Am Samstag hat in Grenchen die 5. Kulturnacht stattgefunden. Unsere Bloggerin Lucilia Mendes von Däniken hat eine Auswahl an Kulturhäppchen genossen – und hofft, dass der Anlass in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit erhält.

 

Selbst wenn man sich zu Hause einen Plan für die Kulturnacht zurecht legt, am Schluss folgt man dem Gefühl, bleibt irgendwo hängen, lässt etwas aus und macht Platz für Unerwartetes. Während vor drei Jahren unsere Grenchner Kulturnacht im Kunsthaus startet, marschierten wir diesmal daran vorbei. Wurde bei der letzten Kulturnacht hinter dem Haus fleissig gewerkt , sah man diesmal weder hinter noch im Haus Leute. So zog es uns weiter zum Kultur-Historischen Museum wo meine jungen Begleiter eine Schatztruhe basteln wollten. Das Museum, welches nach einer Umbauzeit eine Woche vor der Kulturnacht erst wieder seine Tore geöffnet hat, wirkt frisch, modern und lädt ein zum bleiben. Es gibt viel zu entdecken und lesen, man erfährt dabei Spannendes über Grenchen und die Uhrenindustrie. Definitiv ein Museum für Jung und Alt.

Kultur-Historisches Museum

Doch wie es so üblich ist bei einer Kulturnacht: Lange verweilt man nicht an einem Ort. Weiter geht’s am Marc-Reist-Kunstwerk vorbei Richtung Parktheater. Obwohl die Türen zum Theatersaal geschlossen sind, schleichen wir uns in die Vorstellung, die vor wenigen Minuten begonnen hat. Auf dem Programm steht eine Auswahl an Liedern aus Musicals, vorgetragen von Tom Muster und Viviana Cali. Auf der Bühne stehen dann aber weit mehr Sängerinnen und Sänger sowie eine Pianistin. Unweigerlich fühle ich mich in meine Jugend zurück versetzt, als ich mit grossen Augen und ganz kribbelig die Konzerte von «Up with People» besucht und davon träumte, selber mal mit dieser Gruppe auf Tournee zu gehen.

Das schöne Wetter animierte uns dann zu einer kurzen Pause im schönen Park. Aber kaum hatten wir uns hingesetzt, lockten schon die ersten Töne von Zoey, der jungen Solothurner Singer/Songwriterin. Auf sie war ich besonders gespannt – und ihr Auftritt war umwerfend. Einzig den umstehenden Gästen hätte man mal die Leviten lesen sollen, war die Akkustik im Foyer vor dem Theatersaal sonst schon eher schwierig, so war es schlicht respektlos von den Leuten, so laut weiterzuplaudern. Ihr selbstsicherer Auftritt, ihre schönen Lieder und ihre tolle Stimmung hätten mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.

Zoey im Parktheater

Nächster Programmpunkt war die Lesung von Peter Brotschi in der Stadtbibliothek, die sich neu in der Alten Turnhalle befindet. Eine wunderschöne Lokalität mit sehr viel Charme. Brotschi hatte seinen Flieger-Roman «Biders Nacht» dabei. Er las nicht einfach nur daraus vor, sondern vermittelte in den 20 Minuten viel Geschichte und machte Lust auf das Buch – welches ich schon gelesen habe und gerne weiter empfehle (hier die Rezension).

Peter Brotschi liest in der Stadtbibliothek

Nach vier Gängen war mein Kulturappetit dann fast gesättigt. Zum Dessert erwies ich dann noch meinem Bloggerkollegen Ruedi Stuber die Ehre. Nur sechs Gäste hatten es zu seinem ersten Auftritt geschafft – unverständlich, ist er doch in der Region bestens bekannt und seine Auftritte sind immer mit viel Schalk verbunden und sehr kurzweilig. Er nahm es aber locker – und beim zweiten Auftritt zu späterer Stunde war der Raum in der Musigbar doch noch recht voll. 

Meine Zusammenfassung der Kulturnacht Grenchen:

Zahlen:
5 Lokalitäten, 5 Häppchen. Bei einem Veranstalter sind wir unverrichteter Dinge weiter, weil es so wenig einladend wirkte. Bei allen anderen fühlten wir uns willkommen und gut aufgehoben.

Mein Lieblingshäppchen:
Zoey, ganz klar! Die 14 Jährige – ist die echt erst 14??? – Solothurner Singer/Songwriterin hat mir Gänsehaut verschafft. Wie die junge Frau einfach so da steht, alleine, mit Gitarre oder am Klavier, selbstsicher ihre Lieder mit einer Hammerstimme vorträgt, bescheiden und doch so überzeugend: Einfach mega!

Appetitkiller:
Zu viele geschlossene Türen. Auch wenn der «Block» schon läuft: Offene Türen oder zumindest ein Türsteher, der einen begrüsst und Einlass gewährt, würden auch zu spät oder spontan Kommende zum Eintreten animieren. So bleibt man eher draussen stehen, man will ja nicht stören – und verpasst so eine tolle Darbietung. Und den Künstlern entgehen spannende Begegnungen mit den Besuchern.

Zukunft:
Für eine nächste Ausgabe wünsche ich mir mehr Abwechslung, vor allem auch für Familien. Die Stadt selber dürfte noch etwas mehr nach Kultur riechen – nicht nur in den teilnehmenden Institutionen. Und dem OK wünsche ich mir deutlich mehr Aufmerksamkeit. Man ist zwar mit rund 400 verkauften Badges zufrieden, wie die OK-Präsidentin (und zmitz-Bloggerin) Myriam Brotschi Aguiar verkündet. Aber meiner Meinung nach liegt da noch mehr drin: So viel Engagement hat definitiv einen grösseren Publikumsaufmarsch verdient. 

 

Ohne Lucilia wäre zmitz nicht zmitz. Denn im Jahr 2014 gründeten sie und Fabian den Kulturblog, um die vielseitige Kultur rund um Solothurn strahlen zu lassen. Aus langjähriger beruflicher Tätigkeit und purem persönlichem Interesse kennt sie die Kulturbetriebe der ganzen Region und denkt immer eine Nasenspitze weiter. Sie ist aber nicht nur Co-Leiterin der Redaktion, sondern auch Vizepräsidentin des Vereins zmitz.