zmitz-Bloggerin Myriam Brotschi Aguiar ist stolz auf «ihr» Kunsthaus in Grenchen. Sie liebt grundsätzlich Museumsatmosphäre und sie liebt es, auf den Grund der Kunstwerke zu blicken. Deswegen besuchte sie das Gespräch mit der Künstlerin Aline Stalder und hält hier Rückschau auf 60 Minuten intensiven Austausch.
Bildlegende: Aline Stalder (Mitte, links von ihr Sarah Elser) sitzt in ihrer Installation, umgeben von interessierten Besucher*Inne*n des Gesprächs mit der Künstlerin.
Es war ein kleines Kränzchen, das am Mittwoch Abend im Kunsthaus Grenchen zum Künstlergespräch mit Aline Stalder zusammengefunden hatte. Dies störte aber keinesfalls. Im Gegenteil, es verlieh diesem Format Intimität und wo Intimität herrscht, fällt das Reden einfacher. Im Mittelpunkt des Interesses stand – oder sass – Aline Stalder. Sie bespielt zurzeit im Rahmen der Ausstellungsreihe «20 m²– Fenster ins Atelier von …» mit ihrer Installation «Tupperware» das Martin-Schenk-Kabinett in der Villa Girard. Bezaubernd und enthusiastisch eingeführt von Sarah Elser, (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin im Kunsthaus Grenchen, Kuratorin der Ausstellung IMPRESSION 2019) erzählte Aline Stalder, wie sie die Zeit ihres Atelierstipendiums erlebt hatte, wie die Weltstadt Paris und die Absenz der Natur auf sie wirkten. Aline Stalder: «Es war tatsächlich so, dass ich die Natur im winterlichen Paris mit den grauen Fassaden derart vermisste, dass es mich immer wieder ins „Musée de la Chasse et de la Nature“ zog. Dort traf ich zum ersten Mal auf die „Echassiers Landais“.» Dieser Begriff steht für Männer, die mit Gascogenstelzen ausgestattet waren und so nonchalant über ihre im kahlen Moorland verstreuten Schafe wachten. Dabei vertrieben sie sich die Zeit mit Stricken. Im 19. Jahrhundert verschwanden diese Hirten, Aline Stalder würdigt sie in ihrem Werk.
Dieses hatte mich bereits an der Vernissage im vergangenen Dezember vom Fleck weg begeistert: seine verspielte Konsequenz, die Liebe zum Detail, das Handwerk – Aline Stalder erschafft Mixed-Media Kunstwerke – sie töpfert, schreinert, strickt, lässt ihre Kunst organisch wachsen. Obwohl sie ihre Werke auf eine solide recherchierte Basis stellt, arbeitet sie intuitiv und prüft bis zum Schluss die Wechselwirkung Objekt /Raum. Der Austausch unter den Teilnehmern machte einmal mehr deutlich: Ein Kunstwerk kann in jedem Individuum etwas Anderes auslösen. Jede und jeder hat seine ganz eigene Perspektive, seinen eigenen Blick. Das ist, für mich, das wohl wunderbarste an Kunst. Warum dieses archaische Werk «Tupperware» heisst, findest du am besten selbst heraus. Die Installation ist noch bis zum 23. Februar 2020 zu bewundern.
«IMPRESSION 2019» & «20m2 – Fenster ins Atelier von Aline Stalder» sind noch bis zum 23. Februar 2020 zu besuchen.Finissage Sonntag, 23.2.2020, 15.30 Uhr, Sonntagsführung durch die IMPRESSION 2019 mit Claudine Metzger, Sarah Elser und den anwesenden Kunstschaffenden. Anschliessend Apéro. kunsthausgrenchen.ch
Sie ist eine Frau des Wortes und des bewegten Bildes. Denn Kino kanns Myriam so richtig antun. Immer mal auf Reisen, weiss die Grenchnerin aber auch bestens Bescheid, was in ihrer Hood geht. Immerhin ist sie bestens verwurzelt. Und wenn sie hier über einen Anlass bloggt, schafft sie es, den Leser oder die Leserin auf einen kleinen Exkurs in Träumerei mitzunehmen. Dies aber nicht, ohne ihn oder sie auch sanft wieder auf den Boden der kulturellen Realität zurückzuführen.