Am Freitag gastierte die Band «White Page» in der Kulturfabrik Kofmehl. Sekundiert wurde sie von den Lokalmathadoren «Ta Mère», die Headliner-Band hingegen kommt aus einer ganz anderen Ecke: aus Afghanistan. Sie erlaubte dem Publikum einen Einblick in ein geschundenes Land. Mit dabei war auch zmitz-Neo-Bloggerin Vera Brotschi.

 

Der Abend beginnt mit der Solothurner Band «Ta Mère». Ich habe schon auf vielen ihrer Konzerte getanzt und werde wohl nie genug davon kriegen. Ihre Musik zeichnet sich aus durch einen Mix von Indie-Rock und Funk, welchen sie mit Space-Sounds aus dem Synthesizer hinterlegen. Das Konzert ist wie immer energiegeladen und gerissener Saite zu Trotz, spielt Mauro (Gitarrist und Sänger) unbeirrt weiter, ohne sich was anmerken zu lassen. Über eine Stunde lang lasse ich mich von ihrer Musik mitreissen, und fühle mich wie beim ersten Mal, als ich sie hörte. Auch sie hatten vor Kurzem ihre Plattentaufe zur EP «Add Some Juice» im Kofmehl. Nun unterstützen sie ihre Freunde der Band «White Page».

Von «White Page», um deren erste Plattentaufe es sich handelt, habe ich bisher noch nichts gehört. Leider. Diese Jungs sollten gehört werden! Denn nicht nur ihre mit afghanischen Einflüssen ertönende Rockmusik an sich ist der Knaller, sondern auch ihre Hintergrundgeschichte und somit die Message, die sie mit sich herumtragen und während der Taufe auch wirkungsvoll auf das Publikum übertragen. Die Band besteht aus vier Afghanen, dem Sänger und Gitarristen Maqsood Sadid, dem Gitarristen Hojat Hameed, dem Drummer Reshad Afzali und dem Bassisten Ratib Ramish, welche bis auf den Bassisten seit fünf Jahren in der Schweiz leben.

Den Bandnamen finde ich passend gewählt; Er beschreibt eine neue, leere Seite, welche sie nach schwierigen Zeiten in ihrem Heimatland aufschlagen, um die schönen Momente in Afghanistan hervorzuheben, all ihre Gedanken nochmal loszuwerden und die «black pages» hinter sich zu lassen. Ersichtlich glücklich hier zu sein und ihr erstes Album in die Welt zu erlassen, erzählt der Sänger davon, dass viele Schweizer seinen Namen «Maqsood» nicht richtig aussprechen können und stattdessen «Machsgut» sagen. Solch kleine Wortwitze kompensieren die sonst eher ernsthafte und belastende Thematik ihrer Texte.

Denn ihre Message ist ganz klar und entspricht dem Namen des Albums: «F*ck The War». Mit kleinen Inputs zwischen den Liedern macht der Sänger uns auf die Lage in ihrem Heimatland aufmerksam. Er liest den Text einer Freundin vor, in dem sie ihr Heimatland Afghanistan in seiner Leere, dem Hass, Krieg und der Wut beschreibt, als Land der Blumen, das keine Blumen kennt. Als Land der Tränen und Wunden. Es wird kurz ruhig im Raum. Diese Worte müssen erst einmal verdaut werden. Mit dem letzten Song, einem Cover der Band «Rage Against The Machine», heizen sie den bis hinten gefüllten Raum aber nochmal so richtig auf, mischen sich unter uns und lassen all ihre Emotionen zum Text «I won’t do what you tell me» frei.

Mir hat sich an diesem gelungenen Abend eine Band mit grosser Authentizität und Sympathie gezeigt, welche die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit, Lebensfreude und Passion gefunden hat. Und werde sie definitiv wieder sehen wollen.

Das Nesthäkchen in unserem «Club». Eigentlich ist sie Grenchnerin – und auch noch mit ihrer Stadt verbunden. Trotzdem ist der Lebensmittelpunkt etwa ostwärts gerückt. Sie mag Tanz, ist aber auch offen für andere Bereiche, wie zum Bespiel Akrobatik, Varieté, spontane Live-Musik oder auch die Bildende Kunst – und wir sind schon gespannt, was für Sichtweisen sie uns in den kommenden Blogbeiträgen eröffnen wird. Willkommen an Bord!