Die Corona-Krise hat die Kultur schwer getroffen. Proben und Gigs fielen weg und auch die Festival-Auftritte fallen ins Wasser. zmitz-Blogger Sven Düscher hat sich mit den Jungs von «Deconvolution» unterhalten, wie sie mit der Situation so umgehen. Immerhin: Heute erscheint eine neue Single mit Songs der Band.

Wer seid ihr?
«Deconvolution» besteht aus Yanik (Gitarre), Johannes (Bass), Miguel (Drums) und Jonathan (Gesang). Die Band wurde 2015 gegründet und macht seither die Venues in und um die Schweiz wortwörtlich unsicher. Der Sound ist roh, kompromisslos und schnell. Wenn nicht gerade Corona-Krise ist, spielt die Band Konzerte in der Schweiz und anderen Europäischen Ländern. Gerade vor dem Lockdown im Januar war die Band zum Beispiel auf Tour in Frankreich, Deutschland, Tschechien und den Niederlanden.

Die Corona-Krise war bzw. ist für Musiker und Bands schwer. Wie habt Ihr die Zeit erlebt?
Der Anfang war geprägt von grosser Ungewissheit. Als die ersten Ausgangssperren eingeführt wurden waren wir Teil des Line-ups mehrerer bereits früher angekündigter Events. Da die Krankheit neu ist, war zu diesem Zeitpunkt niemandem genau klar, ob noch Konzerte stattfinden werden oder nicht. Leider lernten wir in den darauffolgenden Wochen, dass so ziemlich all unseren geplanten Gigs nicht stattfinden würden. Natürlich hatten wir volles Verständnis für diese Massnahmen, aber es hat sich echt nicht gut angefühlt Event um Event abzusagen. Umso mehr, da wir viel geplant hatten mit befreundeten Bands. Die befreundeten Musiker nur noch im Internet zu treffen, war glaube ich für alle Musiker sehr deprimierend. Da die Musik nicht unser Hauptberuf ist, wurde uns das finanzielle Dilemma grösstenteils erspart. Viel schwerer war es für uns, Events, auf die wir uns sehr gefreut haben, abzusagen und unsere Freunde nicht zu sehen.

Was fandet ihr persönlich das schlimmste während der ganzen Zeit?
Das Schlimmste war in unserem Fall der Ausfall der Probe in den ersten Wochen der Quarantäne. Unsere Probe besteht nicht nur aus dem Musizieren, wenn wir zusammen Musik machen hat dies eine Ventilwirkung, die uns hilft, besser mit der Welt in der wir leben, klarzukommen. Zudem sind wir gut befreundet, reden und unternehmen viel miteinander, und einen solchen Unterbruch in unseren wöchentlichen Proben gab es sonst noch nie. Umso besser war die erste Probe, seit wir wieder mit den Proben begonnen haben. Drumsticks und Cymbals wurden zerschmettert und Sound dröhnte endlich wieder aus den Boxen in unserem Bandraum, wir haben das richtig gebraucht.

Unter den abgesagten Konzerten waren bei euch auch mehrere Festivalshows. Seid ihr darüber besonders traurig?
Da die Festivalshows erst nach der ersten Welle Clubshows abgesagt wurden, war es für uns keine grosse Überraschung mehr. Trotzdem hatten wir natürlich im Vorfeld die Hoffnung, dass der Spuk im Mai bereits vorbei sein könnte und die Festivals stattfinden könnten, aber dem war bekanntlich nicht so. So ein Festival ist zudem auch als Zuschauer super. Wir hätten uns zum Beispiel riesig auf «Life of Agony», «Rotting Out» und «Jesus Piece» am Abyss-Festival gefreut. Irgendwann sassen wir einfach da, alle Pläne gestrichen, aber so ging es wahrscheinlich allen: Wo andere Ferien gebucht hatten, waren bei uns halt Konzerte geplant. Je mehr wir uns im Vorfeld gefreut haben, desto enttäuschter waren wir im Nachhinein. Aber die Gründe für die Absagen waren ja verständlich.

Konnten die Festivals euch etwas Entschädigung bieten? z.B. einen Slot in der kommenden Ausgabe?
Die Festivals sitzen da im selben Boot wie die Musiker, auch dort flossen etliche Stunden Arbeit in etwas, das für manche der Beteiligten der Höhepunkt des Sommers hätte werden sollen. Am Schluss musste die Reissleine gezogen werden, in der Hoffnung den Schlammassel finanziell irgendwie durchzustehen. Glücklicherweise sind viele Veranstalter überzeugt, die Konzerte und Festivals zu verschieben oder neu aufzusetzen, wenn irgendwie möglich. Wir werden einige der abgesagten Konzerte und Festivals in gleicher oder neuer Form nächstes Jahr spielen, jedoch ist noch unklar wie das genau ablaufen wird. Da es für alle in der Musikszene schwer ist, stellen wir da auch keine Anforderungen an unsere Mitmenschen, an Motivation mangelt es nach dieser Zwangspause glaube ich bei niemandem.

Wie geht es bei euch nun weiter? Sind bereits wieder Konzerte für Herbst/Winter geplant?
Wir werden im Herbst einige kleine Konzerte Spielen, in welchem Ausmass ist jedoch noch unklar, da viele Lokale finanzielle Probleme haben, Corona immer noch so ein bisschen da ist und zuerst wieder Konzerte komplett durchorganisiert werden müssen. Es sind aber einige Sachen in Planung.

Was steht bei euch in Zukunft sonst noch an?
Seit heute ist unsere neue 7″-Split-Single bei «Blindsided Records» erhältlich. Wir haben der Platte zwei neue Songs beigesteuert. Auf der anderen Seite der Platte sind zwei Songs von «Voidcrawler», einer befreundeten Band aus Rotterdam, welche wir auch sehr empfehlen können. Momentan arbeiten wir noch an einem eigenen Album. Der genaue Zeitpunkt, wann das Album herauskommen wird, ist noch nicht bekannt. Wir wissen jedoch schon, welche Songs wir einspielen werden, und aufgenommen wird im Verlauf des Sommers, es ist also momentan einiges im Gange.

Der Vielseitigste unter uns Bloggern – und der direkteste. Er sagt, was er sieht und versucht es gar nicht erst in Watte zu packen. Trotzdem ist er kein Pitbull, sondern eher ein Schosshündchen, das bei den Tönen der Ochsner – Sven, wie viele Konzerte hast du von denen schon auf deiner «Erlebt-Liste»? – weich wird. Er steht selber gerne Theater spielend auf der Bühne, organsiert Anlässe im Kreuz, das Kofmehl ist bitzli sein zu Hause – und wenn wir Infos zu Solothurner Newcomern brauchen: Sven hat sie.