Eigentlich feiert der Solothurner Mädchenchor dieses Jahr sein 20 jähriges Bestehen. Doch die aktuelle Lage hat alle Pläne auf den Kopf gestellt – und doch auch seine guten Seiten. Die Leiterin Lea Pfister-Scherer hat zmitz erzählt, was alles in den vergangenen Wochen passiert ist.
Lea Pfister-Scherer, wie sah dein Alltag im Lockdown aus?
Mein Alltag ist ruhiger geworden, weil Konzerte mit meinen Chören und auch als Sängerin weggefallen sind. Mit dem Solothurner Mädchenchor waren wir in der Endphase für unsere Jubiläumskonzerte. Doch plötzlich beschränkte sich meine Tätigkeit nur noch auf das gemeinsame Singen in Kleingruppen oder das Üben für mich alleine.
Ihr hättet ein 20 Jahre Jubiläum gefeiert. Und nun ist so vieles anders gekomme.
Ja, die Absage der Konzerte ist ein riesiger Verlust und ich meine damit nicht in erster Linie finanziell. Wir haben uns auf die Projekte gefreut. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Das OK hatte viele Stunden investiert. Als wir den Probenbetrieb einstellen mussten, habe ich zusammen mit Eva Herger und Jessica Jans die ganze Musik einzeln eingesungen und eingespielt, damit die Mädchen zu Hause weitersingen konnten. Als wir dann wieder in Kleingruppen proben durften, war das das eine Wohltat! Und wir merkten, dass diese Form von Proben durchaus ihre guten Seite hat: Wir konnten auf die individuellen Bedürfnisse der Sängerinnen viel gezielter eingehen. Zudem konnten wir jederzeit auf das Verständnis und Wohlwollen vonseiten Eltern, Vorstand und Angestellten zählen.
Du bist seit vielen Jahren in diversen Funktionen im Chor dabei. Welches sind deine Highlights aus Deiner Zeit als Leiterin?
Das grösste Highlight für mich ist die Entwicklung, die von den Sängerinnen ausgehend die Singschule betrifft. Wir haben seit unserem Bestehen jedes Jahr mehr oder weniger aufwändige, gelungene Projekte realisiert, die alle zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
Einschub der Bloggerin: Mir persönlich hat ja das Konzert im Attisholz-Areal unvergessliche Gänsehaut-Moment geschenkt. Hier der Review.
In den letzten 20 Jahren hat jedes Jahr mindestens ein Singlager stattgefunden, wir haben seit 2007 alle Schweizer Kinder- und Jugendchorfestivals besucht, waren bei anderen Chören im Ausland zu Gast, 2018 haben wir am Europa Cantat-Festival in Tallinn teilgenommen und immer im Advent dürfen wir ein Weihnachtssingen mit singfreudigem Publikum teilen.
Daneben entstanden auch Projekte und Konzerte in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Ensembles, wie z.B. Auftritte mit dem Konzertchor Solothurn, dem TOBS, den Singknaben der St. Ursenkathedrale, aber auch mit dem Tonhalle-Orchester Zürich sowie den Münchner Symphonikern. Die Zusammenarbeit mit Hannah Wirth Willimann von 2007 bis 2017 war für die Singschule und für mich prägend und ich bin sehr glücklich, dass mir die Ideen auch mit Eva Herger (seit 2017) und dem unterstützenden und motivierten Team aus Vorstand und Stimmbildung weiterhin nicht ausgehen…
Wie geht es weiter?
Wir suchen grössere, mit dem öV erreichbare Proberäume für Montagnachmittag/-abend, Mittwochnachmittag/-abend und Freitagabend in Solothurn. Unser Traum wäre es, ein «eigenes Zuhause» für die Singschule Solothurner Mädchenchor mit ihren drei Leiterinnen/Stimmbildnerinnen und die inzwischen über 70 Sängerinnen zu haben!
Und sobald wieder grössere Chorkonzerte möglich sind, werden wir natürlich auch wieder auftreten.
Infos zum Chor findet man hier.
Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.