zmitz-Bloggerin Mirjam Staudenmann sitzt kulturtechnisch langsam etwas auf dem Trockenen. Deshalb hat sie sich ins Auto gesetzt und ist damit ins Autokino der 1881-Kantine gefahren. Ob dieses Erlebnis ihren Kulturdurst nach der Trockenperiode wieder beträufeln konnte?
Über 4000 Autokinos soll es – gemäss Wikipedia – in den 50er und 60er in den USA gegeben haben. Ich war noch nie in einem. Dinge, die man im Auto tut (ausser es zu fahren), erschienen mir bisher eher unnötig: Drive-in-Restaurants gehören genauso dazu, wie Drive-in-Kinos. Doch wie wir wissen, ist zu Zeiten von Corona alles ein bisschen anders.
Und das ist gut so. Denn dank der Autokino-Idee bringt die Kantine 1881 auf dem Attisholz-Areal seit Mitte Mai etwas Filmkultur ins staubtrockene Kultur- und Ausgangsleben. Es funktioniert genauso, wie ich mir das in den USA der 60er vorstelle: Die Zufahrt führt (von Luterbach her) über ein düsteres Industrieareal. Querfeldein fährt man dann dem Säureturm entgegen, um sich dann nach einer kurzen Anmeldung vor einer Leinwand bzw. einem Bildschirm aufzureihen. Nur das offene Cabriodach fehlt bei meinem Auto – ist vielleicht auch besser so: An diesem Abend regnet es in Strömen.
Beim Einschalten der Warnblinker kommt der Service und serviert wahlweise Hamburger, Salat oder Pommes Frites (in meinem Fall alles zusammen) und über den richtigen Radiosender wird der Ton eingestellt. Mein gewählter Film am Donnerstag passt perfekt zum Autokino-Erlebnis: «The Big Lebowski» – zwar nicht 60er, aber genauso trashig, wie Autokinos sein müssen. Bis am 20. Juni kann man (immer donnerstags bis sonntags) weitere (vorwiegend ältere) Filme sehen. Es lohnt sich und tröstet tatsächlich über die lange Trockenperiode hinweg. Nur ein offenes Cabriodach eines alten Chevrolets (bei Sonnenschein versteht sich) könnte das Ganze noch besser machen.
Man muss sich auf der Website des Emmenparks anmelden. Am besten früh! By the way: Der Besuch ist gratis.
Noch mehr Trash? Die amerikanische Fotografin Lindsey Rickert hat verlassene Autokinos in den USA besucht und fotografiert: http://www.lindseyrickert.com/drive-in-theaters
Seit der ersten Stunde bei zmitz dabei, ist sie sich bewusst, dass Kultur nicht immer allen gefallen muss. Sie aber weiss, was ihr passt. Soll nicht heissen, dass sie auch einmal über den Tellerrand ihrer eigenen Kultursuppe hinausblickt und Dinge erkundet, die nicht unbedingt ihr Ding sind. Ihr Herz schlägt für Musik – ob ab Bühne oder Konserve – und vor allem für alles, was nicht so ganz in ein Schema passen mag. Und weil sie im Hintergrund aktiv mitdenkt, bleibt zmitz nicht so gut wie ehedem, sondern wird stets besser.