich ein neues Tattoo gemacht zu haben und widmet sich liebevoll seinem Hobby, den Autos.

Und der Tessiner Andrea Bignasca hat mir verraten, dass er zwar neu eine portugiesische Gitarre hat (siehe Bild oben!), diese aber auf der neuen Scheibe, die gerade im Endspurt ist, noch keinen Platz gefunden hat. Dafür seien aber fast alle neuen Lieder in Lissabon geschrieben worden. Ich weiss jetzt schon, dass ich seine Vinyl lieben werde.

Aber zurück zum Traum. Während Kuno also in meiner Küche sitzt und schreibt, merke ich, dass er eigentlich auch gerne erzählen möchte, wie es ihm so geht. «Weisst du, ich hatte diesen Sommer ganz tolle Ferien mit meinem Sohn», erzählt er strahlend. Und er habe halt jetzt einen Geldjob. Bei einem Zigaretten-Unternehmen. Das sei zwar wenig sexy, aber noch praktisch, da er die Zigis, die er brauche, um die aktuelle Situation zu ertragen, wenigstens gratis kriege.

Crazy times. Ehrlich gesagt: Das mit der Distanz zu den Musikern wird mir langsam zu viel. Nur noch Kontakt über soziale Medien. Nur noch Musik ab Konserve. Es fehlen die Emotionen, die direkte Interaktion. Es ist lustlos geworden, fad. Wie ein Essen ohne Salz, ohne Gewürze. Oder ein Sonnenuntergang-Foto in schwarz-weiss.

Lieber Kuno, Büne, Bubi, Andrea, Manuel, James und viele andere Musiker und Musikerinnen, seid mir nicht böse, aber würde ich euch aktuell irgendwo begegnen, ich würde euch diesmal auf der Strasse ansprechen. Mitten im Alltag. Einfach um euch zu sagen, dass ihr mir fehlt, dass mir eure Musik fehlt und ich hoffe, dass ihr «den Rank» findet. Bleibt dran, ihr seid meine Medizin.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.