Anja Gysin hätte sich mit ihrer neuen Tanzinstallation nach «die blaue Stunde» zu den Wurzeln begeben – ihren eigenen, jenen der Natur, der Bäume – und hätte dabei das Publikum mitgenommen. Daraus wurde dank Corona leider nichts. Die Premiere wurde abgesagt, doch neue Dinge sind bereits angedacht.
Eigentlich hätte es für Anja Gysin vor zehn Tagen mit der neuen Tanzinstallation «Roots» los gehen sollen. Nach den erfolgreichen Aussenproduktionen «Die Blaue Stunde» (darüber haben wir hier geschrieben) und «Einklang» ging die Choreografin für den dritten Teil der Trilogie den Wurzeln und dem Element Erde nach. Dafür wollte sich Gysin zu ihren eigenen Wurzeln begeben, nach Oberdorf: Dort ist sie aufgewachsen, dort sollte am 19. Juni «Roots» Premiere feiern. Ein Klang hätte dem Höhenweg von Rüttenen nach Oberdorf die Besucherinnen und Besucher locken und leiten sollen. Die Wurzeln eines freistehenden Baumes wären von den Tänzerinnen und Tänzern nachempfunden und durch den Boden hindurch sichtbar gemacht worden. Beim Sonnenuntergang, die Höhe erreichend, wäre der Blick in die Ferne über das silberne Band der Aare bis hin zum Bergpanorama am weiten Horizont geschweift.
Doch daraus wurde Corona-bedingt nichts. Dabei wäre man bereit gewesen. Vor dem inneren Auge der Künstlerin war alles da, das Projekt weitgehend finanziert. Und selbst wenn eigentlich schon seit einigen Wochen wieder Veranstaltungen in diesem Rahmen stattfinden dürfen, fehlte etwas Entscheidendes: die Proben, die für eine Tanzinstallation wie «Roots» so wichtig wären. Denn hier erwecken die Tänzerinnen und Tänzer innere Bilder gemeinsam zu leben, erleben den Ort, nehmen ihn war und hauchen so der Idee der Installation überhaupt erst Leben ein. Anja Gysins will dem Publikum ein mit allen Sinnen erfahrbares Liveerlebnis in der Natur ermöglichen, in Resonanz der Anwesenden mit den Musikerinnen und Musikern, mit Tänzerinnen und Tänzern und dem besonderen Ort.
Die kreativen Prozesse finden aber ihre Fortsetzung und neue Projekte sind in Vorbereitung: zahlreiche Tanzworkshops, eine Soloperformance mit begehbarer Klanginstallation für Winter 2020 sowie ein tänzerischer Dialog zwischen Industrieruine und Natur im Attisholz-Areal für Sommer 2021. Hoffentlich ohne Corona…
Eine Studie zu «Roots» gibt’s in diesem Video hier.
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