Sie hat mit Adina und Steffi Friis sowie dem Regisseur Rolf Lyssy vor dem Filmstart über «Eden für Jeden» gesprochen (hier zu lesen). Am Freitag war zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann nun zusammen mit dem Cast im Kino Capitol. Ihr Film-Fazit lest ihr hier.
Vorneweg: Ich habe viel geweint. Mag sein, dass ich nahe am Wasser gebaut bin. Aber meine Atemschutzmaske war tropfnass und ich irgendwie erschöpft. Dabei ist die vordergründige Story des Films relativ einfach. Doch die Zwischentöne hatten es buchstäblich in sich. Ja, ich war zum ersten Mal mit den Ohren im Kino. Adina hat mir vor dem Film erklärt, dass viele Rollen und Geschichten im Film von einem «Motiv» unterlegt seien: Die immer gleiche Musik, die zu hören ist, wenn die Figur oder eine zur Figur passende Geschichte im Zentrum steht. Bisher hatte ich mich nie darauf geachtet, aber… es war eine kleine Offenbarung. Zu merken, wie ich emotional reagiere, sobald das musikalische Motiv von Nelly zu hören ist und damit eine schwierige Familienbeziehung angedeutet wird. Im Vorfeld wollte ich von Adina wissen, ob es schwierig gewesen sei, ein «Motiv» für die eigene Schwester (ok, für ihre Rolle) zu schreiben. Sie hat darauf gemeint: «Irgendeinmal geht es. Irgendeinmal hat man die Dialoge so oft gehört, dass man das von der Person absorbieren kann. Aber am Anfang hatte ich das Gefühl, es sei schon eher schwieriger, weil es sie ist.»
Doch nicht nur die Musik hat mich berührt: Unglaublich, welche Gefühle Steffi nur mit ihren hellen Augen transportieren kann. Wie sehr sie ihrer Figur «Nelly» durch eine lässig-zerbrechliche Körperhaltung Charakter gegeben hat. Auch auf die Kleider habe ich mich besonders geachtet. Steffi hat mir vor dem Film erzählt, dass sie zuerst erstaunt war über die farbigen Kleider der «Nelly». Später war ihr klar, dass nur dieser Stil zum Charakter ihrer Rolle passen würde. Dank diesem Hinweis habe ich erkannt, wie sehr «Nellys» Kleider die Stimmung einer Szene unterstrichen haben.
Nach dem Film betraten die beiden «hochbegabten Schwestern» (O-Ton Lyssy) die Bühne: Gleiche Haltung, ähnliche Bewegung, ähnliche Tonlage der Stimme. Die eine eher «zwaschpelig» (Steffi), die andere ruhig. Hat dieser Film ihre Beziehung verändert? Steffi findet: «Ja.» Denn sie hätten sich beruflich irgendwie kennengelernt. Sie habe stark gemerkt, wie beide in ihrem Element stehen würden und es sei schön gewesen, wie interessiert und respektvoll sie ihr gegenseitiges Schaffen anschauen und begleiten würden. Adina findet: «Überhaupt nicht.» Die Beziehung sei noch immer die gleiche, jedoch hätten sie das erste Mal so konkret zusammengearbeitet, sie habe ihre Schwester das erste Mal als Schauspielerin in ihrem Umfeld wahrnehmen können. Und sie hätten sich oft über das Thema unterhalten. Doch das sei jetzt auch wieder etwas abgeklungen. Jetzt gehe es viel mehr um Steffis neuen Hund.
Rolf Lyssy hat sicher recht, wenn er findet, dass Steffi eine «virtuose Schauspielerin» sei und dass Adina «ein unheimliches Gespür für Ohrwürmer» habe. Doch die beiden waren am Freitag vor allem echt. Begeistert, zurecht stolz und grundsympathisch.
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.