Alljährlich laden die Singknaben zur Aufführung von Bachs «Weihnachtsoratoriums» ein. Mit welchen Herausforderungen so eine Aufführung gerade bei einem Knabenchor verbunden ist, hat unsere Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken im Gespräch mit  Chorleiter Andreas Reize erfahren.

«Alle Jahre wieder» – das Weihnachtsoratorium der Singknaben in der Jesuitenkirche in Solothurn ist einer der Traditionsanlässe in der Adventszeit. Für mich gehört ein Besuch einer Aufführung inzwischen auch zur Tradition. Besonders gerne sitze ich in der Nähe der Ambassadorenkrippe, die aktuell auch wieder in der Jesuitenkirche aufgebaut ist. So hat man vorne die Musik und auf der Seite die Krippe, die für mich beide sinnbildlich für die Vorweihnachtszeit geworden sind.

«Alle Jahre wieder», wird das nicht irgendwann langweilig? Für mich als Besucherin keinesfalls. Denn Bachs Werk besteht eigentlich aus sechs Kantaten. Würde man alle sechs zur Aufführung bringen, wäre das mehr als abendfüllend. So wählt Andreas Reize im Wechsel jedes Jahr drei Kantaten aus. Die erste ist gesetzt: Würde die Aufführung nicht mit «Jauchzet, frohlocket» beginnen, würde das Konzept schon vom ersten Ton an nicht aufgehen. Dieser kraftvolle Start ist unglaublich beeindruckend.

«Alle Jahre wieder» … die alljährliche Aufführung ist aber auch für den Chor und das Orchester nicht langweilig und schon gar nicht Routine. Einerseits eben, weil die Kantaten immer wieder wechseln. Andererseits auch, weil der Chor Jahr für Jahr Veränderungen mitmacht. Bei den Singknaben müssen diejenigen pausieren, bei denen Stimmwechsel eingetreten sind. Neue, zum Teil noch sehr junge – der Jüngste ist in diesem Jahr neun Jahre alt – rücken in den Reihen der Sopran- und Altstimmen nach. «Änderungen gibt es in jedem Jahr», so der Chorleiter Andreas Reize, «aber in diesem Jahr sind sie besonders ausgeprägt, weil wir viele neue Singknaben bei den Knabenstimmen haben und auch bei den Männern einige das schwierige Werk zum ersten Mal singen. Dazu haben wir nun insgesamt drei Männerstimmen, die in der Kopfstimme als Altus im Chor mitsingen, so wie es auch bei den englischen Knabenchören gepflegt wird. Das alles erfordert nicht nur viel Einsatz in der Stimmbildung und Konzertvorbereitung, sondern auch in der Integration des Nachwuchses.»

Auch wenn das Thema Stimmbruch/Stimmwechsel in einem Knabenchor normal ist: Die Situation hat sich im Laufe der Zeit unglaublich verändert. «Zu Bachs Zeiten, hatten die Knaben etwa mit 17 Jahren den Stimmwechsel. Heute tritt die Mutation meist im Alter zwischen 12 bis 14 Jahren ein», weiss Reize. Aber es sei grundsätzlich einfach so, dass er rund alle vier Jahre mit einem fast komplett neuen Chor zu arbeiten habe: «Die Vorbereitungen auf das Oratorium sind nie langweilig, sondern immer von vielen Veränderungen geprägt.»

Wie sich der Chor in diesem Jahr in das Werk Bachs einfühlen konnte, kann man am Wochenende hören. Am Samstag wird das Oratorium um 19 Uhr, am Sonntag um 17 Uhr aufgeführt.

Infos zu weiteren Konzerten sowie zum Vorverkauf findet man hier.

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.