Bloggerin Dominique Niklaus hat auf Empfehlung am TOBS das Musical Sweeney Todd besucht. Eine düstere Komödie – und der Grund dafür, dass unsere Bloggerin vorläufig keine Lust mehr auf Meat Pies hat.

Vielleicht mögt ihr euch erinnern, kürzlich waren Daniel und ich im Stadttheater Solothurn, um Antigone zu schauen. Kein einfaches Stück für Theateranfänger, uns wurde deshalb im Nachgang das Musical Sweeney Todd empfohlen. Der Film von Tim Burton ist einigen vielleicht ein Begriff, Johnny Depp spielt dort als rachsüchtiger Barbier die Hauptrolle. Dass der Film eigentlich auf einem Stück für die Bühne basiert, wusste ich wiederum nicht. Derzeit wird das Musical nun am TOBS gespielt, der Weg führte dieses Mal aus terminlichen Gründen ins Stadttheater Biel. Kein unbekannter Weg für mich als Bielerin, mein erstes Theaterstück habe ich dort gesehen, damals in der Schulzeit, lang ist es her. (Ein Stück von Dürrenmatt war es, die roten Schuhe sind noch in bester Erinnerung. In der Erinnerung sind sie jedenfalls rot.)

Doch zurück zu Sweeney, oder Benjamin Baker, wie er richtig heisst. Er wurde um Frau und Kind betrogen, musste 15 Jahre in eine australische Strafkolonie und kehrt nun mit neuem Namen nach London zurück, um sein Unrecht zu sühnen und seine Tochter aus den Fängen des korrupten Richters Turpin zu befreien. Er übt wieder seinen Beruf als Barbier aus, reihum schlitzt er Widersachern die Kehle durch und überlässt die Leichen Mrs. Lovett, der Fleischpasteten-Bäckerin. Es ist eine karge Zeit in diesem viktorianischen London, Fleisch teuer und rar, und schon bald floriert der Pie Shop an der Fleet Street wieder. Es gibt kein Happy End, mehr sei hier nicht verraten.

Ich würde es als düstere Komödie bezeichnen, der Komponist Stephen Sondheim beschreibt es als eine «Schwarze Operette». Einerlei, es ist ein grossartig inszeniertes, gespieltes und gesungenes Spektakel, soweit ich das als Laie beurteilen kann. Die Besonderheit der Aufführung ist, dass das Orchester im Hintergrund auf der Bühne spielt und so das Schauspiel in den Vordergrund und näher ans Publikum rückt. Das Bühnensetting ist einfach, zwei grosse, mobile Käfige, die für die unterschiedlichen Szenen entsprechend inszeniert werden. Diese Einfachheit des Bühnenbildes setzt die Darsteller zusätzlich in den Fokus, sie sind zum Greifen nah, was das Ganze im Sinne des Stückes noch grusliger macht.

Wir mussten uns einzig auf die Sprache einstellen, das Musical wird gänzlich auf Englisch aufgeführt, doch wird das Stück auf den Bildschirmen im Raum übertitelt. Kurzum, es war ein interessanter Abend, wie Daniel sagen würde. Ich esse jedenfalls vorerst keine Meat Pies mehr.

Weitere Spieldaten untenstehend. Infos dazu gibt es zudem hier.

Aufführungsdaten Solothurn
Do 09.01.20 19:30
Sa 11.01.20 19:00
Sa 01.02.20 19:00
Mi 05.02.20 19:30

Aufführungsdaten Biel
Di 07.01.20 19:30
Mi 15.01.20 19:30
Fr 17.01.20 19:30
So 23.02.20 17:00
Di 25.02.20 19:30

 

Was Dominique bringt, hat Hand und Fuss. Ab der eigenen Neugier überrumpelt, ist sie auch mal für Ungewohntes zu haben und scheut sich nicht, ihre Meinung kund zu tun. Vor einigen Jahren frisch nach Solothurn gezügelt, hat sie sich sofort in die Stadt und ihr Kulturleben verliebt. Sie bewahrt sich aber den Blick der Zugezogenen, der den komplett verblendeten Einheimischen manchmal abgeht. Und das ist gut so.