Unser Blogger Ruedi Stuber hat vergangenen Woche die CD-Taufe von Dülü Dubachs «Supersiech» angehört – und sich von der Musik «transportieren» lassen.
Wie eine Weihnachtsdekoration mit vielen Lämpchen, die Instrumente stilvoll auf der Bühne drapiert, an der Rückwand gross das CD-Cover mit einem alten Traktor, auf dessen Steuerrad ein Pirol sitzt: Vor dieser Kulisse präsentieren Dülü Dubach und «Supersiech» ihre neueste CD «Plange». Der Kreuzsaal gerammelt voll. Erwartungsfrohes Publikum quer durch alle Lebensalter.
Von der Quantität her kommt «Plange» mit 10 Titeln eher schmalbrüstig daher. Die Qualität setzt hingegen Massstäbe. Raffinierte Kreation und einfallsreiche Interpretation der Songs bewegen sich Arm in Arm. Überraschend, dass der Titelsong, in dem es um Sehnsucht, um Dürsten, um Verlangen geht, rhythmisch schnell und pfiffig daherkommt, wogegen der Inhalt doch eher einen Slow verheisst. Überraschend auch all die Bilder und skurrilen Vergleiche, Wortwitz, Sprachkaskaden und die unverbrauchten Reime, die Dülü Dubach zu dichten Kunstwerken verarbeitet. Mal sieht er sich als Pedalo-Vermieter auf dem Weissenstein, ergötzt sich an einem Schwarm von 100’000 Krähen oder tut sich schwer mit dem Entscheid zwischen Kapsel- oder Bohnenkaffee. Die Brillanz der Texte zeigt sich am besten in den Liebesliedern, wo er abgewetzten Klischees auf seine Weise mit Eleganz aus dem Weg geht.
Die Leute im Publikum haben übrigens an der Kasse eine gelbe «Supersiech-Tasche» erhalten, die – wie sich zeigen wird – für den Heimtransport der frisch erworbenen CDs (Plural!) gedacht ist.
Wenn die Texte Inhalt sind, ist die Musik ihr Transportmittel.
Im weiten musikalischen Spektrum des Abends bewegen sich die Künstler locker durchs Repertoire. Jeder glänzt mit virtuosen Soli. Es fliesst, es rollt, es perlt. Man nimmt die Vier als eingespieltes musikalisches Kollektiv wahr, das Dülüs Texte wirkungsvoll veredelt. Michu Leuenberger am Kontrabass strahlt Ruhe aus, legt subtil den Boden in den tiefen Lagen, kommentiert träf und schlagfertig seine Kollegen. Thomi Christ, einfühlsamer Pianist bei den Liebes-Balladen, Gitarrist und Aufnahmetalent im Studio, hat den Sound, wie seine Kollegen versichern, meisterlich und fachmännisch abgeschmeckt. Und Tobi Knuchel schlägt mit grosser Lockerheit auf seine Trommeln ein, bäselet gefühlvoll drauflos und reizt die Möglichkeiten der Perkussion in variantenreichen Rhythmen aus. Als Zeremonienmeister nimmt er mit augenzwinkerndem Pathos den Taufakt vor.
Bereits bei der Drübereingabe stellen Dülü Dubach und seine Supersiechen ein Stück vor – und wer kann das schon? – das auf ihrer nächsten CD, ihrer fünften, zu hören sein wird. Und das begeisterte Publikum weiss schon nach wenigen Akkorden, dass es auch die nächste CD-Taufe auf keinen Fall verpassen darf.
Mein Favoriten-Titel: «Choch» ?
Ruedi, der heimliche Spiritus rector von zmitz. Denn es gibt nichts, was der längstjährige Kulturtäter und Musiker nicht kennt. Haben die Jungspunde im Team eine Idee, Ruedi weiss, wer mehr Infos hätte oder wen man einbeziehen sollte. Und im Zweifelsfall sind die damals auch bei ihm zur Schule gegangen. Der bekennende Kleinkunstliebhaber ist ganz gross, wenn es um das hiesige Kulturschaffen geht.